Hey Hey My My / Too Much Space
Too Much Space Gesamtspielzeit: 44:01
Medium: CD
Label: Sober & Gentle, 2008
Stil: Folk Pop

Review vom 14.04.2008


Grit-Marina Müller
»Hey hey my my ...«, ja ja, Neil Young macht mal wieder Gefangene, diesmal auf französischem Territorium, genauer - in der Gironde. Dort traf er auf Julien Garnier und Julien Gaulier, zwei Pariser Studenten, die sich in der Abgeschiedenheit der Garonne-Mündung ihrer Leidenschaft für die Beatles, Nirvana, die Pixies und natürlich Feldherr Young hingeben.
Ihr Debüt "Too Much Space" ließ den Franzosen genug Platz für vordergründige Akustik-Arrangements und die hohen Stimmlagen der beiden Juliens erinnern sofort an den knorrigen Kanadier im Holzfäller-Karo. Mit charmantem französischen Akzent präsentiert das durch Michel Aubinais vervollständigte Trio englischsprachigen, ultrasoften Folk Pop, der sagenhafte, aber denkbar ungefährliche Berge von Zuckerwatte visualisiert, schließt man die Augen, um mit den Ohren zu sehen.
Cleveres Geschick, den absoluten Durchschläger des Albums gleich an den Anfang zu stellen: Ein 'Merryland'-Mobil bahnt seinen Weg durch's zuckersüße Gebirge in heavy rotation! - Merry-go-round .... hey, yeah! Und da spätestens hat auch Mr. Young ausgedient. Das Credo der French Connection lautet zweifelsfrei: Get rid of (any) gravitation! Easy listening for President!
Und wenn irgend möglich: Hände weg von Konfliktstoff, gleich welcher Art! Vielleicht einen Hauch Melancholie? Klar, geht in Ordnung. Da nehmen wir "I Need Some Time" oder den zweiten Anspieltipp "Poison". Der bietet sauber aufgebaute, stimmige und schöne Akkordfolgen, die
Tom Petty wohlwollend und problemlos abnicken würde.

Für Abwechslung sorgt man auch, mit gekonnten Break-offs und der ein oder anderen interessanten Rhythmierung, zu hören beispielsweise auf dem etwas nachdenklichen Titletrack. Katzenfreunden (Norbert?) und in spezieller Weise ihren Stubentigern empfiehlt sich die Herausforderung von "Picking". Falls Mimi und Minka über das Intro hinauskommen sollten, mögen sie ihre Wertung des Songs abgeben. Meine Gehörgänge verschließen sich hier leider, trotz wiederholter Versuche.
Aber dennoch: Vorsicht! Diese harmoniesüchtigen, franco-anglophonen Fineliner geben nicht auf, bis man das Album titelnumerisch aufsagen kann und jede Melodie samt zweiter Stimme durch den übermächtigen unbegreiflichen Alltagswahnsinn singt, schnippt, summt, pfeift ... .
And..one..two..three..four.. »w-e-e-e a-r-e l-e-a-v-i-n-g for Merryland!«.
Stellt sich die bekannte Frage: Braucht die Welt ein weiteres so schwereloses, weitgehend berechenbares Popwunder? Hey Hey My My sind mit ihrer romantischen, strahlenden Leichtigkeit wie schöner Luxus - verzichtbar vielleicht, aber äußerst ungern.
Im Gefolge ihrer Vorreiter, Überflieger und Bahnbrecher in den 90ern, Air, bauen Garnier & Gaulier den selbstbewussten Status der französichen Legion in der europäischen Electro-, Pop- und Folkszene weiter unbeeindruckt und klar konkurrenzfähig aus.
Tracklist
01:I Need Some Time
02:Easy
03:Your Eyes When We Kiss
04:Belle & Julian
05:Don't Sell Me Now
06:Poison
07:In The Lake
08:Morricone
09:Want It More
10:Too Much Space
11:Picking
12:Celia
13:A True Story
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