»Hey hey my my ...«, ja ja,
Neil Young macht mal wieder Gefangene, diesmal auf französischem Territorium, genauer - in der Gironde. Dort traf er auf
Julien
Garnier und
Julien Gaulier, zwei Pariser Studenten, die sich in der Abgeschiedenheit der Garonne-Mündung ihrer Leidenschaft für die
Beatles,
Nirvana, die
Pixies und natürlich Feldherr
Young hingeben.
Ihr Debüt "Too Much Space" ließ den Franzosen genug Platz für vordergründige
Akustik-Arrangements und die hohen Stimmlagen der beiden Juliens erinnern sofort an den knorrigen Kanadier im Holzfäller-Karo. Mit charmantem französischen Akzent präsentiert das durch Michel Aubinais vervollständigte Trio englischsprachigen, ultrasoften Folk Pop, der sagenhafte, aber denkbar ungefährliche Berge von Zuckerwatte visualisiert, schließt man die Augen, um mit den Ohren zu sehen.
Cleveres Geschick, den absoluten Durchschläger des Albums gleich an den Anfang zu stellen: Ein 'Merryland'-Mobil bahnt seinen Weg durch's zuckersüße Gebirge in heavy rotation! - Merry-go-round .... hey, yeah! Und da spätestens hat auch Mr.
Young ausgedient. Das Credo der French Connection lautet zweifelsfrei: Get rid of (any) gravitation! Easy listening for President!
Und wenn irgend möglich: Hände weg von Konfliktstoff, gleich welcher Art! Vielleicht einen Hauch Melancholie? Klar, geht in Ordnung. Da nehmen wir "I Need Some Time" oder den zweiten Anspieltipp "Poison". Der bietet sauber aufgebaute, stimmige und schöne Akkordfolgen, die
Tom Petty wohlwollend und problemlos abnicken würde.
Für Abwechslung sorgt man auch, mit gekonnten Break-offs und der ein oder anderen interessanten Rhythmierung, zu hören beispielsweise auf dem etwas nachdenklichen Titletrack. Katzenfreunden (
Norbert?) und in spezieller Weise ihren Stubentigern empfiehlt sich die Herausforderung von "Picking". Falls Mimi und Minka über das Intro hinauskommen sollten, mögen sie ihre Wertung des Songs abgeben. Meine Gehörgänge verschließen sich hier leider, trotz wiederholter Versuche.
Aber dennoch: Vorsicht! Diese harmoniesüchtigen, franco-anglophonen Fineliner geben nicht auf, bis man das Album titelnumerisch aufsagen kann und jede Melodie samt zweiter Stimme durch den übermächtigen unbegreiflichen Alltagswahnsinn singt, schnippt, summt, pfeift ... .
And..one..two..three..four.. »w-e-e-e a-r-e l-e-a-v-i-n-g for Merryland!«.
Stellt sich die bekannte Frage: Braucht die Welt ein weiteres so schwereloses,
weitgehend berechenbares Popwunder? Hey Hey My My sind mit ihrer romantischen, strahlenden Leichtigkeit wie schöner Luxus - verzichtbar vielleicht, aber äußerst ungern.