Rudy Grayzell / Let's Get Wild
The Rockin'est Music! - The Craziest Stories!
Let's Get Wild - The Rockin'est Music! - The Craziest Stories! Spielzeit: 82:55
Medium: CD
Label: Bear Family, 2010 (1953-1959)
Stil: Rockabilly


Review vom 15.05.2010


Wolfgang Giese
Auf 27 Seiten wird uns im Booklet die Geschichte dieses Musikers erzählt. Als Rudolfo Jiminez wurde er am 8.6.1933 in Texas geboren.
Zwischen Sommer 1953 und 1959 sind diese Aufnahmen eingespielt worden, das meiste für Capitol und Starday. Darunter sind seine ersten Sessions, in Lousiana eingespielt. Die grundsätzlich im Bereich Rockabilly anzusiedelnde Musik weist Spuren von mexikanisch-spanischen Einflüssen, Country, Doo-Wop und Rhythm & Blues auf.
"Let's Get Wild', so geht's los, ganz im Stile der wilden Rocker auf Sam Phillips' Sun-Label. Charlie Harris spielt die schneidende Leadgitarre, The Imperials sorgen für den 'Vocal Chorus' und mit den stampfend-polternden Drums gibt das eine richtig heiße Mischung. Doch schon der nächste Titel ist eher im Genre des 'Doo Wop' anzusiedeln (»wah-wah-wah-wah-wah-do-do-do-do«). Göttlich, wie Grayzell einen wahren 'Schmachtfetzen' hinlegt. Dieser Bursche scheint vor Leidenschaft und Energie platzen zu wollen.
Und das geht munter so weiter, Rockabilly pur auf 'You're Gone", genau wie der kleine Hit "Duck Tail" aus 1956, der zu den Klassikern des Rockabilly zählt. Was die Musik neben dem leidenschaftlichen Vortrag auszeichnet, ist diese Frische und Spontaneität, diese Freude, die der Künstler transportiert, der Mann hatte 'Feuer im Blut', Hispano-Feuer! So gilt er als erster 'Hispano-Rocker' der Musikgeschichte.
Seine kraftvolle Stimme 'klopst' ein wenig auf "Please Big Mama", ein swingender Titel, bei der sich der Drummer auch mal verschlägt, und wo es plötzlich jazzig wird. Ja, es swingt, und Saxofon und Gitarre geben jeweils ein kleines Solo zum Besten, der Künstler firmiert hier und bei drei anderen Stücken unter dem Namen Rudy Gray. Auch diese Einspielungen heben sich etwas ab durch ihre Jazzanklänge, mitunter eben auch Western Swing.
Aber auch viele der anderen Aufnahmen hatten es gemein, neben rockendem Ambiente ein oft swingendes zu bieten.
Diese Musik scheint genau 'dazwischen zu passen', zwischen das, was Country/Rockabilly-Stars wie Carl Smith, Musiker wie Elvis Presley oder Carl Perkins vorlegten. Grayzell bringt als Ergänzung seine Art der Musik mit ein. Für das eben erwähnte Sun-Label spielte er auch 1957 einige Aufnahmen ein: die Tracks 15-17,19, 20. Diese sind geprägt durch die prägnante Gitarrenarbeit von Roland Janes, dem 'Rockabilly Guitarman'.
Er zählte zur Hausband des Studios und war neben Scotty Moore einer der prägenden Musiker, den man auf sehr vielen Aufnahmen von Jerry Lee Lewis hören kann.
Auf "Judy" wird 'Elvis The Pelvis' übrigens textlich erwähnt!
Rudy war wohl gut bekannt mit Elvis Presley, auch belegt durch ein gemeinsames Foto im Booklet. Der 'King' soll ihn liebevoll 'Tutti' genannt haben. Als weiterer guter Bekannter wird Doug Sahm (Sir Douglas) genannt, der in noch jungen Jahren mit Rudy musizierte.
