Verzweifelt schaut er aus auf dem Cover der neuen CD.
Dieser Ausdruck erinnert mich an die mitunter auch verzweifelte Atmosphäre des Filmes "Once", der viele Fragen offen ließ und durch den ich Glen Hansard kennenlernte. Als Frontmann der Band Frames war er mir bis dato nicht bekannt. Dabei ist diese doch eine der wohl wichtigsten Bands Irlands. Hier ist nun nach langer Zeit sein erstes richtiges Soloalbum, "Rhythm & Repose", zu besprechen.
Dieses soll Resultat der Zeit sein, die er für eineinhalb Jahre in New York verbrachte. "You Will Become", der Opener, klingt auch düster und leicht verzweifelt, wie
Nick Drake, dem es noch ein wenig schlechter geht. Sicher sind es auch die Streicher, die das wortwörtlich unterstreichen. Doch bereits der zweite Song ist so etwas von entspannt und angenehm schön - die Melancholie in der Stimme wird durch eine leise Romantik abgelöst. Und schon der dritte Titel ist wieder anders: Up-tempo und voranschreitend, jedoch hier mit Problemen der gesanglichen Ausgestaltung. Irgendwie passt diese Atmosphäre nicht zu dem Barden, so empfinde ich es.
Was jedoch durchgehend bleibt, ist dieser besondere Hauch schwebenden Ausdrucks - mal sehr introvertiert, mal weniger, aber eben überwiegend nach innen gekehrt scheinend. Unterstützt wird
Hansard von einer Spitzenband. Allen voran der u. a. mit
Bob Dylan aktive
David Mansfield, der stets kleine Tupfer setzt, ohne zu stark aufzufallen, wie etwa bei der schneidend scharf gespielten Gitarre auf "Talking With The Wolves". Schön und mich an frühe Werke von
Cat Stevens erinnernd ist "High Hope", das mit ganz dezentem Hornarrangement veredelt und umrahmt wird. Mittendrin versucht
Glen Hansard dann auszubrechen. Ja, das ist ein bewegender Moment, das strahlt Leidenschaft und viel Emotion aus, und stellt einen Gegenpart innerhalb des sonst ruhig dahinfließenden Liedes dar. Ansonsten regiert aber eher ruhiges Songmaterial, das - wenn man nicht bei der Sache bleibt - wegen der fehlenden Abwechslung auch ermüdend wirken kann.
Es sei demnach jedem/r selbst überlassen, einzusteigen oder am Rande zu hören. Wahrscheinlich ist der Genuss der Musik auch stimmungsabhängig unterschiedlich zu beurteilen. Reich an wuchtiger Dramatik ist die Stimmung auf jeden Fall, fast gegen Null reduziert ist der Pegel auf "Bird Of Sorrow". Hier scheint die Verzweiflung zu sprechen, erst nach etwa drei Minuten kommt Schwung in den Song und abermals kehrt der Protagonist sein Inneres nach außen. Das Harmonium kommt bei "Races" zum Einsatz, wer es spielt, konnte ich nicht herausfinden. Falls jemand darüber stolpern sollte, dass es im Line-up nicht aufgeführt ist: Das Promotion-Exemplar enthielt leider keine Besetzungsangaben.
Mit einem Lied zur guten Hoffnung, das wieder in Richtung Cat Stevens klingt, schließt sich der Reigen und stimmt optimistisch, dass Glen Hansard weiterhin emotional packende Platten einspielen wird, die wie "Rhythm & Repose" von teilweise starken Melodien leben.