Gehauchte Stimme, akustische Gitarre, Celloeinsatz - sehr zurückhaltend beginnt die Platte des in Arizona ansässigen Singer/Songwriters
Chris Holiman. Einst, in den Achtzigern und Neunzigern, war er Frontmann einer Folk Pop-Band namens
River Roses, danach Mitglied von
35 Summers.
Mit "The Sailor's Daughter" liegt hier das zweite Soloalbum vor, dessen erster Titel auf mich ein wenig eintönig wirkt und eher durch Atmosphäre denn durch Abwechslung glänzt. Wie auch bei einigen folgenden Stücken hätte ich gern etwas mehr Engagement im Gesang, denn dieser erscheint mir oftmals etwas zu zurückhaltend. Die Akzente auf "Dark Night Through" setzt die verzerrte E-Gitarre, wodurch ein gewisser 'Independent-Hauch' aufkommt. Und so gefällt mir dieser Song auch schon viel besser, zumal er einen gewissen Wiedererkennungswert aufweist, was Anlass zur Hoffnung gibt. Diese wird dann auch erfüllt, nimmt die Musik doch langsam an Fahrt auf, und auf "Out Of Her Arms" beschwört der Einsatz der Violine eine heimelige Atmosphäre herauf. Es ist einerseits schön, dass dieses Instrument eingesetzt wird, andererseits schade, dass es nur auf diesem Stück ist.
So müssen andere Instrumente dafür sorgen, dass Abwechslung in die oft sanft verklärte und dahintreibende, fast schon melancholische Stimmung hinein kommt. Diese bringen klare und knackige Gitarreneinsätze wie auf dem Titelsong, der auch mit der Pedal Steel ausgestattet ist, und das Akkordeon auf "Things Fall Apart". Merkwürdig, irgendwie erinnert mich die Atmosphäre hier an alte Titel der
Kinks, ein wenig zumindest. Und immer wieder bildet die hart gespielte akustische Gitarre die Grundlage für antreibende Titel. Trotz all der Verhaltenheit der Songs entsteht durch diesen Kontrast eine absolut interessante Mischung und im Laufe der Spielzeit kann man diese Musik richtig lieb gewinnen.
Der einzige Fremdtitel, "Bartender Blues" von
James Taylor, reiht sich nahtlos in das Gesamtbild der Platte und durch
Holimans Bearbeitung wird eine ganz besondere Stimmung erzeugt, wie ich sie von
Gram Parsons liebe. Ja, das ist richtig schöne 'Cosmic American Music'! Mein erklärter Lieblingstitel, ohne Frage.
Die 'Schluchzballade' des Albums ist "Christmas Lights". In dieser Weihnachtsnacht hat der Autor des Stückes wohl seine Liebste verloren und so wird das Lied auch mit reichlich Schmerz vorgetragen. Doch zum Abschied von der Platte ist dieser dann weitgehend verflogen, wenn uns ein feiner, 'folkiger' Abschluss Gesang, Akustikgitarre und etwas Perkussion bietet.
Mit "The Sailor's Daughter" offeriert uns Chris Holiman sehr schöne und auf eine ganz bestimmte Weise recht beeindruckende Musik. Die Aufnahmen wurden offensichtlich bereits im Jahre 2009 eingespielt, wie es der Copyright-Angabe auf dem Cover zu entnehmen ist.