Hollerado / White Paint
White Paint Spielzeit: 61:42
Medium: CD
Label: Cargo Records, 2014
Stil: Indie Rock

Review vom 02.08.2014


Wolfgang Giese
»Holla-rä-di-ri-di-ri« [Anmerk. Red.: Du-dudel-dööh!] - Hollerado… Nee, mit Jodeln geht das hier nicht ab - hier geht es um Indie Rock, hier geht es um Kanada. Drei der Musiker stammen aus dem Ort Manotick in Ontario. Im Jahr 2007 entstand die Formation und zwei Jahre später erschien die erste Platte, "Record In A Bag", zunächst nur als freier digitaler Download. "White Paint", das zweite Album, wurde bereits am 26. Februar 2013 veröffentlicht.
Rumpelnd und laut, mit einem Wirrwarr von Klängen, ausgestattet mit knallenden Schlagzeug, quietschenden Gitarren - so wird gleich eine gewisse hektische Atmosphäre erzeugt. Diese erzeugt zwar viel Druck, aber immer wieder schleichen sich harmonische Melodien ein, die über dem wilden Rhythmus etwas Ordnung schaffen zu wollen. So atmet die Musik eine Menge Punk der Siebziger. Aber es sind auch die mitunter wild flirrenden Gitarren - mit Anklängen an die Sechziger, verbunden mit psychedelischen Elementen, dazu noch ab und zu ein Hauch der frühen Pink Floyd - die uns in jenes Jahrzehnt entführen. Mit einem wilden, ungezügelten und leidenschaftlichen Gesang wird der Hörer rasch in eine recht fröhlich und lebensbejahende Atmosphäre gerissen. Ja, hier liegt Spaß in der Luft.
Auffällig ist auch, dass oft inmitten einzelner Songs Entwicklung und Abwechslung stattfinden. Die Musik ist auf gewisse Weise extrem tanzbar - besonders die Singleauskopplung, "Pick Me Up", kann schnell in diese Stimmung versetzen. Frische, Übermut, überschäumende Lust am Leben, all dies strahlt die Musik aus, man genieße einmal diese abgehende "Pure Emotion": pure Emotion also, was für die ganze Platte gilt. Auch wenn ein Song vom "Lonesome George" handelt, so hat man stetig das Gefühl, dass für Trübsinn kein Platz ist.
Allerdings werden auch ernste Begebenheiten in den Texten abgehandelt. So in "So It Goes", wo Versteeg von seinem Großvater berichtet, der zu Kriegszeiten in der niederländischen Widerstandsbewegung gegen das Hitler-Regime aktiv war. Zu dieser gesamten Geschichte gibt es auch ein Video, das leider nicht auf der CD enthalten ist.
Ein wenig Funk gibt es mit dem Song "Fresno Chunk (Digging With You)" auch und auf den zusätzlichen fünf Aufnahmen der Expanded Edition wird ebenfalls noch einmal richtig Gas gegeben, "Juliette" ist ein richtig eingängiger Song, wäre auch gut für eine Single-Auskopplung geeignet, weil's direkt ins Blut geht, und mit "Americanarama" ist die einstige Debütsingle der Band draufgepackt. Mit den beiden letzten Songs wagt sich die Band in elektronische Kunstwelten vor, wobei der Passion Pit Remix "Too Much To Handle" für mich nach hinten losgeht und einen für mich nicht versöhnlichen Abschluss bringt. Die Tracks zwölf bis vierzehn wären als Boni in Ordnung gewesen.
Aber man muss die beiden letzten Songs ja nicht anspielen, so dass ich mir den ansonsten sehr guten Eindruck der Musik nicht verderben muss. Und so hoffe ich, dass man mit dem Nachfolger von "White Paint" nicht die falsche Richtung einschlagen, sondern sich an der Frische und Direktheit der handgemachten Musik orientieren wird.
Line-up:
Menno Versteeg (guitar, vocals)
Nixon Boyd (guitar, vocals)
Jake Boyd (drums, vocals, claps and jangles)
Dean Baxter (bass, vocals)
Corey Henry (Hammond B-3)
Werner F (additional guitars)
Karyn Porter (additional vocals)
Keisha Gumbs (additional vocals)
Ainsley McWha (even more vocals)
Annie Murphy (even more vocals)
Jason Bartell (even more vocals)
Gus (even more vocals, claps and jangles)
Bix (even more vocals)
Tracklist
01:Wonder, Velocity, Charlie And Me (1:37)
02:Don't Think (4:48)
03:Thanks For The Venom (3:38)
04:Desire 126 (3:08)
05:Too Much To Handle (3:41)
06:Lonesome George (2:05)
07:So It Goes (3:57)
08:I Want My Medicine (4:42)
09:Pure Emotion (2:42)
10:Fresno Chunk [Digging With You] (6:07)
11:Pick Me Up (6:16)
Expanded Edition
12:Juliette (3:06)
13:Americanarama (3:28)
14:Fake Drugs (3:34)
15:Defense Of The World (4:11)
16:Too Much To Handle [Passion Pit Remix] (4:23)
(all songs by Hollerado)
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