Seit 1992 hat Glenn Hughes, 'The Voice Of Rock', eine regelrechte Arbeitswut gepackt. Fast kein Jahr verging seither ohne neues Solo-Album. Dazu zahllose Gastauftritte als Sänger, Bassist und Songschreiber sowie ausgedehnte Tourneen auf allen Kontinenten. Da hatte jemand ordentlich was nachzuholen, möchte man meinen. Doch was war passiert?
Die Karriere von Glenn Hughes begann verheißungsvoll. Nachdem er Trapeze verließ, heuerte er 1973 als Bassist und Co-Sänger bei der britischen Hard-Rock-Legende Deep Purple an. Dort veredelte er Meilensteine wie "Stormbringer", "Burn" und "Come Taste The Band". Nach Purples Split brachte Hughes, abgesehen von seiner ersten Solo-LP "Play Me Out" nicht mehr viel zu Stande. Zu sehr versank er im Drogensumpf und es folgte, wie Hughes selber sagt, die "dunkle Phase seines Lebens". Die wenigen lichten Momente nutzte er jedoch zu wahren Großtaten: 1982 wurde die Selbstbetitelte LP "Hughes & Thrall" veröffentlicht, die er mit dem ex- Pat Travers-Gitarristen Pat Thrall einspielte. Drei Jahre später sang er einige Songs auf Gary Moores "Run For Cover". Darauf folgte die erste Zusammenarbeit mit Tony Iommi auf dessen Album "Seventh Star", welches eigentlich seine erste Solo-Scheibe war, verkaufsfördernd aber als "Black Sabbath Featuring Tony Iommi" feilgeboten wurde.
Anfang des neuen Jahrtausends äußerte Mr. Hughes in einem Interview:
"Zu Beginn der 90er änderte ich meinen Lebensstil und hatte gigantischen Appetit darauf, Musik zu schreiben".
Damit lässt sich die eingangs erwähnte Arbeitswut wohl am trefflichsten erklären und führt den Rezensenten wieder in die Gegenwart und zum brandneuen Output "Music For The Divine".
Der Titel unterstreicht Hughes spirituelle Ader oder wie er selber sagt: "Divine is goodness and is a statement to the fans that really understand my music." Das lasse ich mal unkommentiert und wende mich lieber dem Opener "The Valiant Denial" zu: Ein filigraner Gitarrenriff ertönt, der im Zusammenspiel mit wuchtiger Schlagzeugarbeit genüsslich hinausgezögert wird und den Hörer langsam in die Scheibe einführt. Ein gelungener Auftakt. Es folgen druckvolle, erdige Hardrock-Stücke, die stets mit souligen und funkigen Elementen durchtränkt sind. Aber die Scheibe bietet auch eine entspannte, ruhige Seite. Tracks wie "This House", "Frail" und die Coverversion "Nights In White Satin" betören durch besonders emotionalen Gesang, akustisches Gitarrenspiel und dezente String Arrangements.
Die verschiedenartigen Stilelemente und Instrumentierungen auf "Music For The Divine" harmonieren hervorragend und versetzen den Hörer in das Gefühl, einem roten Faden zu folgen, der mit der wunderschönen Ballade "The Divine" ein würdiges Finale findet. Somit ist der Gesamteindruck nach dem ersten Hören schon durchweg positiv.
Aber treu dem RockTimes-Motto "Nimm dir Zeit für gute Musik" wächst die Scheibe mit jedem weiteren Durchlauf. Somit lässt sich Glenn Hughes neues Werk am besten mit der Nationalmannschaft vergleichen: 11 Songs, darunter kein Übersong, aber trotzdem weltmeisterlich.
Line-Up:
Glenn Hughes: All Vocals, Bass, Funk Electric Guitars & Acoustic Guitars
Chad Smith: Drums, Percussion & Piano Bombs
JJ Marsh: Lead Guitars
John Frusciante: Guitar Experience
Mark Kilian: String Arrangements & Keys
Spielzeit: 52:18, Medium CD, Frontiers Records, 2006, Hard Rock
1:The Valiant Denial 2:Steppin' On 3:Monkey Man 4:This House 5:You Got Soul 6:Frail 7:Black Light 8:Nights In White Satin 9:Too High 10:This Is How I Feel 11:The Divine
Thomas Völge, 10.06.2006
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