Hanoi Rocks / Street Poetry
Street Poetry Spielzeit: 44:25
Medium: CD
Label: Demolition Records, 2007
Stil: Rock

Review vom 07.09.2007


Jürgen B. Volkmar
Die Wartezeit auf eine Neuerscheinung der Glam Rebellen Hanoi Rocks kann, in Einzelfällen, schon einmal zu emotionaler Dauerbelastung führen. Doch die Wartezeit hat ein Ende, das Werk liegt vor und das vorab gesagt, kann zur Dauerbelastung des Players führen.
Die Nordmänner aus Finnland, die bereits in den frühen 80er-Jahren mit ihrem punkig und Glam-orientierten, dreckigem Rock'n'Roll mehr Einfluss ausübten als die ganze Szene danach, haben nach ihrer Reformierung ihren Stil neu definiert. Wer daher glaubte, "Another Hostile Takeover" sei nur eine Eintagsfliege, sieht sich jetzt positiv überrascht.
Zu hören ist beileibe kein Abgesang auf ehemalige Glam-Ikonen, denn die Jungs bringen mehr als nur reinen Glam. "Hypermobile" ist ein Durchstarter mit Punkeinfluss und der nötigen Prise Party-Rock und lässt die Gitarren satt zu der in Bestform agierenden Röhre von Michael Monroe aufheulen. Satte Grooves und Hooklines waren schon immer ein Markenzeichen der Straßenpoeten. "Street Poetry", der Titelsong wird gleichfalls von Twingitarren untermalt, durch die Glamkanüle gejagt. Glam-Monument Monroe verleiht mit seiner einzigartigen, prägnanten Stimme, jedem Track die richtige Note. "Fashion" , als Vorab-Single bereits erschienen, war in Skandinavien hoch in den Charts notiert. Ausruhen geht nicht, so lautet vielleicht die Devise zu diesem Album.
Das ist pure Energie, wie mit "Highwired" gekonnt unter Beweis gestellt.
Hard Rock mit berauschendem Chorus ist ein Gehörgang-Durchpfeifer, der sich gewaschen hat. Der ultimative Höreindruck, mit Ohrenschmaus-Gitarreneinlagen, rockt und stampft und die Rhythmusfront gibt Feuer bis zum Erbrechen. Dass es auch etwas sanfter geht, wird mit "Power Of Persuasion" deutlich. Leicht funkig aufspielende Gitarren ohne flauschig zu werden, aber dafür schwebt der Groove beinahe schwerelos im Raum. "Teenage Revolution" erinnert fast wehmütig an David Cassidy, unglaublich diese Wandlungsfähigkeit des Chef-Shouters. Wehmut kommt auf und lässt die Fiktion eines "Summer Of 68" einkehren. Sanft wie eine Sommerbrise lässt dieser Höreindruck die komplette Rockhistorik vorbeiziehen und verschwindet wieder mit wohligem Gefühl in der Magengegend.
"Worth Your Weight In Gold" mit Saxophon Intro vom Frontmann in bester Bowie-Tradition kredenzt, fließt wie erlesener Wein die Kehle hinunter. Komplexe Songstrukturen wechseln mit stimmigen Vocals und folgen, untermalt von pumpenden Bässen, dem vorgezeichneten, kompositorischen Weg. Orientalisch in Szene gesetzt, wird mit "Trancendental Groove" ein weiterer kreativer Output in den Rockzirkel gesetzt. Aufregend und detailreich, werden die Hooks aneinandergereiht und zu einem furiosen Finale geführt. "This One's For Rock'n'Roll" ist ein Rocker wie aus dem Bilderbuch, klar und mit deutlicher Schlagseite zum AOR-kompatiblem Publikum konzipiert, wie geschaffen für das kommerzielle Airplay.
"Powertrip" macht seinem Namen alle Ehre. Mit Power und tighten Riffs kommen gekonnte Glam-Vocals und grooven mit Slideeinlagen, begleitet vom Dauerfeuer des Fellbearbeiters. Mit Stakkato-Stilelementen garniert wird "Walkin' Away" zu einem weiteren Erlebnis. Stimmungsvolle Melodiebögen werden von zerrenden Gitarrensoli und eindringlicher Stimme im Hard'n'Heavy-Rahmen virtuos und theatralisch umgesetzt. Kräftige Rockparts und rasant gespielt machen "Tootin' Star" zu einem weiteren Headbanger. Im finalen "Fumblefoot And Busy Bee" könnte man meinen, Ennio Morricone hat Pate gestanden für dieses an einen Western erinnernde Intrumental, das an Sonnenuntergänge in Technicolor und mit Fanfareneinsätzen, an Epen von zeitloser Schönheit erinnert.
Das ist wohl auch das Schlagwort, mit dem dieses Werk am besten beschrieben ist. Hoher Wiedererkennungswert, Schwermut und Dynamik, kompositorisches Können und Professionalität, kennzeichnen "Street Poetry" als eine weitere Spitzenedition in der Bandbiographie von außergewöhnlichen Charismatikern, bei denen 'No Fillers, All Killers' die dargebotene Qualität nicht besser beschreiben lässt. Ein Paradebeispiel für virtuose Songwriterkunst.
Tracklist
01:Hypermobile
02:Street Poetry
03:Fashion
04:Highwired
05:Power Of Persuasion
06:Teenage Revolution
07:Worth Your Weight In Gold
08:Trancendental Groove
09:This One's For Rock'n'Roll
10:Powertrip
11:Walkin' Away
12:Tootin' Star
13:Fumblefoot And Busy Bee
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