Die Kompilation schließt zeitlich mit zwei Aufnahmen für das Label Award Records, aufgenommen 1959 in Oakland, Kalifornien. Hier sind das die Titel 21 und 32, letzterer eine kurze Abhandlung über das 'F.B.I.' und die Aufzählung einiger berühmter Gangster, die von 'Mr. Hoover' gejagt wurden (»John Dillinger was public enemy number one«). Ein lustiger Abschluss.
An dieser Stelle einmal meine Frage an die Verantwortlichen bei Bear Family: Warum werden die Titel nicht wie in der Diskografie auch chronologisch in der Spielfolge geboten? Ich halte das so für etwas verwirrend.
Ein späteres Comeback des Künstlers gab es mit einer Session im Jahr 1987. 1990 tauchte er in Europa auf und spielte auf Festivals. 1991 und 1998 gab es weitere Plattenaufnahmen. Gerade erst in diesem Jahr soll er beim 'Viva Las Vegas'-Festival vom 1.-4.April aufgetreten sein. Als »Rockabilly Hall of Famer Rudy Tutti Grayzell« war er dort angekündigt worden.
Ich halte die Veröffentlichung für eine sehr wertvolle 'Ausgrabung' von hohem Wert, denn dieser Musiker war ein sehr individueller in der damaligen Szene, nur wird man das heute, mit Abstand, erst so richtig bemerken.
Line-up:
Rudy Grayzell [Rudy Gray] (vocal, rhythm guitar)
Tommy Bishop (lead guitar)
James Clayton 'Jimmy' Day (steel guitar)
Don Davis (bass)
Kenny Hill (bass)
Kenneth 'Little Red' Hayes (fiddle)
Floyd Cramer (piano)
Jim Reeves (rhythm guitar)
Ace Lewis (percussion)
Charlie Harris (lead guitar)
Wayne Wood (steel guitar)
Joe 'Junior' Pruneda (bass)
Bobby Brown (bass)
Gerald Carnes (drums)
Kermit Baca (drums)
'Rusty' Hornbeak (fiddle)
Greg Nanus (piano)
Ernie Cortez (saxophone)
Herb Remington (steel guitar)
Harold F. 'Hal' Harris (guitar)
Ernie Hunter (fiddle)
Earl Caruthers (fiddle)
Charles 'Doc' Lewis (piano)
Dave Sullivan (lead guitar)
Roy McMeans (drums)
The Imperials (vocal chorus)
Roland Janes (guitar)
Dick Ketner (bass)
Otis Jett (drums)
Jimmy Smith (piano)
Tony Kay (piano)
Al Caffigan (saxophone)
The Sparkles (vocal chorus)
Tracklist
01:Let's Get Wild [Complete Version] (2:48)
02:I Love You So (2:09)
03:You're Gone (2:00)
04:Duck Tail (2:32)
05:Ja-Ga-Lee-Ga (2:17)
06:You Hurt Me So (2:56)
07:Please Big Mama (3:03)
08:Yes Daddy Yes (2:28)
09:There's Gonna Be A Ball (2:48)
10:You Better Believe It (2:19)
11:Ca-razy! (2:37)
12:My Spirit Is Willing (2:41)
13:Hearts Made Of Stone (2:58)
14:Be Mine Forever (3:02)
15:Judy [2] (2:15)
16:Remember When (2:03)
17:Judy [3] (2:08)
18:I Won't Be The Fool (2:02)
19:Judy [master] (2:04)
20:I Think Of You (2:32)
21:You'll Be Mine (2:31)
22:It Ain't My Baby [And I Ain't Gonna Rock It] (2:41)
23:The Moon Is Up [The Stars Are Out] (3:01)
24:Ocean Paradise (2:46)
25:Bonita Chiquita (2:32)
26:I'm Gone Again (2:56)
27:The Heart That Once Was Mine (2:40)
28:Looking At The Moon And Wishing On A Star (2:53)
29:Day By Day (2:18)
30:Should I Ever Love Again (2:33)
31:Jag-Ga-Lee-Ga [alt] (2:14)
32:F.B.I. Story (3:05)
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