Haiku Funeral / Nightmare Painting
Nightmare Painting Spielzeit:43:30
Medium: CD
Label: Aesthetic Death, 2012
Stil: Industrial/Ambient

Review vom 13.12.2012


Jens Groh
Dass in Frankreich die eine oder andere Band nicht mehr alle Latten am Zaun hat, ist hinlänglich bekannt. Die Franzmänner (okay, eigentlich sind es ein Amerikaner und ein Bulgare, die in Frankreich beheimatet sind, aber egal) drehen, wenn es um Musik geht, meistens immens am Rad. Oft positiv, sehr oft allerdings auch negativ.
Was jetzt bei Haiku Funeral zutrifft, dessen bin ich mir nach mehrmaliger Rotation ihres neuen, dritten, Silberlings nicht so ganz sicher. Das mit der Klatsche trifft allerdings auf jeden Fall zu.
Einerseits klingen die ganzen Bassparts, oft ein Fretless Bass, sehr abgefahren, ja sogar bizarr. Was der ganzen Mucke eine sehr kaputte, ja kranke Atmosphäre verleiht. Auch die Samples und der Sprechgesang, der auch das eine oder andere Mal sehr blackmetallische Züge annimmt, sind irgendwo interessant. Allerdings ist "Nightmare Painting", so der Titel, eine recht große Geduldsprobe für den Hörer. Hier wird niemand das typischen Strophe-Refrain-Strophe-08/15-Einerleigedudel erwarten können, sondern wirklich ein Alptraum-Gemälde, das einem H.R. Giger würdig ist, in musikalischer Form auf die Leinwand gebracht.
"Nightmare Painting" ist definitiv das, was der Titel verspricht, ein Alptraum, fern von den normalen Pfaden, die Musik eigentlich beschreitet.
Der Bass, wie schon erwähnt, nimmt einen bedeutenden Part auf der gesamten Scheibe ein. Mal düster grollend, mal jazzig/funkig vor sich hin fuzzend. Aber immer im Vordergrund.
Eingebettet wird dieses Instrument, das leider zu oft ein Schattendasein fristet, in apokalyptischer Dunkelheit aus Industrial-Parts, die manchmal herb und gefährlich zuschlagen, manchmal auch spacig und wabernd einen einlullen, nur um noch rabiater ihre harschen dunklen, ja fast schon morbiden Fänge nach einem schlagen zu lassen.
Wenn ich nun vielleicht noch Bands zitieren muss, um die einen oder anderen 'Brüder im Geiste' zu erwähnen, komme ich nicht um Norweger wie Ulver oder Arcturus herum. Auch Godspeed You! Black Emperor schielen hier mit ihrem missgebildeten Auge ab und zu über den Tellerrand.
Wer jetzt 'hier' ruft und die obengenannten Bands schon sehr gut findet, der könnte auch an Haiku Funeral seinen, wenn auch recht düsteren Spaß haben.
Ich muss ehrlich sagen, dass mir die Franzosen echt Schwierigkeiten bereiten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt in Verzückung geraten soll (besonders der Abschlusstrack "Damnation" hat es mir recht angetan), weil heutzutage wenige Bands solche schwarzen Moloche erschaffen oder ob ich es nur als dreiste Kopie von Ulvers "Themes From William Blake's The Marriage Of Heaven And Hell" ansehen soll. Testet es einfach selbst an. Sagt aber nicht, ich hätte euch nicht gewarnt, wenn es euch in den Abgrund zieht!!! Oder ihr kloppt "Nightmare Painting" zurück in den stinkenden Orkus, aus dem es hervor kroch.
Definitiv keine leichte Kost!
Line-up:
Dimitar Dimitrov (vocals, electronics)
William Kopecky (basses, vocals)
Tracklist
01:The Nightmare Door
02:Blacklight Amniotic Erotica
03:Scorpion Ritual
04:Behemoth Rising
05:Raining Nightbirds
06:The Flags Of A New Empire Burn
07:Death Poem
08:Heavy Breasted Innocence
09:Your Heart A Black Tunnel
10:Damnation
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