Ein Album mit einem Gitarristen und einem Mundharmonikaspieler als Solisten, da ist ein Vergleich schnell gezogen. Jazz und chromatische Mundharmonika, was liegt hier näher als der Blick auf den Virtuosen Toots Thielemans aus Belgien. Hier nun agiert der niederländische Kollege Jan Verwey und zusammen mit Christian Hassenstein, dem anderen Namensgeber der Band, zelebrieren die beiden, unterstützt von einer professionell und unterstützend spielenden Rhythmusgruppe, angenehm harmonisch fließenden und 'gemütlichen' Jazz ohne Ecken und Kanten. Hier dürften sich auch viele, die vielleicht bisher am Jazz verzweifelten, an diese eigentlich sehr zugängliche Musik 'herantrauen'.
Denn die Auswahl von Standards und Eigenkomposition wird in einer recht ruhigen Atmosphäre vorgestellt. Dabei gefällt mir Hassenstein sehr gut mit seinen schönen, klaren und geschmeidigen Gitarrenläufen, die mich an René Thomas oder Jim Hall in ihrem warmen Ausdruck erinnern. Das ist genau mein Fall! Verwey geht in seinem Spiel wirklich stark auf den belgischen Kollegen ein. Wie die Musik wohl geklungen hätte, wenn er die Richtung von Howard Levy eingeschlagen hätte?
Böse Zungen könnten nun behaupten, das sei Jazz zum Tanztee. Ich stelle jedoch fest, dass hier auf der Basis der Tradition eine lässig groovende Musik von hoher Qualität entstanden ist. Musik, die sich für jede Gelegenheit eignet - gern würde ich das auch einmal live erleben. Jedenfalls swingen die vier Musiker beherzt und spielen unverkrampft die Musik, die sie zu lieben scheinen, denn davon springt viel auf mich als Hörer über. Schöne melancholische Momente runden das Ganze ab, zu genießen auf "My Foolish Heart", einem Duo von Gitarre und Mundharmonika. Lateinamerikanische Elemente inklusive des Rhythmus bestimmen die Eigenkomposition, das Titelstück. Hier kommt die akustische Gitarre eindrucksvoll zum Einsatz und auch der "Soul Bossa" lässt mich an den Zuckerhut denken. Ob Hassenstein ein Faible für diese Musik hat? Wie auch immer, die Stimmung kommt jeweils sehr treffend herüber.
Insgesamt wird moderner, swingender und hochwertiger Jazz geboten, der sehr unterhaltsam ist, locker und angenehm im Vortrag, unangestrengt und unanstrengend gleichermaßen. Ohne Geschwindigkeitsrekorde in den Solovorträgen, die dafür aber mit sehr viel Bedacht und Gefühl dargeboten werden.
Line-up:
Christian Hassenstein (electric and acoustic guitars)
Jan Verwey (chromatic harmonica)
Ruud Ouwehand (bass)
Franc auf dem Brinke (drums)
Tracklist |
01:Israel [Carisi] (7:04)
02:It Might As Well Be Spring [Rodgers] (4:18)
03:Nobody Else But Me [Kern] (5:07)
04:My Foolish Heart [Young] (3:52)
05:Joy Spring [Brown] (3:31)
06:Raios De Luz (Rays Of Light) [Hassenstein] (3:01)
07:You Must Believe In Spring [Legrand] (3:39)
08:I've Never Been In Love Before [Loesser] (3:44)
09:Soul Bossa [Hassenstein] (4:27)
10:A Time For Love [Mandel] (4:57)
11:I'm Old Fashioned [Kern] (3:52)
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