Homesick James/ Blues On The South Side
Blues On The South Side Spielzeit: 38:03
Medium: CD
Label: Prestige Records/ZYX Music, 1964/2002
Stil: Chicago Blues


Review vom 01.08.2011


Wolfgang Giese
Chicago Blues - das assoziiert man häufig eher mit der Zeit des Aufbruchs in die großen Städte. Hier war der Hauptstrom hinsichtlich dessen, was sich an Ereignissen teilweise überstürzte, in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Dennoch blieben die etwas weniger beachteten Sechziger, was die Veröffentlichung von Platten betraf, nicht ohne Höhepunkte. Das Manko der Fünfziger war sicher, dass die LP ihren Siegeszug noch nicht angetreten hatte und somit all die starken Scheiben seinerzeit nur auf Singles erschienen und erst später auf Compilations.
Das Zeitalter der Langspielplatte war in den Sechzigern also gerade erst angebrochen und jene Musiker, die in den Fünfzigern noch federführend und tonangebend waren (Muddy Waters, Howlin' Wolf, B.B. King und Elmore James seien hier beispielhaft genannt), hatten in den Sechzigern bereits zu kämpfen und spürten das härter werdende Geschäft mit den LPs. Doch brachte dieses Jahrzehnt so manchen Klassiker hervor. Dazu zählt auch diese Platte von James A. Williamson aka Homesick James. James? Weiter oben wurde gerade Elmore James genannt, und genau: Die beiden waren Cousins. Homesick spielte - wie sein Verwandter - ebenfalls vornehmlich Slidegitarre, konnte aber auch mit dem sogenannten Single Note-Spiel überzeugen.
James Williamson wurde 1910 in Tennessee geboren, im Dezember 2006 starb er im Alter von 96 Jahren - ein gesegnetes Alter. Bis zuletzt war er noch aktiv, und das seit seinem 14.Lebensjahr. Auf seiner Wanderung ließ er sich zunächst in Memphis nieder, bis er zu Beginn der Fünfziger in Chicago aufschlug. Hauptsächlich war er als Sessionmusiker aktiv, ab 1955 als festes Bandmitglied von Elmore James, dort mitunter angeblich auch als Bassist. Erst nach dessen Tod im Jahre 1963 machte er sich 'selbstständig' und ein Jahr später wurde diese Platte, "Blues On The South Side", veröffentlicht - ganz im Geiste Elmores!
Angetrieben von stetem und druckvollen, aber stets swingend-federnden Rhythmus (so etwas gibt es heute kaum noch) von Clifton James, ruft Homesick James mit schneidender Stimme seine Botschaft heraus. Dazu ertönt diese herrlich metallisch klingende Slidegitarre, unterstützt von Eddie Taylor - eigentlich Gitarrist - am Bass. Überhaupt ist dies eine ganz hervorragende Band! Klar, die langen Jahre bei Elmore waren prägend, aber, wenngleich der Gitarrenstil verwandt ist, so ist die Musik anders. Einerseits ursprünglicher in der Ausprägung, andererseits wohl auch einen Tick moderner, denn der Delta Blues als Einfluss lässt sich nicht verleugnen. So trägt Homesick den Robert Johnson-Klassiker "Stones In My Passway" in einer modernen Interpretation der Sechziger vor.
So oder so, was bleibt, ist der rechte »Blues with a feeling«! Denn das Blues-Feeling quillt mit jedem Ton aus den Boxen und direkt in Mark und Bein!
Wenn jemand beabsichtigt, sich eine Basis-Diskothek des Blues zusammen zu stellen, möge er unbedingt zu dieser Platte greifen, denn da weiß man, was man hat!
Line-up:
Homesick James (vocals, guitar)
Eddie Taylor (bass)
Lafayette Leake (piano)
Clifton James (drums)
Tracklist
01:The Woman I'm Lovin' (2:08)
02:She May Be Your Woman (2:45)
03:Goin' Down Swingin' (3:50)
04:Homesick's Shuffle (4:18)
05:Johnny Mae (3:37)
06:Gotta Move (2:37)
07:Lonesome Road (3:28)
08:Working With Homesick (3:25)
09:The Cloud Is Crying (3:32)
10:Homesick's Blues (3:12)
11:Crawlin' (2:10)
12:Stones In My Passway (3:21)
(all composed by Homesick James, except #12 by Robert Johnson)
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