Mächtig auf die Ohren in Sachen Bluesrock gab es mit der Hamburg Blues Band. Die vier Musiker haben einen hervorragenden Ruf, der ihnen auch in den 'Ducsaal' vorausgeeilt war: proppenvoll, kann ich nur sagen.
Als Support war die Dominik Clayton Band verpflichtet und der erst 1984 geborene Dominik zeigte, dass Bugs Henderson nicht umsonst in den höchsten Tönen von ihm schwärmt. Mal lag der Focus auf Bluesrock, dann auf Rockblues; immer aber mit dem nötigen Biss den wohl nur jemand haben kann, der mit 17 die Schule schmeißt, um sich ganz seiner geliebten Musik zu widmen.
Wenn ich einen Vergleich ziehen müsste, dann käme als erster Stevie Ray Vaughan in Betracht. Dessen ungestüme, nach vorne zielende Spielweise kommt der von Dominik am ehesten nahe. Und die Band begeisterte ab den ersten Tönen das zahlreiche Publikum.
Cool, mit Sonnenbrille, der Mann am Bass: Gerd Harder - ruhig und gelassen steht er in seiner Ecke, schlägt und zupft den Viersaiter und baut zusammen mit Drummer Marcel Mader ( Working Blues Band) das Fundament, auf welchem Dominik seine Riffs und Soli voll entfalten kann. Mal gefühlvoll, dann wieder brutal rockig, aber immer auf den Punkt kommend, zelebriert er seine Show.
Fundamente bauen ist ja schön und auch notwendig, aber Marcel Mader durfte auch zeigen, was er mit der Schießbude so alles anstellen kann. Ein gekonntes Solo zog die Zuhörer in den Bann. Den drei Jungs kann man ohne zu zögern das perfekte Powertrio attestieren. Nur 50 Minuten dauerte ihre Show und eigentlich bin ich auch kein Freund von Vorbands, aber in diesem Fall hätten es noch ein paar Titel mehr sein dürfen.
Wer aber den Hauptact kennt, weiß, dass da noch genügend Minuten zusammenkommen und ich nehme es mal vorweg: Beginn des Konzertabends war 21 Uhr, Ende 0:45.
Einigkeit zwischen einem Gast und mir während eines Pausengesprächs: Von dem (Dominik Clayton) wird man noch hören.
Die Umbaupause dauerte bisschen länger als üblich, da wohl irgend etwas mit dem Schlagzeug nicht stimmte. Zeit, um Hans Wallbaum beim Feintuning des Schießstandes zu beobachten. Alex Conti nutze die Pause, um sich hinter der Bühne mit einem dunklem Bier auf die Sitzecke zu legen. Wir haben lange überlegt, ob wir dieses Stilleben nicht fotografieren sollen; hätte einen prima Schnappschuss gegeben, aber wir entschlossen uns dann, den ruhenden Alex nur in unseren Köpfen zu behalten.
Als die Band dann auf die Bühne kam, waren sie da: diese Erinnerungen an Atlantis, Spooky Tooth und Lake.
Gleich zwei Lake Members standen auf der Bühne vor mir. Michael Becker (b) erst seit 2002 im Lake-Line-up, also lange nachdem Lake mich in den Siebzigern so begeistert hat. Alex Conti allerdings war schon 1975 dabei. Zu der Zeit also, als Lake einschlug wie eine Bombe. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, wo sie u.a. mit Lynyrd Skynyrd tourten.
Und genau diese Tour hätte der Grund sein können, Mr. Conti heute Abend nicht auf der Bühne zu sehen: nur der Umstand, dass Lake in Atlanta bei einer Radio-Show auftraten, verhinderte Furchtbares, denn die Band sollte ansonsten mit Lynyrd Skynyrd im Flugzeug sitzen. Wie dieser Flug ausging, ist schreckliche Geschichte.
Mehr zu Lake dann ein andermal, denn die Band kommt am 16. April dieses Jahres in den Ducsaal und wir haben vor, dieses Ereignis nicht zu versäumen.
Was gibt es noch zu sagen? Neben Lake steht auch Spooky Tooth in Michaels Bio. Hans Wallbaum verbindet man mit Stoppok, Chuck Berry und Marius Müller-Westernhagen.
Sänger und Rhythmusgitarrist Gert Lange mit Stoppok, Inga Rumpf, sowie Jack Bruce ( Cream).
