So unbequem, wie
Getz oft im Privatleben gewesen sein soll, so hat er sich auch manchmal in seinem Spiel ausdrücken können, selbst wenn er sicher zu den eher angenehmen und weich im Ton agierenden Saxofonisten zählte. Gespannt war ich auf eine der schönsten Balladen von
Thelonious Monk oder der Jazzgeschichte überhaupt - ich meine "'Round Midnight". Gut, diese Interpretation hat insgesamt nicht die Faszination wie in den verschiedenen Versionen des Komponisten oder ganz besonders jener von
Miles Davis, doch gibt es hier für mich ein kleines Schmankerl: Nämlich das zarte und gefühlvolle Gitarrensolo eines gar nicht so bekannten Gitarristen, von
Jimmy Gourley. Zu jener Zeit lebte der Amerikaner gerade in Paris, wo er die dortige Jazzszene sehr bereicherte. Bei den schnelleren Aufnahmen zeigt der Drummer
Kenny Clarke eindrucksvoll, dass er zu den besten seines Fachs zählte.
Getz selbst sprüht bei diesen Titel oft regelrecht voller Elan und zeigt seine innovative Spielweise häufig beeindruckend auf.
Die letzten vier Aufnahmen verfügen leider nicht über die bei den ersten neun Stücken vorhandene, relativ gute Klangqualität, auch wenn es dort gelegentlich knistert (LP-Überspielung?). Letztlich haben sie aber einen hohen Raritätenwert und schließlich ist die Musik noch zufriedenstellend hörbar und leidet nicht unter grottenschlechter Bootleg-Qualität. Mit der Ballade "Fontessa" schließt sich ein Reigen sehr guten Jazz' im typischen Gewand jener Tage. Wie gerne wäre ich zu jener Zeit dabei gewesen. Immerhin hatte ich Gelegenheit, Stan Getz viel später live zu erleben - er war ein echter 'Typ'!