Die südfranzösische Metropole Marseille ist - als Heimat der Lieblingsmusik der Franzosen, dem Gangsta-Rap ('Le Rap' mit A statt Ä ausgesprochen!!) - für alles andere als richtig arschtretenden Rock'n'Roll bekannt. Somit lässt die Provenienz von Harmonic Generator schon ein erstes Mal aufhorchen.
Wenn man den verzweifelten Kampf der Grande Nation gegen die Anglisierung ihrer Muttersprache kennt, erweckt es zudem ungläubiges Erstaunen, wenn eine (französische) Band zwischenzeitlich nach Australien auswandert, um ihren (englischen) Texten eine authentische Alltagsdimension zu verleihen. Auf diese Weise sind Harmonic Generator nicht zur zu einem akzentfreien Idiom, sondern auch zu zwei Touren mit stetig steigendem Erfolg und zwei Studioproduktionen in Melbourne gekommen. Nach einer EP liegt nun mit "When The Sun Goes Down" das erste 'richtige' Album der fünf 'Franktralier' vor.
Dieser 'Friede-Freude-Eierkuchen-Erzeuger' wird vom Label unter dem Oberbegriff Heavy Metal subsumiert - klar, das zieht gut und verkauft sich besser. Natürlich sollte das mit neun Songs etwas dünn bestückte Plastiktellerchen dieser Zielgruppe bestens gefallen, ich würde mich allerdings etwas wohler fühlen, wenn "When The Sun Goes Down" in der Kategorie Bad Ass Kickin' Rock'n'Roll einsortiert werden würde. Und wenn es diese noch gar nicht geben sollte, sei sie hiermit erfunden...
...denn wenn die Sonne untergegangen ist, brennt in Marseille wie in Melbourne gleichermaßen die Luft. Doch haben
Harmonic Generator mit "Rising Star" und "Nobody Dies" das erste schwermetallische Feuer abgefackelt, schwenkt der Fünfer schnurstracks auf den hardrockigen Highway To Hell über. Es ist unüberhörbar, dass die Jungs ein musikalisches Faible für Down Under haben.
"Fire" ist ein Paradoxon - ein filigraner Brecher! Pulsierende Bassläufe und funky Riffs dominieren den Song mit einer unwiderstehlichen Leichtigkeit, aber nach gut zwei Minuten reißt dir eine brutale Bridge mal kurzerhand die Ohren ab. Wie geil ist das denn?? Der Dampfhammer-Boogie "Dead On The Ground" bietet ähnliche Kontrapunke: eine wunderschön-eingängige Hook im Refrain gegen metallische Double Leads im Solopart. Die funky Riffs in "On My Knees" zwingen dich auf dieselben... erbarmungslos, spätestens beim A capella-Refrain! "Rollin' Free" ist erneut so ein
Blackfoot-Gedächtnis-Southern Boogie - ein Hochgeschwindigkeits-Boogie, bei dem einem Hören und Sehen vergehen kann. Der Refrain bringt mit einer deutlichen Glam-Note erneut einen unvermuteten Farbtupfer, der in "Let The Bunny Dance" fortgeführt wird. Abschließend wird mit "Get Away" noch einmal der Edelstahl gewetzt und auf Hochglanz poliert.