Könner also, und gleich der Opener "Tender Touch" ließ keinen Zweifel aufkommen, dass da gewaltige Bluesrocker auf uns zukommen. Bluesrock ist bisschen falsch, denn unserer Meinung nach rockte das mehr, als es blueste. Keine ruhige Minute hatte man, denn die Hamburg Blues Band hat nur eines im Sinn: Musik machen - Musik, die den Fans da vor ihnen so gehörig um die Ohren brauste, dass es einfach Spaß machte. Nicht nur den Zuhörern, denn sympatisch sind die Musiker allesamt. Keine grimmigen Mienen; jeder sucht den Blickkontakt zum Audience und es wird gelächelt und geflachst.
"On My Way Home" widmet die Band ihrem am 17.12. 2004 verstorbenen Freund und Band-Kollegen Dick Heckstall-Smith. Sicher ging es vielen so wie uns, und sie dachten während des Songs an diesen großartigen Musiker.
Noch ein Großer Name fiel mit Peter Green, als die Band dessen "Rattlesnake Shake" brachte. Schwer, sehr schwer einen Song der Set-list besonders herauszuheben, denn dieses Feuerwerk an gitarrenbetonter Musik begeisterte von Anfang bis Ende.
Vielleicht "Hypnotized", denn da krachte es meiner Meinung nach ohne Ende.
Gert Lange ist ja nicht nur mit einer Röhre sondergleichen ausgestattet, er spielt auch eine sehr rockige Rhythmusgitarre. Abwechselnd (der Mann wechselt die Gitarren öfter, als so mancher seine Unterwäsche) mal die Strat, dann die Tele. Wenn ich jetzt schreibe, dass er Rhythmusgitarre spielt, dann bedeutet das mitnichten begleitendes Akkordespielen. Gert würde ohne Alex Conti auch als Sologitarrist durchgehen. Aber wenn man mit Alex auf einer Bühne steht, kann man machen was man will: die Leadgitarre gehört in Contis Hände. Und was dieser Gitarrist bot war mehr als beachtlich. Mehr als einmal lief es mir den Rücken runter beim Verfolgen seiner Finger auf dem Griffbrett. Und das alles mit einem Lächeln im Gesicht, als ob es das Natürlichste der Welt ist, so über die Saiten zu flitzen.
Dass Gert Strat und Tele spielt, sagte ich bereits. Mich, als erklärten Gibson Fan, zog es aber mehr zu dem, was Alex da in den Händen hielt: Keine Les Paul. Nee, nee, das war eine ES 345 Stereo von 1966! Und jedes Mal wenn Mr. Conti die Bühne verließ, nahm er diesen Schatz mit und ich bin mir sicher, die ES schaute dabei die beiden Fender an und dachte: Tja, ihr beiden, ich bin der Star.
Basser Michael Becker, der sich wie Alex auch des öfteren ans Micro bewegte und Backings beisteuerte, zeigte, dass auch mit vier Saiten mehr als Begleitung möglich ist. Zusammen mit Hans Wallbaum sorgte er dafür, dass die beiden Gitarren nicht vollends davon preschten. Seine Bassläufe standen immer mit im musikalischen Geschehen und wenn dann alle drei Gitarren nebeneinander auf der Bühne die Hälse reckten ist klar, dass er ebenbürtig ist.
Ebenbürtig ist auch Hans Wallbaum. Ganz versunken thront er hinter seinem Arbeitsplatz und man sieht es ihm an - er ist voll dabei. Ob das nun gewaltige Hiebe auf die Felle und Becken sind, oder aber feinziseliertes, nuancenreiches Percussionspiel: er baut das Haus in dem die anderen wohnen.
Und kaum hat man sich auf diesen 'Hausbau' konzentriert, muss man den Blick lösen, denn Alex steckt sich einen Schlauch in den Mund und dann gibt es diese geilen Talkbox Klänge.
Wann habe ich das zuletzt gehört?
Wie es sich für eine anständige Show gehört, wurde auch das Publikum des öfteren zum mitmachen aufgefordert. Mal musste mitgesungen werden, mal sollten wir den Drummer mit unserem 'Hände-Rhythmus' unterstützen. Und wer das Ducsaal-Publikum kennt, weiß, dass es sich nicht lumpen lässt.
Wie das Publikum abgeht, konnte dann auch die Band erfahren, denn die musste zu drei! Zugaben erscheinen. Es war wieder mal ein sehr gelungener, kurzweiliger Konzertabend und wenn die Jungs in Eurer Nähe sind: hingehen. Das gilt auch für den Supportact.
Danke auch an Bärbel Kühn von "Life-On-Stage" für Gespräch und Unterstützung. Man wird sich sicher noch mal sehen
Hamburg Blues Band (Support: Dominik Clayton Band)- Freudenburg - Ducsaal, 14.01.2005
Konzertdauer: ca 190 Minuten
Ulli Heiser und Ilka Czernohorsky, 15.01.2005
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