Der Punk ist tot, es lebe der Punk!
Was hat dieser Satz eigentlich mit Harlekin zu tun?
Um das rauszufinden führte ich mir das Album "In Disguise" ausgiebig zu Gemüte.
Ein kurzer Blick auf das Cover lässt mich auf richtig schöne, harte Mucke freuen, aber nachdem ich genauer hinsehe, war mein Gesicht nur noch ein einziges Fragezeichen.
Harlekin, eine Band aus der Schweiz (es kommt also nicht nur Käse aus dem Alpenländle), deren Mitglieder so zwischen 17 und 21 Jahre als sind, haben mit "In Disguise" ihr Debüt eingespielt und blasen damit zum Angriff auf die Gehörgänge (und das, wie sich noch herausstellen wird, im wahrsten Sinne des Wortes).
Vor ca. einem Jahr noch waren sie ein namenloses Bandprojekt mit ständig wechselnden Musikern, bis nun mit Fizzy (Vocals), Pete (Gitarre), Michi (Keyboards), Beni (Bass), Fabian (Drums) sowie Chrisy (Rhythmus-Gitarre) die endgültige Besetzung feststand, wobei die Mitglieder alle aus den verschiedensten Stilrichtungen kommen: von Hard Rock, Metal, Progressive bis hin zum Punk...
Punkig sind sie für meine Begriffe überhaupt nicht, denn sie spielen eher Rock mit leichtem Melodic Metal-Touch. Den Eindruck, dass Punkeinflüsse eine Rolle spielen, bekommt man meiner Meinung nach lediglich durch den 'Gesang' des Frontmannes.
Offen gesagt, auch nach dem X-ten Hördurchgang habe ich immer noch das Gefühl, dass Stimme und Musik absolut keine Einheit bilden, beides nicht so recht zueinander passen will. Dazu liegt der Sänger dermaßen daneben, dass sich mir die Nackenhaare steil nach oben stellen.
Schade eigentlich, denn der Rest der Jungs hat wirklich Potential, die Songs haben zum Teil richtig schöne Ansätze und überraschen immer wieder mit tollen Elementen wie Piano oder gar Banjo-Einlagen. Aber die Stimme tut einem richtig weh im Ohr.
Ganz besonders schlimm klingt das Ganze bei der Ballade "Behind The Mask". Auch wenn man die Instrumente, wie bei allen Songs übrigens, mehr in den Vordergrund gemischt hat (ein Versehen oder gar Absicht?), die Schräglage ist trotzdem nicht zu überhören. Geiler Sound, feine Nummer, aber man kann sich einfach des Eindrucks nicht erwehren, das da 'Kermit der Frosch' am Mikro steht.
Der Punk ist tot, es lebe der Punk!
Nein, punkig sind sie, zumindest soundmäßig, tatsächlich nicht und verstecken müssen sie sich auch nicht.
Lediglich ein Wechsel am Mikrofon täte Harlekin gut, denn mit ihm ist wirklich kein Blumentopf zu gewinnen.
Spielzeit: 31:05, Medium: CD, Firebird, 2005
1:My Realms 2:Lonley In The Night 3:Wonderland 4:Rainy Day 5:Killer 6:Behind The Mask 7:Chess 8:Once Again
Ilka Czernohorsky, 19.10.2005
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