Hidden paths gibt es in Kolumbien sicher einige, hier geht es aber um die Band Hidden Path, eine Power Progressive Metal Band (so die Selbstklassifizierung), die Gitarrist Daniel Realphe im Jahre 2002 gründete. "Before Our Eyes" ist das Debütalbum der Truppe aus Bogota.
Laut Website besteht Hidden Path neben Daniel, der als Haupteinfluss u.a. Steve Vai, Metallica, Iron Maiden und Megadeth angibt, aus David Ibarra, Sander Bermudez und Fredy Melo. Da ist es etwas verwirrend im Booklet zu lesen, dass Daniel Gitarren, Bass, Keyboards, Drums und auch die Vocals selbst eingespielt bzw. gesungen hat. Auch auf der Bandseite ist an anderer Stelle zu lesen, dass Hidden Path ein Soloprojekt ist.
Eindeutig will hier einer zeigen, dass er die Gitarre beherrscht. Tut er unzweifelhaft, aber was sich für Momente spektakulär und gekonnt anhört, wird auf Dauer doch eher nervig.
Die Soli sind einfach zu schnell, zu unakzentuiert. Hinzu kommt, dass die Bass- und Drum-Begleitung selten nur für das passende Fundament sorgt, sondern mit dem gleichen Speed von dannen zieht.
Sicher gibt es Breaks; meistens dann, wenn es gesangliche Einlagen gibt, was auch gut ist, denn ich möchte mir nicht vorstellen, Daniel in dem Tempo singen zu hören, mit dem er die Gitarre spielt.
Technisch auf sehr hohem Niveau, aber was der Musik fehlt, ist die gewisse Seele in den Tracks. Über weite Strecken klingt es nach einer experimentellen musikalischen Reise. Erst bei "Winds Of Destiny" finde ich den roten Faden. "I Lost You" startet mit einem angenehmen Gitarrenintro, fast sphärisch anmutende Keyboardklänge mischen sich ein und dann bremsen die Vocals die Nummer fast bis zum Stillstand ab. Not bad!
"Timeless Existence" wird sogar total vom Keyboard dominiert, und wenn es Gitarrensoli gibt, ordnen sich diese brav unter. Für 'richtiges' Verschnaufen sorgt dann "Meine Freude" von "J.S. Bach".
Wenn es denn ein Highlight für mich auf diesem Album gibt, ist es ohne Zweifel das letzte Stück "Towards Our Inminent Ending". Thema und Instrumentierung gehen 100 % in Richtung Klassik. Vielleicht deshalb das Highlight auf einer progressiven Metal CD, weil es keine schwindelerregenden Gitarrensoli gibt? Jedenfalls tut es gut, etwas auszuspannen.
Wie auch immer, Daniel Realphe beherrscht sein Instrument und geht mit "Before Our Eyes" keinen bequemen Weg. Ich denke, die Verkaufszahlen hatte er beim Schreiben auch nicht im Visier. Das macht die Musik ehrlich und wer sich auf diese exotische Reise einlässt, wird das 'Heiß und Kalt' des Albums spüren.
Spielzeit: 58:48, Medium: CD, Eigenproduktion, 2005
1:See For Yourself (Intro) 2:Before Our Eyes 3:Unfolded Will 4:Winds Of Destiny 5:Forbidden Joy 6:I Lost You
7:Timeless Existence 8:Meine Freude (J.S. Bach) 9:Mere Obsessions 10:Organic Control 11:Towards Our Inminent Ending
Ulli Heiser, 08.10.2005
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