Songs & Whispers, eine Agentur aus Bremen, veranstaltet regelmäßig sogenannte 'Circuits', ca. einmonatige Tourneen, vornehmlich in Norddeutschland, aber auch mit Spielstätten in den Niederlanden und in Belgien. Hierbei sollen bislang relativ unbekannte Künstler/Innen aus den Bereichen Alternative, Folk, Singer/Songwriter und Americana gefördert und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.
Eine dieser neuen Spielstätten ist nun die Musikkneipe Schwarzer Bär in Wilhelmshaven.
Im Circuit 3/2013 gastierte jetzt die Band The Hobos aus Brixton/London, die dort zwar leben, aber jeweils aus einer anderen Ecke des Königreichs bzw. aus Südafrika und Portugal stammen, womit wieder die Stellung Londons als 'Melting Pot' bewiesen wäre.
Über diese dreiköpfige Band liest man: »... to bring you traveling folk music with twinges of bluegrass and a longing for the open road.« Man könnte auch die Schublade Independent Folk weit aufziehen, es gibt halt immer wieder Musik, die sich nicht klar einordnen lässt.
Dabei ist nach kurzer Zeit klar, wohin der Zug fährt. Denn Züge scheinen ein zentrales Thema bei der Gestaltung der Titel zu sein, wie auch der erste Track der aktuell vorliegenden EP mit vier Nummern sowie der erste Song des Abends bewies: "First Train". So waren/sind Hobos ja auch mit Zügen unterwegs. Und so scheint auch die rhythmische Ausgestaltung der Lieder einen eindeutigen Hinweis auf das typische Geräusch der Räder auf den Gleisen zu geben. Dafür sorgen die straff gespielte Akustikgitarre der singenden Frontfrau Bice und das energisch bearbeitete Cajón von Nick. Dieser griff dann auch ab und zu zum Banjo und brachte dadurch dann noch eine Spur von Bluegrass in die Musik.
Zusammengehalten wird der Sound jedoch vom Bassisten Tiago, der mit warmem und elastischem Ton den elektrischen Gegenpart zum Sound bot. Einerseits wäre ein akustischer Bass vielleicht passender gewesen, andererseits empfand ich hier jedoch die Wahl dieses Instruments als sehr angemessen, um so eine weitere Klangvariante der grundsätzlich eher spartanischen Ausrichtung hinzuzufügen.
Den meisten Songs gemein ist die stark nach vorn gerichtete Musik, die eine recht positive und heiter-fröhliche Stimmung verbreitet.
Der etwa zweistündige Auftritt bestand vorwiegend aus Eigenkompositionen sowie unter anderem einer eigenwilligen Interpretation des Songs "Don't Think Twice, It's Alright" von Bob Dylan, bei dem es bei Erraten des Komponisten übrigens Schokoladeneier zu gewinnen gab. Und dann noch "Time After Time" von Cindy Lauper und "Bitter Heart" von Zee Avi im leicht schunkelnden Reggaerhythmus, ein Song, der eine feine Ergänzung zum grundsätzlichen Stil darstellte.
Alle drei Musiker versuchten auf sympathische Art stets den Kontakt zum Publikum herzustellen, so dass dieses wechselseitig sicherlich zur guten Stimmung an diesem Abend beitrug.
So gab es Aufforderungen zum aktiven Mitgestalten durch 'Singalongs' und auch intensive Gespräche mit dem interessierten Publikum in der Pause und nach dem Auftritt.
Schön wäre es, wenn sich live noch ein weiterer Musiker hinzugesellen würde - so kommt es der Ausgestaltung und der Atmosphäre sehr zupass, wenn zum Beispiel auf der Studioversion von "First Train" noch das Banjo hinzukommt. Allein durch Rhythmusgitarre, Bass und Perkussion kann sich so leicht Leerlauf zwischen den Gesangsparts einschleichen.
Bice wurde in der Presse bereits gewisse Ähnlichkeiten mit Alanis Morissette nachgesagt, ansatzweise mag das stimmen, jedoch meine ich, dass sie mit einer eigenen, eigenwilligen Stimmfarbe und individuellem Ausdruck singt und besonders in den mittleren Lagen punkten kann sowie bei einigen langsamen Titeln auch bluesigen Anstrich zeigt.
Ansonsten hielte ich es für gut, wenn die gelegentlichen Background Vocals durch die beiden anderen Bandmitglieder stärker eingebunden werden würden, das gab jedenfalls jeweils eine besonders harmonische Ausprägung.
Als Fazit bleibt die Erkenntnis, dass es ein unterhaltsamer Abend war, bei dem Publikum und Musiker offensichtlich gleichermaßen Spaß hatten. Ich wünsche der Band noch viel Erfolg für die Zukunft und vor allem mögen alle Drei die offenbarte Freude an der Musik beibehalten!
Line-up:
Bice (vocals, guitar)
Tiago (bass)
Nick (cajón, banjo)
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