Für mich eine der besten CD-Veröffentlichungen des Jahres 2009.
Die vier Profimusiker Allan Holdsworth, Alan Pasqua, Jimmy Haslip und Chad Wackerman haben hier eine großartige Leistung abgeliefert. Alle waren schon sehr aktiv in Bands wie Tempest, Gong, Santana, Yellowjacketsoder Frank Zappa.
Die Musiker fanden sich zusammen anlässlich einer Tournee im Mai 2007, zu Ehren des gut 10 Jahre zuvor verstorbenen Schlagzeugers Tony Williams.
Holdsworth und Pasqua waren seinerzeit, Mitte der Siebziger Jahre, Mitglied von Tony Williams Lifetime.
Entsprechend finden sich auch unter den Aufnahmen einige Titel, die jene Band damals einspielte.
Doch werden diese nicht, quasi als Blaupause der Originale, einfach nachgespielt, sondern weisen einen eigenen Charakter auf, verströmen jedoch den Geist des toten Drummers, der sicher stolz auf diese Band und diese Einspielungen gewesen wäre!
Das ist Jazz Rock 'reinsten Wassers', perfekt, aber nie steril, von Könnern auf höchstem Niveau vorgetragen!
Absolut aufeinander abgestimmt, treiben sich die Musiker von Improvisation zu Improvisation, ohne dabei den Songcharakter der einzelnen Titel aus den Augen zu verlieren.
Auf dem präzisen Rhythmusteppich von Haslip und Wackerman können sich der Keyboarder und der Gitarrist regelrecht austoben, spontan und ideenreich gestalten sie ihre Soli. Ständig passiert etwas, man kann also bei erneutem Hören immer etwas Neues entdecken.
Der Sound wird durch klare Einflüsse aus Jazz, Rock, Funk und bluesigen Elementen bestimmt. Der Titel "Blues For Tony" ist allerdings irreführend, denn Blues wird hier nicht geboten.
Der Eröffnungstrack, der Titelsong, "Blues For Tony", erweckt sogleich Reminiszenzen an die glorreichen 70er, was den Jazz Rock betrifft.
Doch klingt es hier nicht angestrengt, als gelte es, jene Zeit wieder aufleben zu lassen, nein, es sind schon zeitgemäße Klänge, es wird nichts aufgewärmt, wie es zum Beispiel der jüngste Versuch einer Reunion von Return To Forever zum Teil zeigte.
Bewundernswert ist die Leichtigkeit mit der die Protagonisten ihr Handwerk verrichten. Spielerisch werfen sie sich ihre Bälle zu, es ist eine Freude, sich auf diese Musik einzulassen, zu genießen, wie sich die Stücke im einzelnen in ihrem Ablauf entwickeln - sehr ideenreich.
Locker aus dem Handgelenk schält sich so mittendrin ein Schlagzeugsolo heraus, ein typisches Wackerman-Solo, mit dem er erst gar nicht versucht, den Geehrten, Tony Williams, nachzuahmen. Und doch habe ich den Eindruck, dass er Teile der Spielweise eines der besten Schlagzeuger der Jazzgeschichte mit aufgenommen hat, und das ist auch gut so.
Dieser gute Geist zieht sich durch die Gesamtheit der beiden CDs. Mal rockt es, mal swingt es mehr..., ja, es ist in der Tat rockende und swingende Fusion, aber es ist und bleibt im Kern Jazz. Wenngleich eben eine Richtung, die auch verstärkt Rockfreunde ansprechen wird.
Erstaunlich dann bei "Fred", wo man anfänglich meint, die alte Tony Williams Lifetime sei wieder auferstanden. Der Titel beginnt sehr nah am Original, bis sich die Musik auch hier improvisatorisch brillant entwickelt.
Alle Musiker, nicht nur die Solisten an Gitarre und Keyboard, sondern auch Bass und Schlagzeug, liefern großartige Beiträge!
Bis auf "Red Alert", das vom damaligen Bassisten der Lifetime, von Tony Newton stammt, sind alle übrigen Stücke von den Musikern dieser Formation komponiert.
Wer voller Erwartung ist, kann sich bereits jetzt auf einen spannenden Reigen hervorragender Musik freuen, ganz klasse, ein klarer Tipp!
Und Allan Holdsworth begeistert auch hier wieder einmal. Locker und unverkrampft spielt er seine ideenreichen Gitarrenläufe. Für mich ist er noch immer einer der Besten seines Fachs. Und dieses Umfeld mit genau diesen Mitmusikern scheint ihm so richtig gut zu tun - mehr davon bitte!
So brilliert er unter anderem auf seinem Titel "Pud Wud", den er mit einem gut 3 ½-minütigem verträumten "Guitar Intro" einleitet. Doch zunächst darf Haslip mit seinem Beitrag das seinige dazu beitragen, dann Pasqua mit einem beherzten Solo, bis Allan abhebt, sich behutsam herantastend. "To Jaki, George And Thad" auf CD 2 ist ein verspielt-verträumtes Piano-Solo von Pasqua, das in den Titel "San Michele" - ebenfalls vom Keyboarder verfasst - übergeht. Das beginnt einfach gänsehautmäßig und erinnert im Geist schon wieder an beste 70er Jahre-Musik.
So sollte Jazz Rock in der heutigen Zeit klingen!
Line-up:
Allan Holdsworth (guitar)
Alan Pasqua (keyboards)
Jimmy Haslip (bass guitar)
Chad Wackerman (drums)
Tracklist |
CD 1:
01:Blues For Tony (Pasqua ) 11:12
02:The Fifth (Wackerman) 8:58
03:It Must Be Jazz (Haslip, Holdsworth, Pasqua, Wackerman) 8:38
04:Fred (Holdsworth )9:56
05:Guitar Intro (Holdsworth)3:35
06:Pud Wud (Holdsworth )9:55
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CD 2:
01:Looking Glass (Holdsworth )10:07
02:To Jaki, George and Thad (Pasqua) 4:51
03:San Michele (Pasqua )11:31
04:Protocosmos (Pasqua )5:46
05:Red Alert (Newton) 5:50
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