Hacride aus Frankreich beweisen eine Menge Mut, indem sie ihr neuestes, insgesamt drittes Werk (seit 2005), mit einem fünfzehn Minuten Monster beginnen lassen.
Sperrig? Ja.
Konfus? Nein.
Uneinheitlich? Keine Spur davon!
Im Gegenteil, was sich wie eine ungenießbare Mischung aus Meshuggah (ja, die schon wieder!), Neurosis, Tool und Hacrides Landsmännern Gojira liest, hört sich in Wirklichkeit gar nicht so unvorstellbar an.
Man muss nur genug Geduld mitbringen… bringt man diese auf, erschließt sich dem Hörer ein Kosmos aus musikalischem Wahnsinn.
Zugegeben, ich musste Hacrides Neuer auch ein paar extra Runden im Player einräumen, denn wer wie gesagt schon mit so einem Extrem-Opus beginnt, wird mit Sicherheit keine zwei Minuten-Strophe-Refrain-Strophe-Songs hinterher schieben, sondern weitere Kracher aus einem Gebräu aus Death, Modern, Groove und Prog Metal folgen lassen.
Einzelne Stücke aus dieser CD hervorzuheben fällt schwer, Anspieltipps deshalb: Alle!
Die Musik, wie sie die Franzmänner zocken ist sehr schwer zu beschreiben, denn von allen oben aufgeführten Bands ist ein Teil enthalten, und dennoch trifft nichts irgendwie richtig zu.
Immer wieder werden die aggressiven Parts von Akustischen zur Seite geschoben, nur um im nächsten Moment von verträumten Melodien begleitet zu werden, um dann in der nächsten Sekunde von einer Riffwand zermalmt zu werden.
Klingt jetzt irgendwie nach 'kenn ich von unzähligen anderen Bands auch…blabla', damit tut man Hacride allerdings Unrecht. Denn sie haben ein eigenes Gespür für abgedrehte Melodien und überraschen auch immer wieder mit furiosen Taktwechseln, ungestümen Gitarren und Basssolos, Breaks, und wilder Laut/Leise-Thematik.
Textlich befassen sich Hacride mit der menschlichen Psyche und dem menschlichen Dasein auf unserer Erde und was daraus resultiert (oder der Verbindung zum Göttlichen bzw. Gott). Eine weitere Überschneidung mit Gojira, oder liegt unseren Westlichen Nachbarn einfach nur mehr an dem Menschen und seiner Umwelt? Sollte man sich mal drüber Gedanken machen?!?
Sänger Samuel ist überdies in der Lage, den Texten mit seiner Stimme das dafür passende Vehikel zu bieten, denn von wildem Gebrülle bis zu ganz leisen Tönen, fast zerbrechlichen Momenten bietet er alles, was zu solch einem Musikmischmasch passt, und gehört.
So wirklich neu ist das nun tatsächlich nicht, aber Hacride kommen so authentisch und überzeugend rüber, dass einem gar keine andere Wahl bleibt als zuzuhören und sich in ihre Welt der verstörenden Melodien entführen zu lassen.
Klar, Fans von klassischem Heavy Metal werden jetzt die Flucht ergreifen, aber alle diejenigen, die mal über ihren Tellerrand schauen, sollten sich mit Hacride beschäftigen.
Ich gebrauche den Ausdruck 'Kopfhörermusik' ja nur äußerst ungern, aber bei dieser CD sollten schon ein paar Stunden ungestörter Musikgenuss sein, um das ganze Spektrum "Lazarus" voll auszuloten.
Also keine Musik zum nebenbei hören, sondern um genau wahrgenommen zu werden.
Deswegen will ich hier gar nicht mehr lange rumsabbeln, sondern verkrieche mich für eine weitere Stunde unter meine Kopfhörer.
Musik, statt Worte!
Line-up:
Adrien Grousset (guitars)
Olivier Laffond (drums)
Benoist Danneville (bass)
Samuel Bourreau (vocals)
Tracklist |
01:To Walk Among Them
02:Act Of God
03:Lazarus
04:Phenomenon
05:A World Of Lies
06:Awakening
07:My Enemy
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