Gregor Hilden / Golden Voice Blues
Golden Voice Blues
In Münster werden nicht nur gute Krimis aus der Reihe 'Tatort' gedreht. Den lupenreinen Blues aus Münster vertritt der Gitarrist Gregor Hilden mit seinem neuen Album "Golden Voice Blues".
Damit hier keine Verwechslungen entstehen: "Golden Voice Blues" ist ein reines Instrumental-Werk mit 11 Hilden-Eigenkompostionen. Das "Golden Voice" im Album-Titel bezieht sich auf die goldene '68er 'Gibson Les Paul', die auf dem Cover des Digi-Packs abgebildet ist. Gregor Hilden kann auf mittlerweile 20 Jahre musikalische Erfahrungen und 9 CD-Veröffentlichungen unter eigenem Namen oder mit The Bluesnight Band bzw. der Peter Driessen Band zurück blicken.
Die Rhythm-Section bilden Erkan Özdemir (Bass) und Klaus Schnirring von den Memo Gonzales' Bluescasters und sein langjähriger Weggefährte Horst Bergmeyer (Piano, Hammond B-3).
Auf einigen Stücken hören wir Tommy Schneller am Saxofon und den in Boston geborenen, jetzt in Holland lebenden Harper, Keith Dunn.
Der Rezensent rümpft schon mal die Nase, wenn es um reine Instrumental-Alben geht. So bin ich mit einiger Skepsis an "Golden Voice Blues" heran gegangen. Fast eine Stunde Blues ohne Vocals. Wo soll das hinführen?
Aber Gregor Hilden ist es gelungen, uns ein erstklassiges, pures Blues-Album in die Ohrmuscheln zu jagen. Na ja, wie das so ist, gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen die (goldene) Regel.
"Late Rent Shuffle", ein eher Jazz angehauchter Track mit coolem Schneller-Sax und einem tollen Hammond B-3 Solo von Horst Bergmeyer.
Unüblich habe ich mich erst einmal durch die Songs geskippt. Nachdem ich das vierte mal die entsprechende Taste gedrückt hatte, wurde dieses 'Unternehmen' von mir beendet.
Völlig falsche Methodik. Diese CD muss man von "Shufflin'" bis "Greg's Boogie" genießen. Und diese beiden Titel zeigen auch, wie es Gregor Hilden versteht mit den diversen Spielarten innerhalb des traditionellen Blues, quasi wie ein Artist mit 11 Bällen in der Manege, zu jonglieren. Keine Fehler, kein 'Griff' geht daneben. Ein perfektes, rundes Album ohne Durchhänger.
Höchst lobenswert ist auch die Tatsache, dass die anderen Musiker ihre Freiräume bekommen, um ihr Können unter Beweis zu stellen. "Earth Blues" und "Mature Blues" sind beste Beispiele dafür, dass Hilden mit seiner goldenen 'Gibson' Bergmeyer am Piano und Dunn an der Harp begleiten kann.
"Jammin'" liefert das bekannte Frage-Antwort-Muster zwischen Gitarre und Harmonika. Özdemir und Schnirring unterlegen es mit einem wunderbaren Groove. Diese fließenden Bass-Läufe haben es in sich.
Irgendwann kann mir ja mal jemand die Frage beantworten, wie Musiker bei Instrumentals auf die Songtitel kommen: "Smack Bertha's Shuffle" oder "Mature Blues"?
Sollte ich Gregor Hilden mal auf einem seiner Konzerte persönlich begegnen, möchte ich eine Antwort auf meine Frage haben. Vielleicht schon am 19.3. 2006 in Gennep (NL), selbst mit dem Fahrrad für mich kein Problem dorthin zu kommen.
Viele, sehr viele reine Instrumental-Alben habe es erst gar nicht in meine CD-Sammlung geschafft. Sie landeten nach dem Reinhören im CD-Shop gleich wieder im Regal.
"Golden Voice Blues" hat in überzeugender Weise den Weg in meine Blues-Kollektion gefunden. Bleibt zu wünschen, dass das nicht nur bei mir so ist.


Spielzeit: 57:05, Medium: CD, Acoustic Music, 2006
1:Shufflin' 2:Golden Voice Blues 3:Off Beatin' 4:Smack Bertha's Shuffle 5:Late Rent Shuffle 6:Mature Blues 7:Baritone Boogaloo 8:Jammin' 9:Sweet 'n' Sour 10:Earth Blues 11:Greg's Boogie
Joachim P. Brookes, 15.02.2006