Noch einmal zur Erinnerung: Am 13. Mai vergangenen Jahres kam das Publikum des Pumpwerks in Wilhelmshaven bereits in den Genuss einer Live-Show des Hitlieferanten Albert Hammond. Als Folge dessen wurde - sicher zur Freude der Konzertbesucher - genau dieses Konzert als erste Liveplatte des Künstlers, bald darauf im Format einer Doppel-CD, Songbook Live, veröffentlicht. Dieses Album mag wohl auch bewirkt haben, dass das Konzert vom 26. September vollends ausverkauft war. Das konnte ich nur begrüßen, stellt das auch eine verdiente Ehrerbietung an den nunmehr siebzigjährigen Musiker dar.
So freute ich mich auf einen weiteren entspannenden Abend mit hochwertiger Musik, voller Harmonie und Melodik. Der Meister trat mit der gleichen Band wie im Vorjahr an und dank der Angaben im CD-Booklet bin ich nun auch in der Lage, die Besetzung vollständig aufzulisten.
Die meisten der im letzten Jahr gesungenen Songs fanden auch diesmal wieder Einzug in das Programm, doch wurden viele nicht gespielt und durch andere ersetzt. Zum Beispiel gab Albert nun "These Are The Good Old Days" zum Besten oder "Brand New Day", seinerzeit die B-Seite von "I'm A Train", nach Aussage des Künstlers eines der Lieblingslieder seiner vierundneunzigjährigen Mutter. Und als er sie einmal morgens fragte, wie es ihr ginge, soll sie gesagt haben: »Well, I'm Here And It's A Brand New Day!« Überhaupt sollte auch wieder der Humor nicht zu kurz kommen, sowohl in den Ansagen und kurzen Geschichten und Anekdoten zwischendurch als auch bei der Musik, bei einem der Titel wurde kurzerhand "Rule Britannia" einbezogen.
Ferner gab es "New York City, Here I Come" und einige brandneue Lieder, deren Titel leider nicht vorgestellt wurden. Was mir jedoch sehr positiv auffiel, ist die Tatsache, dass diese neuen Songs ein ganz anderes Flair ausstrahlten und Hammond als sehr typischen Singer/Songwriter im akustisch orientierten Folkstil, mit einer wunderschön harmonischen Verflechtung zweier akustischer Gitarren, zeigten, sodass diese Atmosphäre verzaubern konnte und zumindest bei mir zu einer Gänsehaut führten. Später, auf Anfrage, ob diese neuen Stücke ein Hinweis auf eine neue CD seien und ob sie dort auch Verwendung fänden, antwortete er mit einem Lächeln kurz: »Maybe?«
Jedenfalls zeugen diese neuen Titel davon, dass der Musiker angesichts der unzähligen Hits, die er bereits für sich und andere geschrieben hat, noch immer in der Lage ist, wunderschöne neue Songs vorzulegen. Lieder mit einer Fülle von Harmonie, Melodik und Romantik. Wo wir gerade bei 'Gänsehaut' waren, so war es erneut auch "99 Miles From L.A." vorbehalten, diese zu erzeugen. Und dabei sei noch angemerkt, dass Albert und die Band mittlerweile zu einer traumwandlerischen Einheit zusammengeschmolzen sind. Da klappt jeder Break einwandfrei, alles scheint automatisch zu funktionieren, und dieses nicht etwa mit kalter Professionalität, sondern mit sichtbar vorgetragenem Enthusiasmus, so dass der Konzertsaal zu einer Spielwiese gelebter Emotionen wurde. Weiterhin ist des Protagonisten Gesangsvortrag noch einmal gereift. Ja, absolut sicher und kraftvoll trug er die Vielfalt seines Repertoires vor. Zudem imitierte er noch mit einem Augenzwinkern die gesanglichen Eigenarten von Julio Iglesias und Tina Turner bei den entsprechenden Songs ("To All The Girls I've Loved Before", "I Don't Wanna Lose You")
Bei kräftig rockenden Songs reckte auch mal der eine oder andere Vertreter der älteren Generation beherzt die geballte Faust nach oben. Da wurden noch einmal alle Energien mobilisiert - Energien, über die Albert noch offensichtlich locker verfügt, wunderbar, wie er das zweieinviertelstündige Konzert im Stück absolvierte und Lebensfreude pur zur Schau stellte. Dreimal sang der Großteil des Publikums voller Inbrunst mit und verwandelte den Saal in einen satten Soundteppich. Das war bei "The Air That I Breathe", wohl allen noch von den The Hollies bekannt, beim großen Hit von Starship "Nothing Gonna Stop Us Now" und natürlich erneut beim eigenen Erfolgstitel des Meisters, "It Never Rains In Southern California", der Fall.
Doch im Gegensatz zum letzten Mal war dieses nicht der letzte Song, denn als Zugabe gab es dieses Mal "Free Electric Band" und Albert entließ das teilweise völlig aus dem Häuschen geratene Publikum, um anschließend noch fleißig Autogramme zu geben und sich mit Fans fotografieren zu lassen. So warteten auch wir brav, allerdings bis zum Schluss, um noch einen kleinen Plausch zu halten.
Letztlich fühlte ich mich - zusammenfassend betrachtet - erneut mitgerissen von diesem Meer und der Fülle der so reichhaltigen und unterschiedlichen Melodien, die davon zeugen, dass Hammond einer der größten Songschreiber der Musikgeschichte ist. Deshalb sollte man ihn nicht dergestalt messen, wie ich es einem Bericht der örtlichen Presse entnehmen konnte, als »der kleine Mann in Schwarz.« Diesen Artikel aufgreifend, sehe ich es auch nicht so, dass seine Songs »radiotauglich und ohne Überraschungen« seien - es sei denn, man kennt jedes Stück im Detail. Dieses klingt für mich dann doch recht abwertend, denn die 'Überraschung' jedes Songs liegt für mich jeweils in diesen Einzelheiten, in den ausgefeilten Harmonien und den Arrangements, die allenfalls für solche Gimmick-Songs wie "Gimme Dat Ding" nicht zutreffen mögen.
Abschließend sei mir noch die Bemerkung erlaubt, dass dieses Konzert im Vergleich zum letztjährigen noch an Qualität zugelegt hat. Erneut vielen Dank an Reent Froehlich und das Pumpwerk-Team für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Albert Hammond (lead vocals, acoustic guitar)
Daniel Serrano Jimenez (keyboards, acoustic guitar, backing vocals)
Juanjo Melero (electric and acoustic guitars, backing vocals)
Txarlie Solano (bass, backing vocals)
Rafael Cruz (drums, percussion)
|