Die am 24. Januar 1972 in Los Angeles geborenen Rockröhre
Beth Hart dürfte für unsere Leser sicher kein unbeschriebenen Blatt mehr sein. Konnte sie doch durch die Kooperation mit
Joe Bonamassa hierzulande ihren Bekanntheitsgrad kometenhaft steigern. Hört man die Frau allerdings singen, stellt sich mir die Frage: "warum erst jetzt". Denn was die Pianistin und Sängerin abliefert hätte einen
Bonamassa für ihre Karriere eigentlich nicht nötig haben dürfen. Auf dem Album, das sich auf meinem Plattenteller dreht, beweist
Beth Hart ihre Klasse auch ohne große Namen im Line-up zu haben. Es handelt sich dabei um die Aufnahme des Auftritts im Amsterdamer Paradiso am 07. Mai 2004.
Die Qualität der Aufnahme lässt keine Wünsche offen. Die beiden LPs wurden in einen Pappschuber gesteckt, ohne auf die gefütterten Papierhüllen zu verzichten, die bei den Veröffentlichungen von dem Label Music On Vinyl zum Standard gehören. Auch Standard sind die Pressungen auf 180 Gramm schwerem Vinyl. Die Verarbeitung der Scheiben und des Covers sind gut, was leider nicht bei allen Vinyl-Veröffentlichungen, die mir in letzter Zeit so untergekommen sind, der Fall ist. Da habe ich oft das Gefühl, dass einige Label die schnelle Kohle wegen der steigenden Verkaufszahlen der LP wittern und allzu gerne auf Qualität verzichten. Aber ich schweife ab. Das Konzert vom Mai 2004 muss wohl ein ganz tolles gewesen sein, denn die Stimmung die die Platte verbreitet, ist spitze. Die Frau singt mit einer solchen Leidenschaft, dass sich einem oft die feinen Härchen im Nacken und an den Armen zu einer Gänshaut aufstellen.
Das Konzert fängt ruhig an, akustische Gitarre und eine Stimme zum Niederknien, die immer wieder an die verstorbenen
Janis Joplin erinnert. Auch am Piano weiß die Protagonistin zu überzeugen und so steigert sich das Konzert kontinuierlich, bis dann auch die elektrischen Gitarren, Bass und Drums dazu kommen. Von knackig rockig, über den Blues bis zu melancholischen Songs wird dem Zuhörer die ganze Bandbreite der Ausnahmekünstlerin geboten. Besonders hervorzuheben ist neben
Beth Hart der Gitarrist
Jon Nichols, der in der Lage ist mit seinen sechs Saiten unglaublich gefühlvoll zur tollen Atmosphäre des Konzertes beizutragen. Das bedeutet aber nicht, dass die Rhythmusgruppe dem nachsteht, denn auch
Tom Lilly am Bass und
John Nyman an den Drums machen einen guten Job. Die Live-Atmosphäre wird noch dadurch unterstützt, dass die Songs nicht nur aneinandergereiht wurden, sondern die Ansagen von
Beth auf den Aufnahmen belassen wurden.
Am Ende des Konzertes lässt die Band es mit dem
Led Zeppelin Klassiker "Whole Lotta Love" nochmal richtig krachen. Das Publikum ist voll dabei und läuft zur Ekstase auf. Noch nie habe ich so eine geile Cover-Version des Songs gehört. Das ist ganz großes Tennis.
Fazit: Man hat bei diesem Album das Gefühl, dass man mittendrin in der Konzerthalle ist, wenn man die Augen schließt. Genau so stelle ich mir eine gute Live-Platte vor. Da ist jeder Song ein Erlebnis. Ein Konzert ohne Tiefen aber mit Tiefgang. Einen Anspieltipp erspare ich mir deshalb auch.
Beth Hart "Live At Paradiso" gehört einfach in jede gute Plattensammlung. Eine ganz klare Kaufempfehlung für den rockorientierten Vinylsammler!!!