Helloween / Straight Out Of Hell
Straight Out Of Hell Spielzeit: 60:06
Medium: CD
Label: Columbia / Sony, 2013
Stil: Power Metal

Review vom 22.01.2012


Jochen v. Arnim
Im quasi dreißigsten Lebensjahr von Helloween erscheint ein weiteres, ein neues Brett aus der Hölle, äh, Hamburg. Passenderweise "Straight Out Of Hell" genannt, hat es exakt eine Stunde und sechs Sekunden feinster Unterhaltung Marke Kürbisköpfe. Schon das Cover, ganz im Stil des Wiederholungstäters Martin Häusler, der auch die beiden Vorgängeralben,
Gambling With The Devil (2007) und 7 Sinners (2010) grafisch aufwerten durfte, weist dem Hörer den Weg: Truppen angreifender Kürbisse bahnen sich den Weg durch eine zerschossene Stadt, Gewehrkugeln und Bomben fliegen, aber die Kürbiskopffahne der Aggressoren weht noch immer in der Hand, während die andere eine Granate hält - Kürbisendzeitstimmung.

»Children, children, have no fear - soon we all will disappear.
Children, children, don't you cry, make no sound, or we will die!«


Endzeitstimmung wird es in Charlie Bauerfeinds Studio auf Teneriffa nicht gegeben haben, denn der Output von den dreizehn neuen Songs hat sich durchaus gelohnt. Und bevor jetzt jemand sagt, dass Helloween doch ohne 'Michi' Kiske nicht mehr Helloween seien und, und, und… das Ding ist lange durch und Deris ist der Sänger, basta!
Volle Sülle - so sagt man doch gern, wenn es richtig kracht - ballert uns der Metal aus den Speakern in die Kürbisköpfe und die Hamburger Jungs legen richtig einen vor für das junge Jahr 2013. Mit "Straight Out Of Hell" machen sie, für mich zumindest, den flotten Dreier guter aufeinander folgender Alben komplett. Beide o. a. Vorgänger fand ich schon stark und auch die neue Scheibe muss sich in keiner Weise dahinter verstecken. Vielleicht ist der frische Rundling sogar noch eine Nummer besser als "7 Sinners", denn subjektiv gefühlt kommt der flotte Metal-Reigen deutscher Provenienz etwas weniger düster rüber. Wie schon öfter ziehe ich im Geiste Parallelen zu Freedom Call (welch Wunder…), die sich ja auch fröhlich, locker-flockig durch das Metal-Universum rocken.
Gleich der Opener "Nabataea", der uns von diesem sagenumwobenen Königreich aus Kleinasien erzählt, haut voll rein, wenngleich wir im Verlauf des Albums noch Tracks finden werden, die ebenso temporeich sind. Passend zum Titel wird beim Intro und späteren Passagen ein Anflug 'babylonischer Stimmung' erzeugt, der Rest ist kerniger Metal mit satten Riffs und hämmerndem Bass, aber man ist sich auch für einige Rhythmus- und Tempowechsel nicht zu schade - clever gemacht. Erwähnenswert finde ich hierbei noch die Tatsache, dass der Song mit über sieben Minuten doch klar aus der üblichen Power Metal-Suppe hervorsticht. Helloween können auch Thrash und das beweisen sie mit dem danach folgenden "World Of War", das eindeutige Elemente dieser Stilrichtung enthält.
Als nächstes Highlight preist uns die Band das schnelle "Far From The Stars" an, das mit hoch gesungenem Chorus und dem flotten Rhythmus schön munter rüberkommt. Es ist ja wahrlich kein Geheimnis, dass Frontmann Andi Deris bei Live-Auftritten stimmlich gern mal an seine Grenzen kommt, davon ist auf der Scheibe allerdings nichts zu hören. Das klingt alles sauber und wenig angestrengt. Auch die Kollegen Weikath und Gerstner an den Gitarren liefern eine stramme Leistung ab, die natürlich von tollen Bassläufen Grosskopfs und dem kernigen Schlagzeug Löbles passgenau unterstützt werden.
"Burning Sun" ist so einer der Songs, die bei mir die o. a. Parallelen zu einer anderen deutschen Metal-Band zulassen - beide Combos haben diese ja bekanntermaßen auch in personeller Hinsicht. Für dieses Stück gibt es übrigens auf der Limited Edition-Version der Scheibe eine spezielle Hammondfassung zu Ehren des kürzlich verstorbenen unbestrittenen Meisters der Hammond.
Das klingt alles sehr eingängig, die Refrains bieten meist einen raschen Wiedererkennungswert und animieren zum Mitsingen. Trotzdem haben wir es wahrlich nicht mit schnell gestricktem Einheitsbrei zu tun. Paradebeispiel dafür ist der Titelsong, der neben besagter Eingängigkeit mit flinken Gitarren und cleveren Wechseln aufwarten kann. Ein wenig Ballade schieben die Jungs mit "Hold Me In Your Arms" auch an späterer Stelle im Album ein. Hier können bei der bald startenden Welttournee kräftig Feuerzeuge geschwenkt werden. Nicht mein Favorit, aber dennoch gefällig. Auch "Asshole" ist bislang nicht dauerhaft in die Tiefen meiner Synapsen vorgedrungen, aber damit wär's das auch in puncto Schwächlinge. Die Band behauptet, sich jedwede Freiheit für das Komponieren genommen zu haben und mit richtig viel Spaß bei der Sache gewesen zu sein. Ich denke, beide Aspekte kann man bei der Variabilität des Materials problemlos raushören und für mich spielt das Album somit ganz klar in der Oberliga deutschen Metals, und zwar weit vorne in der Tabelle!
Line-up:
Andi Deris (vocals)
Michael Weikath (guitars)
Sascha Gerstner (guitars)
Markus Grosskopf (bass)
Dani Löble (drums)
Tracklist
01:Nabataea
02:World Of War
03:Live Now!
04:Far From The Stars
05:Burning Sun
06:Waiting For The Thunder
07:Hold Me In Your Arms
08:Wanna Be God
09:Straight Out Of Hell
10:Asshole
11:Years
12:Make Fire Catch The Fly
13:Church Breaks Down
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