Coleman Hawkins Quintet With Horace Silver
Complete Birdland Broadcasts
Complete Birdland Broadcasts Spielzeit: 76:05
Medium: CD
Label: Solid Jazz Recordings, 2012 (1952-1960)
Stil: Jazz


Review vom 13.01.2013


Wolfgang Giese
»New York, September 1952« heißt es weiter auf dem Cover dieser CD, genauer gesagt, waren es der 6. und 13. September dieses Jahres. Allerdings betrifft diese Aufzeichnung einer Radioshow jedoch nur die ersten sechs Titel, die zudem auch mit unterschiedlichen Besetzungen aufgenommen wurden. Die Stücke sieben bis zehn stammen vom '1st Playboy Jazz Festival, Chicago, August 9, 1959'. Hinzu kommt mit Track elf noch ein Interview mit dem Saxofonisten, aufgenommen circa 1960 in London.
Das sind wichtige Aufnahmen des als Vater des Tenorsaxofons bezeichneten Musikers, zusammen mit dem vierundzwanzig Jahre jüngeren Pianisten Horace Silver eingespielt. Coleman Hawkins' einflussreiche Zeit war im Orchester von Fletcher Henderson, dessen Saxofonstar er in den Zwanzigern war. Insofern zählte Hawmins 1952 bereits zu den Altmodischen - klar, der Be Bop war nun angesagt. Neue Tenorsaxofonisten waren empor gekommen - Lester Young und Ben Webster waren die harten Konkurrenten. Doch unser Protagonist gab nicht auf, sondern sog vielmehr neue Einflüsse auf, spielte gar mit dem Neuerer Thelonious Monk zusammen. Gleichzeitig bezogen sich weitere Newcomer wie Sonny Rollins oder John Coltrane auf ihn und bauten auf seinem vorbildlichen Spiel auf. In den Sechzigern öffnete sich Hawkins neuen Stilen, wurde sogar freier und nahm sogar ein Bossa Nova-Album auf.
Seit etwa 1965 verschlechterte sich seine Gesundheit und vier Jahre später verstarb er letztlich, dieser von vielen noch immer als 'King of the Saxophone' bezeichnete Jazzer.
Schon früh wurden seine Präzision und Musikalität ebenso geschätzt wie der Umstand, dass er Noten lesen konnte, hatte er doch schon früh nicht nur Saxofon, sondern auch Piano und Cello zu spielen gelernt.
Hawkins spielte laut und mit reichlich Vibrato, um sich gegen andere Instrumente durchsetzen zu können. Bei diesen Liveaufnahmen bemerkt man sofort sein kraftvolles Spiel, mit sehr viel Ausdruck. Der 'Hawk' und Silver wurden nur anlässlich dieser Rundfunkaufnahmen aufgezeichnet, allein deshalb handelt es sich um eine willkommene Rarität. Ein Radiomoderator sagt die einzelnen Titel an, mit dem fünften Stück die erste Ballade - eine Spielart, bei der der Musiker erst so richtig mit seinem vollen warmen Ton glänzen konnte.
Die sieben Jahre später aufgenommenen Stücke sind nicht minder kraftvoll und auch hier ist es erneut eine Ballade, "Body And Soul", die mich mit ihrem Gänsehaut erzeugenden Ausdruck zu packen versteht. Ein Ruhepol inmitten wild swingender Atmosphäre.
Fast acht Minuten Interview - neun Jahre vor seinem Tod aufgezeichnet - beschließen diese Ausgrabung. Ein Moderator führt uns anhand von Musikbeispielen durch das Leben des Saxofonisten und dieser erklärt einzelne Punkte dazu. Dabei bringt er sich oft selbst zum Schmunzeln, auch angesichts einiger Anekdoten. Wie zum Beispiel, als er in Nottingham mit dem Musiker Fats Waller zusammen im Hotel wohnte und man diesem zum Frühstück reichlich Scotch servierte. Ein unterhaltsamer Abschluss feiner Aufnahmen, nicht nur für Sammler.
Line-up:
Coleman Hawkins (tenor sax)
Roy Eldridge (trumpet - #1-3)
Howard McGhee (trumpet -#4-6)
Horace Silver (piano -#1-6)
Curley Russell (bass - #1-6)
Art Blakey (drums -#1-3)
Connie Kay (drums - #4-6)
Eddie Higgins (piano -#7-10)
Bob Cranshaw (bass -#7-10)
Walter Perkins (drums -#7-10)
Tracklist
01:Disorder At The Border [Hawkins] (6:55)
02:The Blue Room [Rodgers-Hart] (6:55)
03:Stuffy [Hawkins] (7:00)
04:Rifftide [Hawkins] (5:50)
05:I Can't Get Started [Duke-Gershwin] (4:10)
06:Disorder At The Border #2 [Hawkins] (5:05)
07:All The Things You Are [Kern-Hammerstein] (6:48)
08:Centerpiece [Edison-Hendricks] (9:00)
09:Body And Soul [Heyman-Green-Eyton-Sour] (6:02)
10:Just You, Just Me [Greer-Klages] (5:42)
11:Coleman Hawkins Interview (7:50)
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