Hearts "Magazine" war gleichzeitig das zweite, vierte und (de facto) dritte Album in der Bandhistorie... und eines der besten obendrein. Häh? Richtig, während der Aufnahmen zu "Magazine" kam es zu Unstimmigkeiten mit Mushroom Records und daraufhin zu einem Abbruch der fast abgeschlossenen Aufnahmesessions. Heart wechselte zu Portrait Records und zwischen den beiden Labels kam es zu Rechtsstreitigkeiten bezüglich der Lizenzen. Nichtsdestrotrotz veröffentlichte Mushroom Records im April 1977, wurde aber von einem Gerichtsbeschluss ausgebremst und musste "Magazine" zurückziehen. Ein Jahr später erschien es dann mit veränderter Abfolge der Songs endlich 'offiziell' beim neuen Label - neu abgemischt sowie mit teilweise neu aufgenommenen Tonspuren. Was für ein Hick-Hack...
Audio Fidelity legt nun die 1978er Version als Hybrid-SACD in bester Klangqualität neu auf. Als versöhnliches Moment sind Abbildungen der Mushroom-Edition als Erinnerungsstücke im Booklet zu finden.
Wenn etwas beständig bei Heart war, dann der stetige Wechsel des Musikerkollektivs hinter den Frontfrauen und Cheffinnen Ann und Nancy Wilson. Unter Fans dürfte allerdings unstrittig sein, dass die "Magazine"-Besetzung die beste dieser Formationen war. Mit Leese/Fossen/Fisher/Derosier spielte man fraglos die allerfeinsten Alben der Bandhistorie ein.
Die erste Single (und der einzige Hit) aus "Magazine", "Heartless", eröffnet in typischer Heart-Manier den acht Songs umfassenden Reigen - ein Klassiker, der bis in heutige Tage zu den umjubelten Live-Takes gehört. Die schwermütige und -blütige, mit perlenden Double Leads versetzte Grundstimmung in "Devil Delight" ist gleichermaßen charakteristisch für das Geschwisterpaar wie der eher flott vorwärtsrockende Opener.
Das mit herrlich arrangierten Streichern unterlegte "Just The Wine" ist die wohl eine der schönsten Balladen, die Heart jemals aufgenommen hat - und da waren bekanntlich einige echte Granaten darunter! Dagegen polarisiert die Fremdkomposition "Without You" (ja, genau die!!) in ihrer etwas rührseligen Schwülstigkeit auch nach bald vierzig Jahren immer noch. Entgegen der Einspielungen von Harry Nilsson und Mariah Carey konnten Heart damit jedenfalls (bezeichnenderweise) keinen Singlehit landen...
Da ist der darauf folgende Titelsong als bissige Powerballade schon eine ganz andere Duftmarke. Das hübsche akustische "Here Song" leitet auf den "Mother Earth Blues" über, einem oft gecoverten Memphis Slim-Klassiker der hier meisterhaft mit Willie Dixons "You Shook Me Babe" - beide ziemlich traditionell interpretiert - kombiniert wird. Eine sehr rockige, ekstatisch ausufernde Live-Version von Kiki Dees 1974er Hit "I've Got The Music In Me" beendet "Magazine" nach knapp vierzig unterhaltsamen Minuten.
Insgesamt betrachtet ist "Magazine" eher ein stilleres Heart-Album. Kracher wie "Magic Man" und "Barracuda" findet man vielleicht nicht, dafür aber einige der schönsten Titel der Band, die - völlig zu Unrecht - etwas im Abseits der breiteren Wahrnehmung stehen: "Devil Delight", "Just The Wine" und der Titelsong. Also mindestens drei überzeugende Argumente, sich diese erstklassigen Aufnahmen schnellstens zuzulegen.
Line-up:
Ann Wilson (lead vocals, acoustic guitar, flute)
Nancy Wilson (electric and acoustic guitars, blues harp, vocals)
Howard Leese (guitars, keyboards, vocals)
Steve Fossen (bass, vocals)
Roger Fisher (lead guitar)
Michael Derosier (drums)
Tracklist |
01:Heartless (5:01)
02:Devil Delight (5:01)
03:Just The Wine (4:16)
04:Without You (4:51)
05:Magazine (6:22)
06:Here Song (1:34)
07:Mother Earth Blues (5:59)
08:I've Got The Music In Me (6:19)
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