Gary Hunn And The Wayward Angels / Dust & Gin
Dust & Gin Spielzeit: 35:09
Medium: CD
Label: UTAH, 2011
Stil: Country Rock

Review vom 27.12.2011


Wolfgang Giese
In der Region des Great Barrier Reef in Australien, acht Kilometer von Queensland entfernt, liegt Magnetic Island, die Insel, auf der Gary Hunn lebt. 'Tropical Lifestyle', welche Musik erwartet man? Nun, gewiss nicht jene, die er uns mit dieser Platte vorstellt. Denn er hält vielmehr das Zepter der 'guten alten Countrymusik' hoch. Klassischer Honky Tonk, eine Zeitreise in die glorreichen Tage Nashvilles. Vergleiche mit entsprechenden Künstlern des Genres wie Merle Haggard und George Jones bieten sich zunächst an, jedoch liefert der Musiker keine Blaupause, sondern einen eigenen Stil, der sicher auch geprägt ist von Einflüssen aus der Rockmusik und des Blues.
In den im beigelegten Booklet abgedruckten Texten finden sich Eindrücke, die von Beziehungsschwierigkeiten, von Trunksucht und überhaupt vielen Emotionen handeln. Die geschilderten, möglicherweise eigenen Erfahrungen zugrunde liegenden Probleme bleiben aber auch nicht ohne Lösungen und bieten somit nicht unbedingt ein depressives Umfeld, sondern beinhalten dadurch sicher auch Hoffnung auf etwas Besseres, wenn man manchmal auch scheinbar zwischen den Zeilen lesen muss.
Doch so gar nicht countrytypisch startet die Platte, wenn sich Orgelklänge mit Piano und Pedal Steel mischen. Vielmehr ist es der Country Rock der Siebziger, der durchdringt, angenehm durchdringt. Also nicht der Kommerz aus Nashville, sondern ein eher eigenständiger Mix, der sogar Spuren der Musik von Bob Seger in sich trägt - mit einer Stimme, an die ich mich nicht sogleich gewöhnen kann. Also insgesamt eine recht eigenständige Art, basierend auf den Westcoast Sounds der Siebziger, verknüpft mit dem Country Rock jener Tage. Die Pedal Steel ist es, die prägend für die Stilrichtung ist, denn ansonsten würde es anders klingen.
In Großbritannien gab/gibt es einen Musiker, an den mich diese Musik bisweilen stark erinnert: Wes McGhee - und so ist auch das Ergebnis dieser Platte eher 'außeramerikanisch' orientiert, mir geht es jedenfalls beim Hören so, dass ich nicht unbedingt etwas typisch Amerikanisches vernehme. Insofern kommt das dem Musiker entgegen, als dass er eine Nische besetzt, die noch nicht so stark ausgefüllt ist.
Sehr sympathische Musik, wohlgefällig, nicht viele Ecken und Kanten, und wenn dann mit "Broken Lives Are Mended Here" der Hauch Westcoast zu einem Sturm wird und die seligen Eagles durchscheinen, ja, dann lacht mein Herz; ein wunderschöner Song, ein Gewinn für die Platte. "She Falls Apart (I Put Her Back Together Again)" dürfte dem guten Hermann Lammers-Meyer gefallen, so etwas in der Art spielt er auch. Der Ausdruck kommt seiner ebenfalls so typischen Musik recht nahe. Etwas traditioneller wird es mit klackernder Gitarre auf "It Ain't Right', doch ist es eine Orgel, die hier etwas 'modernisiert'. Und zum Schluss, worauf ich eigentlich auch schon wartete, die so schön schluchzende Ballade im schleichenden Rhythmus, "Breathe As You Go". Sanfte Walzeratmosphäre wiegt uns aus dem Album.
Line-up:
Gary Hunn (vocals, guitar)
Phil Baker (pedal steel, dobro)
Lisha Kayrooz (piano)
Chris Griffin (guitar)
Josh Schuberth (bass, organ)
Brian Griffin (drums)
Tracklist
01:Dust & Gin (3:21)
02:Why Do I Listen (2:46)
03:Fall In Your Bottle (3:13)
04:Buy A Gun Or Go To Memphis (3:20)
05:Broken Lives Are Mended Here (4:20)
06:She Falls Apart (I Put Her Back Together Again) (3:54)
07:Cypress Winds (3:25)
08:It Ain't Right (3:07)
09:Ronnie's Still Doing It Tough (3:31)
10:Breathe As You Go (4:18)
(all songs written by Gary Hunn, except #6 by Gary Hunn/Ben Vernon)
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