Hassliebe / Niemandsland
Niemandsland Spielzeit: 53:48
Medium: CD
Label: südpolmusic, 2010
Stil: Deutschrock

Review vom 30.04.2010


Sabine Feickert
Man nehme eine gute Portion harten Rock und eine ordentliche Menge kritischer, deutscher Texte, würze mit einer Prise Metal und verpasse dem Ganzen mit einem Hauch Punk den letzten Schliff. So in etwa dürfte das Kochrezept für das Debütalbum der bayrischen Rocker lauten. Was sie aus diesen Zutaten gekocht haben?
Ein ziemlich rundes, überzeugendes Menü legen sie dem geneigten Hörer auf den Plattenteller. Als Entrée ein wenig Sehnsucht nach Liebe, ein "Schwarzer Engel" wird herbeigewünscht. Melodisch und doch schon ein Ausblick auf die harten Rhythmen, die das weitere Mahl bereithält.
Gleich in der nächsten Nummer, "Mein letzter Wille", wird ein erster Vorgeschmack auf den Hass spürbar, den Hass auf die Lebensbedingungen inmitten der »Zombies und Gestalten« dieser Gesellschaft, die Hassliebe gern durch eine andere, voller Freiheit und Liebe ersetzen würde. Durch die durchgehend harte und herzhafte musikalische Grundlage geraten diese Texte allerdings niemals in die Gefahr in süßliche Gefilde abzurutschen, die kräftig-raue Stimme des singenden Bassisten Daniel trägt dazu eine weitere entscheidende Note bei.
Die Liebe und der Hass - im dritten Gang "Hört ihr mich" wird die Ambivalenz dieser Gefühle zum tragenden Element des Songs.
Auch das weitere Menü ist immer wieder geprägt von diesen beiden Extremen der Gefühlsskala. Bereichert wird es durch die Sehnsucht nach einer "Schönen neuen Welt" ohne »Terrorist und Kinderschänder, blinder Hass und Waffenhändler, NPD und schlechtes Fernsehen«, dem Bedürfnis "Stopp die Zeit", um kurz im Glück zu verweilen und die Suche nach dem Sinn und dem "Licht".
Nun sind weder die Themen, noch die grundsätzliche musikalische Umsetzung neu. Dennoch ist es Hassliebe gelungen, aus altbekannten Zutaten ein stimmiges, vielfach beeinflusstes und trotzdem ganz eigenes Werk zusammenzustellen. Eine 'klingt wie' Einordnung kann und will ich an dieser Stelle nicht vornehmen, dafür ist mir die Scheibe zu eigenständig.
Guter Sound und eine handwerklich saubere Umsetzung runden den positiven Eindruck ab. Sogar die im Booklet verwendete weiße Schrift auf schwarzem Grund ist gut lesbar, im Gegensatz zu dem schon oft gesehenen Geschnörkel in Schriftgröße 6, das auch mit Lupe und viel Phantasie nur schwer zu entziffern ist.
Nach Abschluss dieses musikalischen Mahles bleibt nur noch zu hoffen, dass das Trio ausreichend positive Resonanz bekommt, um in absehbarer Zeit einen Nachschlag zu servieren.
Line-up:
Daniel Frisch (vocals, bass)
Manuel 'Kurt' Gläser (guitar, backing vocals)
Klaus Müller (drums)
Tracklist
01:Schwarzer Engel
02:Mein letzter Wille
03:Hört Ihr mich
04:Mit Dir
05:Wo bist Du
06:Niemandsland
07:Einmal
08:Licht
09:Stopp die Zeit
10:Schöne neue Welt
11:Warum
12:Zusammenhalten
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