"Den Femte Søster", die fünfte Schwester - so die deutsche Übersetzung des CD-Titels des dänischen Geigers Harald Haugaard, übrigens ein neunfacher Gewinner des Danish Music Awards. Aufgewachsen in Nord-Fünen war Musik stets Mittelpunkt in der Familie. Während seines Studiums der klassischen Violine wechselte er zu traditionellen Fiddle-Klängen der Folkmusik. Experimenteller Folk, auch Annäherungen an die Techno-Szene und das Duo mit dem Gitarristen Morten Alfred Høirup waren Stationen seiner musikalischen Entwicklung. 2009 erschien sein erstes Soloalbum, "Burning Fields".
Im Juni 2011 aufgenommen, bietet die aktuelle CD daher eine bunte Palette, die bei mir die Frage aufwirft, wen der Musiker mit seiner Musik denn eigentlich erreichen will.
Die Stimmung von irischen Jigs und Reels vermittelt der 'Einsteiger' und Titelsong, der durch das Schlagzeug angetrieben wird und gut tanzbar ist. Die Gedanken über Tokio entführen uns dann eher in eine träumerische Stimmung, die vom Einsatz der Gitarre untermalt wird. Japanische Einflüsse vermag ich jedoch trotz des Titels nur schwerlich zu erkennen. Wie ein moderner Popsong, eingeleitet mit elastischem Bass und perkussivem Schlagwerk, startet der Song, der von der Ankunft des Königs erzählen will. Gewiss, ein wenig vom Hauch des Mittelalters weht mir um die interessiert lauschenden Ohren. Es folgt das, was hinsichtlich der Ausbildung des Künstlers nicht fehlen darf: Ein wenig E-Musik, so meint man, wenn man "String Quartet In A Minor" liest. Doch bereits im Allegretto, mit dem Hinweis auf das Jahr 1780, fließen durchaus folkloristische Klänge ein. Das Adagio vermittelt dann doch eher romantische Klassikstimmung, aber der dritte Satz dieser kleinen Suite gibt bereits wieder seinen Ursprung in der skandinavischen Folklore zu erkennen.
Titel acht stellt uns "Danmarks Ældste Polksdans" vor. Ein wohl altes Tanzstück, das man in heutigen Tanzschulen kaum noch wird lernen können. Der "Dødens Vals" ist ein Walzer, der mit dem Tod zu tun hat (?) - hört sich in der Tat ein wenig düster an, so dass ein vorwärts preschender Song wie "The Fiddle School" den Hörer wieder aus der Lethargie zu reißen vermag. Zum Schluss erklingt die engelsgleiche Stimme von Helene Blum, nebenbei bemerkt die Gattin des Geigers. Dass sie so wenig eingesetzt wird, finde ich schade, stellt sich hier doch gleich eine sehr willkommene Abwechslung ein... und schön klingt es zudem auch noch.
Verspielt, verträumt, zum Tanz verführend und gelegentlich mit Melancholie bestückt, hat Haugaard ein Album vorgelegt, das sehr ungewöhnlich ist. Nur fällt es mir verdammt schwer, die Musik in eine Schublade zu packen. Was soll's, entscheidend sollte sein, ob es gefällt oder nicht...
Grundsätzlich gefällt mir "Den Femte Søster", das ist einmal etwas anderes, nur immer kann ich das auch nicht hören, dazu ist die Musik sehr speziell. Ich bin gespannt, in welche Richtung es weitergehen wird. Mein persönlicher Wunsch wäre, dass der Gesangsanteil künftig stärker vertreten ist - mit satten Streicherklängen versehene Arrangements schöner Lieder, die den Hauch von skandinavischer Folklore atmen.
Line-up:
Harald Haugaard (fiddle, violin)
Kirstine Elise Pedersen (violincello)
Roger Tallroth (guitar)
Tapani Varis (bass, Maultrommel, jew's harp)
Sune Rahbek (percussion)
Mattias Peréz (guitar, mandolin)
Rasmus Zeeberg (guitar)
Andreas Tophøj (violin)
Hal Parfitt-Murray (viola)
Helene Blum (vocals, fiddle)
Tracklist |
01:Den Femte Søster (2:45)
02:Tokyo Thoughts (4:48)
03:The King Arrives (3:53)
04:Rimmen (3:24)
05:String Quartet In A Minor
I.Allegretto "Anno 1780" (4:47)
II.Adagio "Swimming Child" (1:32)
III.Andante "Vesterland" (3:18)
06:Havet Er Som Sølv / Danmarks Ældste Polksdans (4:04)
07:Dødens Vals (3:21)
08:Nacht auf der Insel (0:58)
09:Favn (3:26)
10:The Fiddle School / Ærø Trekant (3:16)
11:Alt Hvad Vi Drømte (3:41)
(all music is arranged by the participating musicians)
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Externe Links:
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