Scott Henderson, Jeff Berlin, Dennis Chambers / HBC
HBC Spielzeit: 59:27
Medium: CD
Label: Shrapnel Records/Music Theories Recordings, 2013
Stil: Fusion

Review vom 01.04.2013


Wolfgang Giese
Supergroup - mit diesem Attribut sollte man stets vorsichtig umgehen, muss das Ergebnis doch nicht immer super sein. Wie ist es nun hier? Trios in der Besetzung Gitarre, Bass und Schlagzeug hatten wir schon einige Male in der Geschichte des Jazz oder, weil hier geht es um Jazz Rock oder Fusion, in diesem Genre. Larry Coryell hat es getan, Pat Metheny auch und für viele gilt die Formation mit John McLaughlin, Jaco Pastorius und Tony Williams, auch bekannt unter dem Namen Trio Of Doom, als das Non plus ultra. In der Tat legten jene drei seinerzeit schon eine wahnsinnig virtuose und entfesselte Musik vor, bei der eigentlich niemand still sitzen konnte. Der Gitarrist Scott Henderson selbst war auch schon im Trio aktiv: mit Victor Wooten und Steve Smith.
Scott Henderson, Jeff Berlin und Dennis Chambers sind bereits öfter zusammen auf Tournee gewesen, doch ist dieses ihr Debütalbum. Hier sind Profis unter sich, das steht schon einmal fest. Gerade diese Live-Erfahrungen nehmen sie in die Studioatmosphäre mit und so ist die Musik sehr rhythmisch, strotzt voller Spielfreude und alle drei sind in ihrem Spiel dicht zusammen. Chambers am Schlagzeug hat eine lange Liste von Auftritten im Bereich der Fusion vorzuweisen und auch hier kann er beweisen, welch hervorragender Drummer er doch ist. Er und Bassist Jeff Berlin zeigen, wie sie außerhalb der reinen Funktion als Rhythmusgruppe bestimmend für den Gesamtsound sein können. Das zeigt uns Berlin gleich im ersten Stück mit einem tollen Solo! Die Musik ist vorwiegend kraftvoll, immer virtuos, stets spannend und sehr unterhaltend.
Auffällig ist beim Studium der gewählten Titel, dass allein fünf aus der Feder ehemaliger Musiker von Weather Report stammen. Gleich "Mysterious Traveller" wird seinem Namen von Beginn an mit seinen spacigen Sounds gerecht. Darüber hinaus zeigt der Drummer hier eine tolle Leistung mit seinem variablen Spiel. "D Flat Waltz" ist eine funky Nummer und bei "Sightseeing" sind starke reine Jazzelemente vordergründig mit sattem Swing integriert. Abwechslung wird auch in diesem Trioformat groß geschrieben. So dringt mit dem siebten Titel kräftiger Blues durch - ein wenig klingt das nach ähnlichen Bluesstücken von Jeff Beck . Der letzte Titel, im Original von Billy Cobham, macht mich natürlich neugierig, gerade hinsichtlich des Vergleichs der beiden Drummer. Und Chambers beweist hier seine ganze Klasse. Er steht dem 'Konkurrenten' in nichts nach. Auch hier federt der Rhythmus ganz brillant, allerdings spielt Cobham meines Erachtens etwas weicher. Dafür rockt der Titel richtig gut!
Eines muss ich noch unterbringen, denn diesen Hinweis im Booklet fand ich hinsichtlich der Angabe recht witzig, welche Saiten Henderson benutzt: »Scott Henderson is under treatment for D'Addario string abuse.«
Nun denn, das Ergebnis ist aus meiner Sicht super geworden. Leidenschaft quillt aus jeder Note, die Musiker hatten offensichtlich Freude am Spiel, die sich auf den Hörer überträgt und innerhalb der mittlerweile oft ausgelutschten Fusionszene ist diese Platte ein Lichtblick!
Line-up:
Scott Henderson (guitar)
Jeff Berlin (bass)
Dennis Chambers (drums)
Tracklist
01:Actual Proof [Hancock]
02:Mysterious Traveller [Shorter]
03:Footprints [Shorter]
04:D Flat Waltz [Zawinul]
05:The Orphan [Zawinul]
06:Sightseeing [Shorter]
07:Wayward Son Of Devil Boy [Henderson]
08:Threedom [Berlin]
09:Stratus [Cobham]
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