Ungeschliffener spröder Diamant
Wenn man bedenkt, dass Dave Holes musikalisches Schaffen während der letzten Jahre in Fachkreisen permanent gelobt und seine Veröffentlichungen stets mit Spannung erwartet wurden, scheint es es doch eigentlich unglaublich, dass er bereits seit drei Jahrzehnten auf der Bühne steht, aber hierzulande immer noch weitgehend ein Geheimtipp ist.
Der 1948 im britischen Königreich Geborene siedelte schon als Kind mit seiner Familie ins australische Perth über.
Dort verfiel er sehr früh beim Hören alter Muddy Waters-Platten dem Blues.
Es bereitete ihm aber damals, aufgrund seines Einsiedlerlebens, regelmäßig Schwierigkeiten, die neuesten Blues-Veröffentlichungen zu beschaffen, geschweige denn, eines der seltenen Livekonzerte mitzuerleben.
Also musste sich der Jüngling selbst die Handgriffe auf seiner Sechssaitigen beibringen. Dabei bediente er sich autodidaktisch bei den besten Lehrern, wie Jimi Hendrix und Eric Clapton, deren Ausdauer sich als wichtigster Charakterzug bei ihm für immer einprägen sollte.
Später kamen beim Üben auch noch Musiker, wie Blind Willie Johnson, Skip James oder Blind Lemon Jefferson hinzu.
Seine Haupteinflüsse bezog er zweifelsohne von den Blueslegenden Robert Johnson, Elmore James und Mississippi Fred McDowell, deren Platten er immer wieder hörte bzw. nahezu einsaugte.
Dann brach er sich den kleinen Finger bei einem Football-Spiel, was man als Schicksal oder Bestimmung begreifen könnte.
Die einzige Möglichkeit, weiterhin ohne Schmerzen Slide-Gitarre zu spielen, bestand darin, den Metallzylinder über den Zeigefinger zu stülpen und die Hand
von oben über den Gitarrenhals hängen zu lassen.
Als endlich der Heilungsprozess abgeschlossen war, hatte Dave sich so sehr an diese Technik und den daraus erzielten Sound gewöhnt, dass er sich gar nicht mehr umzustellen vermochte.
Seit 1974 spielte Dave Hole dann regelmäßig Gigs auf dem australischen Kontinent, bei denen er wiederholt ein fasziniertes Publikum zurückließ.
1990 finanzierte er seinen ersten eigenen Tonträger "Short Fuse Blues" aus eigener Tasche,
um diesen auf den Konzerten anzupreisen.
Eine Rezension im renommierten Fachblatt Guitar Player vom April 1991, brachte letztendlich den erhofften Durchbruch.
»Wilde Silberarbeit…feueratmend…Was kann man sich sonst noch wünschen?«, sind nur einige Auszüge aus dem erwähnten Artikel.
Beides gelangte in die Hände von Bruce Iglauer, Chef des US-Labels Alligator Records, der sich sofort dazu entschloss, erstmalig in der Firmengeschichte, einen
ausländischen Künstler unter Vertrag zu nehmen.
Ein Vertrag beim niederländischen Label Provogue Records, um auch auf den
europäischen Markt präsent zu sein, machte das Paket schließlich perfekt.
Der Rest ist Geschichte, denn bis heute ist dieser ungeschliffene Ausnahmegitarrist, nach reichlich Kritikerlorbeeren und wachsender Fangemeinde, einzigartig, nach wie vor bei seinen Liveauftritten mit Leib und Seele beim Blues und seinem anerkennenden Publikum.
Davon konnten sich auch die anwesenden Musikfans an diesem Mittwochabend
im beschaulichen Erfurter Museumskeller überzeugen.
Dezent begleitet von seinen beiden Rhythmuskumpanen Roy Daniels am Bass und
Ric Eastman am Schlagzeug, präsentierte er überwiegend geschlossenes Material von seinem neuen Album "Rough Diamond". Nebenbei sorgte er für Entzückung mit
unorthodoxen Adaptionen von Peter Greens "Albatross", Rory Gallaghers "Bullfrog Blues" und zu guter letzt Jimi Hendrix' "Purple Haze".
Egal ob es sich um traditionelle Licks, wilde Rocksoli oder eher leise Töne handelte,
der Mann beherrschte jedenfalls sein Instrument souverän, wenngleich seine Stimme dagegen etwas dünn ausfiel.
Egal, dieser sympathische Künstler, der seine etwas matte Bühnenpräsenz mit umso
erstrahlenderen Handgriffen an der Slidegitarre zu kompensieren vermochte, hat an diesem
Konzertabend mit Sicherheit einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Bilder vom Konzert
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