Homerun? Baseball? Was für Assoziationen kommen dem Hard Rock-Konsumenten hier sofort? Richtig, Gotthard. Und das ist kein Zufall, denn die italienischen Hard Rocker Homerun sehen sich im gleichen Klanguniversum zu Hause wie ihre alpenländischen Kollegen und haben deren Erfolgsalbum "Homerun" als Gütesiegel für ihren Bandnamen verwendet. Auch eine schöne Art, ihren Tribut zu zollen und vor allem schon in der Namensgebung festzulegen, wo die Charakteristiken ihres Sounds beheimatet sind.
Wer allerdings nach den ersten Klängen eine Cover-Truppe erwartet hat, wird angenehm enttäuscht sein. Homerun stehen zwar für klassischen Hard Rock, wie ihr bekannter Namensgeber auch, aber das war es im Grunde genommen schon. Bereits nach "Silence Is Broken" ist klar, dass der italienische Shouter Albarelli kein Steve Lee-Verschnitt ist, und das im positivsten Sinne. Phrasierung, Timbre und Klangfärbung gehen mehr in die Sleaze-Richtung, als in die Nähe des großen Vorbilds.
Aber Schluss jetzt mit den Vergleichen, denn damit würde man den Musikern, die ihr zweites Album "Black World" nennen, auf Dauer keinen Gefallen erweisen. Klar ist, dass der produzierte Hard Rock absolut lupenrein ist und der Anspruch der Band darin liegt, gute Hooklines mit treibendem Rock zu verbinden. "No More" und "Black World" tragen mit ihren klaren Songstrukturen dazu bei, dass genügend Headbanging-Futter vorhanden ist. Solide Grooves mit eingängigen Riffs sorgen für die richtige Bodenhaftung und lassen dennoch genügend Raum für Abwechslung.
Als Gegenprogramm fungieren "As We Did Before" und "Ephemeral Light", die die obligatorische Balladenschublade zusammen mit "Princess Of Time" und "Our Love Song" zum Ziel haben. Hier offenbart sich auch die Kompositionsstärke dieser Band, denn der Hörgenuss kann ohne Abstriche als perfekt bezeichnet werden. Das Klangvolumen des Shouters ist nicht zu überhören, der auch in dieser, stilistisch nicht einfach zu beherrschenden Sparte, eine amtliche Vollbedienung abliefert. Manchmal gelingt es sogar, Bon Jovi-verwandte Klänge herauszufiltern, die der Kompositionsqualität des Sechsers keinen Abbruch tun.
Im Mittelpunkt des Titelsongs "Black World" stehen kantige Riffs, die eindrucksvoll die Flitzefingerarbeit des Gitarrenduos unterstreichen. Alles in allem bedient sich die Band gekonnt aus allen Schattierungen der Rock- und Metal-Welt, wobei letztere nur fragmentarisch vorkommt. Sogar die Endsiebziger lassen grüßen, wenn "Lipstick" mit peitschenden Refrains aus den Speakern geschossen kommt. Dasselbe gilt für "Another Reason To", das mit Stakkato-Riffs für absoluten Hörgenuss sorgt.
Homerun haben den Blick für das bestimmte Detail, das wichtig ist, einen Song in eine musikalische Verführung zu verwandeln. Alles ist ausgewogen arrangiert, bietet Abwechslung und rockt auf durchgehend hohem Niveau. Mit "Black World" müssen sich Homerun - wobei wir zum wirklich letzten Vergleich kommen - in keiner Weise hinter ihren Vorbildern verstecken. Es ist sicherlich kein Überwerk, aber einen derartigen Qualitätsstandard über eine komplette Spielzeit aufrechtzuerhalten, das ist schon eine Leistung, die anerkennenswert ist.
8 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Matteo Albarelli (vocals)
Valerio Castiglioni (guitar)
Andrea Ringoli (guitar)
Paolo Luoni (bass)
William Battiston (drums)
Walter Borrelli (keys)
Tracklist |
01:Intro
02:Silence Is Broken
03:No More
04:As We Did Before
05:Ephemeral Light
06:Our Love
07:Black World
08:Princess Of Time
09:The Golden Cage
10:Lipstick
11:Intoxication Of Love
12:Firefly
13:Another Reason To
14:No More (Acoustic)
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