Eines vorweg, wer durch diese Rezension neugierig werden sollte, kann sich dank eines erstklassig gestalteten Mehrfachfalt-Booklets noch näher informieren. So sollten heute CD-Veröffentlichungen auf den Markt kommen, liebevoll gemacht, von Liebhabern für Liebhaber, eigentlich fehlt in letzter Konsequenz nur das Digi-Pack-Format, wo doch schon der Silberling an sich auf seiner Oberseite wie eine gute alte Langrille bedampft ist.
Und beim Liebhaber sind wir beim Stichwort, denn der musikalische Inhalt richtet sich letztendlich ausschließlich an selbigen.
Wieso allerdings Phonogram damals zu dem Schluss kam, mit der
Holden Fee sei kein (finanzieller/kommerzieller) Staat zu machen, erschließt sich meinen Ohren überhaupt nicht. Die Band wandelt nämlich in einer rhythmischen Leichtigkeit auf Pfaden, die ich persönlich so gar nicht mit dem Begriff 'verquaster' Krautrock assoziieren kann. Aber vielleicht war ja gerade
das das Problem.
Wir Deutschen brauchen halt unsere Schubladen und die
Holde Fee passte mit ihrem Mix aus Latin-Rock à la
Santana, tanzbarem funky Soul-Discoeinschlag à la
Hot Chocolate, eingängigem Rhythmus-Groove à la
Doobie Brothers, esoterischem Jazzrock light und leichtem Progressiv-Pop-Einschlag à la
Steve Winwood in keine und saß somit zwischen den berühmten Stühlen. Zudem ist die Scheibe offenbar als Konzeptalbum angelegt, beinhaltet eine ganze Suite (die komplette zweite Seite der ehemaligen LP) mit Text in deutscher Sprache und viel instrumentaler Experimentierfreude, welche mit disharmonischen Intermezzi den rhythmischen Fluss aufbricht und somit dafür sorgt, dass sich kein geschlossener Gesamteindruck einstellen mag. Nicht zuletzt fällt auf, dass sich Gitarrist
Hartmut Frenk zu häufig in seinem Spiel an
Carlos Santana orientiert und dabei deutlich den Kürzeren zieht.
Dafür knüpfen Tastendrücker
Lothar Brandes, Stöckeschwinger
Reinhard Lewitzki und Percussionist
Thomas Ruhstorfer des Öfteren einen schwungvollen, manchmal mitreißenden Teppich, zusammengehalten durch den swingenden Tieftöner
Gerhard Reulecke. Dies findet alles mit einer gewissen Luftigkeit statt, abgesehen von den etwas verunglückten Jazz-Experimenten. Ähnlich wie die zeitweise zu deutlichen
Santana-Affinitäten kranken diese daran, dass zu der Zeit etliche Acts diesbezüglich mit ganz anderen Qualitäten aufwarten konnten.
Fazit:
Trotzdem liegt mit dieser Veröffentlichung ein sympathisches Kleinod vor, eine nette Anekdote bundesdeutscher Rockmusikhistorie, ergänzt durch die beiden Seiten einer für Phonogram in Hamburg eingespielten Promo-Single. Letztere fällt klanglich etwas ab, ansonsten wird ein wunderbar authentischer 70er-Jahre-Analogsound geboten, dynamisch, transparent, mit guter Räumlichkeit und kleinen Schwächen bei der Abmischung des Gesangs. Eine schöne Ausgrabung, nicht essentiell, aber mit einer überraschend hohen Radiokompatibilität ausgestattet, wohlgemerkt, für das Radio von vor 32 Jahren! Anscheinend sitzen nicht nur heutzutage völlig ahnungslose Nasen bei den Major-Companys. Waren dereinst nicht gar die
Beatles von einem Großlabel abgelehnt worden? Kann das irgendwie trösten?
Sei's drum, die
Holde Fee möchte in Zukunft wieder auftreten, sofern sich genügend Leute per E-Mail melden. Neugierig geworden? Dann groovt euch nach "Malaga" und schreibt der Band unter folgender Adresse: holde-fee@web.de.
Der Rezensent vergibt derweil für die Musik sehr solide 6,5 von 10
RockTimes-Uhren und legt für die Ausführung der CD-Premiere noch eine halbe oben drauf - als
7 RockTimes-Uhren.