Hardpan / Hardpan
Hardpan
Wow, könnte man denken, wenn man sich diese Besetzung ansieht: Alles gestandene Rootsrocker/Singer/Songwriter. Die Klasse von Chris Burroughs, Terry Lee Hale, Todd Thibaud und Joseph Parsons braucht wohl nicht diskutiert zu werden, die Namen stehen für erstklassige Musik.
Eine Band ist Hardpan dennoch nicht, sondern ein Projekt der Beteiligten, die alle ausser Hale bei "Blue Rose" Labelgefährten sind, Hale selbst beim befreundeten Label "Glitterhouse". Anspruch und Zielgruppe sind auch ähnlich, so hat es sich wohl angeboten, über eine gemeinsame Produktion nachzudenken.
Man traf sich zu den Aufnahmen in Burroughs' nagelneuem Studio in Tucson, Arizona und das ausgerechnet am Vortag der World Trade Center-Katastrophe. Kein gutes Omen? Mal sehen bzw. hören, ob sich das ausgewirkt hat. Auffallend zuerst einmal: Eine ganze Platte, fast eine Stunde Musik ohne Drums. Das muss ja noch nichts aussergewöhnliches sein.
Trotzdem bin ich enttäuscht. Das ganze klingt alles andere als homogen, die einzelnen Songs wie aus einem (noch nicht mal existierenden) Kontext gerissen, da es sich diese vier starken Charaktere nicht nehmen ließen, ihren jeweiligen Songs ihren zu unverkennbaren Stempel aufzudrücken. Jeder der Songs eines Autors hätte genau so auch auf eine Soloplatte gepasst, ohne dass es auffallen oder man die anderen Mitstreiter vermissen würde.
Bezeichnenderweise sind es die wenigen Titel, die gemeinsam oder wenigstens von mehreren der Beteiligten komponiert wurden ("Tucson Sky", "Accidents"), die wirklich überzeugen können. Sicher, auch der eine oder andere Song ist stark (Thibaud's "Gonna Break This Stone" und Burroughs' "Closer To The Border" sind wirklich durchweg gelungen), aber von einem solchen Projekt kann man mehr verlangen: Nicht das kollegiale Unterordnen, sondern ein Miteinander hätte so einem Event besser zu Gesicht gestanden.
Viele musikalische Einfälle wollen einfach nicht zünden, es klingt zu brav, zu "solide". Dieses Projekt hätte als "Schnuppersampler" zum Kennenlernen der einzelnen Interpreten bei entsprechendem Preis noch eine echte Daseinsberechtigung. So ist es nichts als eine verpasste Chance. Und das ist angesichts der Klasse der Vier wirklich schade.
Die Produktion hingegen ist hervorragend, der Klang ebenso. Auch das Booklet kann überzeugen, es werden z.B. alle Songtexte mitgeliefert. Beim Label "Blue Rose" kann man sich ein paar Songbeispiele anhören und sich so vorab seine eigene Meinung bilden, ein vorbildlicher Service, den es zum Glück im Web immer öfter gibt.
Spielzeit: 58:41, Medium: CD, Blue Rose Records, 2001
1:To Bury An Angel (Thibaud) 2:Closer To The Border (Burroughs) 3:Bad Luck Hand (Hale) 4:No Disguise (Parsons) 5:Black Cloud (Hale) 6:She's Over The Line (Thibaud) 7:Orville's Beads (Burroughs) 8:Accidents Parsons/Burroughs) 9:Dead City (Hale) 10:Gonna Break This Stone (Thibaud) 11:Spokes On A Wheel (Burroughs) 12:Carry Us Away (Parsons) 13:Tucson Sky (Hardpan)
Manni Hüther, 12.07.2002