Hellride / Acousticalized
Acousticalized Spielzeit: 49:52
Medium: CD
Label: Fastball, 2013
Stil: Acoustic Metal

Review vom 19.10.2013


Jochen v. Arnim
Fällt einer Band vorübergehend mal nichts mehr ein, macht sie schnell ein sog. Unplugged-Album, meist mit Stücken, an denen ihr selber besonders viel liegt (OK, das mit dem 'nichts mehr Einfallen' ist jetzt böse, aber manchmal habe ich halt den Eindruck). Dass dabei auch schon mal ganz starke Alben herausgekommen sind und die Verkaufszahlen von einem gewissen positiven Zuspruch deuten, sei unbestritten, trotzdem ist das für den Rezensenten aber eine Sparte, die er gern mal ignoriert.
Anders verhält es sich jedoch im vorliegenden Fall, denn "Acousticalized" ist weder ein Produkt von der Supergroup XYZ, noch sind die Jungs von Hellride in dieser Formation bislang durch viele Veröffentlichungen in Erscheinung getreten. Im Klartext: "Acousticalized" ist das Debüt des Trios aus dem Frankenland. Hier hat sich die Nürnberger Band vor rund drei Jahren formiert und derzeit stehen Tommy Klossek, Kai Pasemann und Stefan Gassner im Line-up, wobei Klossek hauptamtlich für den Gesang verantwortlich zeichnet, während die beiden Kollegen sämtliche Gitarren bedienen. Und das war es auch schon, mehr Instrumente gibt es nicht. Spielten sie alle schon viele Jahre in anderen Bands (u. a. MegaBite, Paradox oder bei den deutschen Proggern Dreamscape), so haben sie als Hellride in den wenigen Jahren seit Gründung ebenfalls schon eine lange Latte an Live-Dates auf der Liste - und alles nur Acoustic Metal!
Das vorliegende Album vereint nun sowohl eigene Songs als auch Coverversionen bekannter (und teilweise) beliebter berühmter Kollegen. Und um es mal vorwegzunehmen, das hier ist keine Billigproduktion irgendwelcher Hinterwäldler aus irgendeinem gottverlassenen Nest östlich der A9, die Highway To Hell in den Nebel grölen. Schon die ersten Töne machen unmissverständlich klar, dass die Jungs ihre Instrumente und Stimmbänder einzusetzen wissen. Spätestens bei "Black Tulips", und das ist erst der zweite Song auf der Scheibe, müsste es jeden Hörer packen. Trotz der 'ausgestöpselten' Spielweise (wenngleich auch auf so manche Effekte aus der Dose nicht verzichtet wird) haben wir es in der Tat mit Metalmucke zu tun und es werden die notwendige Energie und die Aggressivität in die Stücke gepackt. Gleichfalls vergessen die Jungs aber nicht, auch die gefühlvolle Seite nach vorne zu kehren (und wer sagt schon, dass Metal nicht auch gefühlvoll sein kann - das ist nicht nur Knüppelei).
Handwerklich werden die Gitarren ohne Makel bedient und die beiden Herren Pasemann und Gassner brennen ein wahres Feuerwerk auf ihren Saiten ab (z. B. bei "Death Is A Killer"). Zudem erweisen sie sich als gekonnte Background-Sänger, die den Kollegen Klossek songdienlich unterstützen. Der hätte bei seinem Stimmvermögen eine Unterstützung zwar gar nicht nötig und dazu möchte ich speziell auf das Queensrÿche-Cover "Take Hold Of The Flame" hinweisen, wo er sich subjektiv empfunden besonders hervortut.
Weitere Cover kommen z. B. mit "Heaven And Hell" von Black Sabbath, "Ace Of Spades" von Motörhead oder "Aerials" von System Of A Down. Auch an "United Forces" von S.O.D. hat man sich gestezt. Hierbei wurde stimmgewaltige Unterstützung von Tankards Gerre geboten. Vorher aber haut Tom Angelripper von Sodom beim bereits erwähnten "Ace Of Spades" so richtig alles aus der Kehle, was gerade noch vorhanden ist.
Am Ende der Scheibe gibt es noch einen Live-Mitschnitt und den sog. 'unhidden bonus track', der mich allerdings als einziger Song auf der Scheibe nicht überzeugt (aber vielleicht habe ich das mit dem Tempo und dem Titel "Slow Song" auch nicht verstanden…).
So, lange Rede, kurzer Sinn, unterm Strich ist den drei Höllenreitern eine wirklich tolle Dokumentation dessen gelungen, was man mit Metal machen. Ihre eigenen Stücke müssen sich dabei wirklich nicht hinter denen der bekannten Größen verstecken, für den persönlichen Geschmack sind sie in Teilen sogar viel besser (aber das darf jeder Hörer für sich selber rausfinden). Mit diesem Album könnte ich sogar meine Frau davon überzeugen, dass Metal nicht immer nur voll auf die Fresse bedeuten muss… Klasse!
Line-up:
Tommy Klossek (vocals)
Kai Pasemann (guitars, backings)
Stefan Gassner (guitars, backings)

Gäste:
Tom Angelripper (vocals - #10)
Gerre (vocals - #11)
Tracklist
01:Army Of Angelz
02:Black Tulips
03:Heaven And Hell
04:Death Is A Killer
05:Aerials
06:Take Hold Of The Flame
07:War Business
08:Jump Bitch
09:Ride To Hell
10:Ace Of Spades
11:United Forces
12:Love You To Death (live)
13:Slow Song (bonus track)
Externe Links: