Eine lange Pianoeinleitung leitet zu sanften Funkelementen über - Musik, die wie aus einer 'längst vergangenen Epoche' klingt. Musik zu Zeiten der Bewegung der Jazz Rock-Fusion der siebziger Jahre. Es erinnert mich ein wenig an Klänge von
George Duke zur Zeit seiner Aufnahmen für das Label MPS oder auch an einige Titel, die der Pole
Adam Makovicz seinerzeit einspielte.
Ich habe die vorliegende Platte nun zweimal gehört und spüre internationales Niveau, aber es klingt ein wenig altmodisch, für mich aber angenehm altmodisch, versehen mit einem lockeren und unbeschwerten Groove. Allerdings verirrt sich das lange Eingangsstück etwas im Laufe der Spielzeit und verliert dabei den anfänglich straight getrommelten Rhythmus aus den Augen. Chaos und Unstrukturiertheit machen sich breit und es findet für mich ein wenig zu viel 'Drum Show' statt. Gegen Ende scheint sich der Song dann völlig aufzulösen. Etwas wirr, dieser Einstieg...
Besser wird es im zweiten Titel - ungeachtet dessen, dass eine klare Melodieführung nicht unbedingt vorhanden ist, zieht sich die Musik lässig über die Runden mit Ausrichtung auf Piano/Keyboards. Dennoch fehlt es ein wenig an Individualität in der Ausführung. So fährt der Zug ein wenig kräftig in Richtung loungiger Entspannung, bis auf den vehement gestrickten Rhythmusteppich, der treibend voranfliegt. Auflockerungen erfährt die Musik immer dann mit interessanten Ergebnissen, wenn das Trioformat erweitert wird, wie beim dritten Song um Rap- und Sax-Einlagen von Soweto Kinch. Hier bläst das Sax angenehm schräg gegen den Strich und der Rap kommt professionell.
Das vom Bassisten komponierte "24" kann durch ein schönes Basssolo punkten und der Titel federt angenehm über die Runden. Bei zwei Songs wird gesungen und bringt die Richtung damit ein wenig hin zu modernem Rhythm & Blues. Insofern stellen die Titel fünf und sieben mit dem Rapsong die moderne Variante der Platte dar, gesanglich überzeugt mich hierbei Linda Kiraly mehr. Mein persönlicher Lieblingstitel ist jedoch "Compressed". Hier stellt dieser treibende Groove für mich einen absoluten Genuss dar, die Band spielt ganz dicht zusammen, ganz gruppendienlich stellt jeder seine Persönlichkeit vor, ohne sich vordergründig zu präsentieren.
Stärker erwartet hätte ich den Einsatz der 'sound fx', doch diese finden mehr im Hintergrund statt und runden den Sound dezent ab. Jedenfalls denke ich, dass sie auf diese Weise gut integriert sind. Ach ja, eines vergaß ich noch, auch hier gibt es wieder ein Talent am Werk, den gerade einmal sechzehn Jahre alten Schlagzeuger
Dávid Hodek. Da fällt mir noch ein solch' junger Drummer ein, den ich vorstellen durfte:
Tito Pascoal. Das über ihn Geschriebene möge gleichermaßen für
Dávid gelten, auf dass er sich natürlich entwickeln möge. Der junge Bursche trat bereits im Alter von vier Jahren auf und konzentrierte sich fortan auf das Schlagzeugspiel und hat es wirklich sehr gut drauf, Breaks zu integrieren und den Rhythmus beizubehalten - schon recht professionell für das Alter! Ich würde mich freuen, wenn er
Billy Cobham, an dessen Technik mich des Knaben Spiel manchmal erinnert, einmal träfe und der Alte den Jungen unter seine lehrenden Fittiche nähme.