Die Burg ruft
Würselen, vor den Toren Aachens ist nicht gerade eine Metropole, aber was es hier gibt ist die Burg Wilhelmstein mit ihrem phantastischen Open Air-Gelände. Alleine diese tolle Anlage macht einen Besuch schon lohnenswert und wenn dann noch
The Hooters aufspielen, war klar, dass ich auf jeden Fall zugegen sein muss. Komplett bestuhlt und wie bei einem Amphitheater war die Bühne unten, so dass von überall optimale Sicht herrschte, aber das Publikum stand eh beim letzen Drittel komplett auf den Rängen, aber dazu später mehr.
Eine Liebe fürs Leben
Die
Hooters aus dem fernen Philadelphia lieben Deutschland einfach. In keinem anderen Land der Welt ist man häufiger auf Tour und auch 31 Jahre nach Gründung der Band, bekommt das Publikum hier immer noch nicht genug von dem für die Tour aufgestockten Sextett. Dass diese Liebe zu Germany bei der Band seltsame Früchte trägt, ist vielleicht nicht allen bekannt. Schon vor 18 Jahren nahmen die
Hooters mit "Heimliche Sehnsucht" eine deutsche Version ihres Songs "Private Emotions" auf (der auch an diesem Abend leider live gebracht wurde). Auf ihrer aktuellen EP "Silver Lining" gibt es mit "Pissing In The Rhine" einen neuen Song, der ebenfalls fast komplett auf deutsch gesungen wird. Verbrochen hat dies Sänger und Gitarist
Eric Bazilian , der in German Town (einem Viertel, das nach den deutschen Einwanderern benannt wurde) in Philadelphia aufgewachsen ist und so recht gut mit der Sprache vertraut ist. Trotzdem ein sehr zweischneidiges Schwert, aber auch dazu später mehr.
Amazing Location
Punkt 20.00 Uhr ging es ohne Vorband los und mit "Dancing On The Edge" erwischte man direkt einen relativ rockigen Einstieg. Ein Dutzend eingeschworener Fans tummelte sich schon direkt beim ersten Lied vor der Bühne und da es weder Fotograben noch Security gab, war der Abstand zwischen Publikum und Band aufgehoben und man konnte den Musikern wunderbar auf die Finger gucken.
Die
Hooters zeigten sich, wie es sich für Amis gehört, natürlich schwer beeindruckt von der Burgkulisse (
»What an amazing location«). Mit "Day By Day" brachte man dann direkt als zweites einen Hit, so dass der Funke schon sehr früh übersprang. Die Band weiß einfach nach so vielen Konzerten in den letzten 30 Jahren was ankommt und wie man ein Publikum knackt.
Die Routine merkte man den Jungs aber zum Glück nicht an, denn mit viel Spaß und Spielfreude rockte man locker durch die kommenden zwei Stunden.
Eric Bazilian, neben
Rob Hyman einer der Köpfe und Songwriter der Band, griff seltener zur Gitarre, sondern spielte häufig (und sehr gut) die Harp (zu deutsch: Mundharmonika). Seinen Gitarrenpart übernahm Tourgitarrist
Tommy Williams. Ein Markenzeichen der Band sind neben den immer wieder beeindruckenden Gesangsharmonien von teilweise bis zu fünf Stimmen auch die Irish-Folk-Elemente bei Songs wie "Karla With A K" oder "25 Hours A Day". Überhaupt war der Sound sehr gut abgemischt, was gerade bei akustischen Instrumenten wie Mandoline oder Akkordeon alles andere als einfach ist.
Hits,Hits, Hits
Zum Ende des regulären Sets wurden dann die vielen Hits rausgeholt, die man vor allem in den 80ern hatte. "Satellite", "All Your Zombies" (mit tollen Gesangspassagen) und zum Ende "And We Danced" funktionieren auch im Jahre 2011 immer noch prächtig und das Publikum hielt es auch nicht mehr auf den Sitzen. Klassiker bleiben eben Klassiker und kommen auch sicherlich im Jahre 2021 immer noch gut an. Nach der ersten Zugabe "Johnny B" erreichte das bisher wunderbare Konzert leider seinen Tiefpunkt, denn mit dem bereits erwähnten "Pissing In The Rhine" gab es eben jene unsägliche, auf deutsch gesungene Nummer, die leider absolut Ballermann-tauglich ist.
An dieser Stelle von mir ein kleiner Appell:
Lieber
Eric, es ist schön, dass Dir und den
Hooters Deutschland so gut gefällt und auch wir mögen die Band, aber bitte lasst die unsäglich Anbiederung mit deutschen Texten sein und singt weiter in eurer Muttersprache. Genau das lieben wir an der Band.
Danke.
Zum Ende wurde es aber wieder harmonisch und man spielte zwei Kompositionen, die
Hooters-Mitglieder für andere Künstler seinerzeit geschrieben haben. Da wäre zunächst das von
Eric komponierte und an diesem Abend auch von ihm gesungene "One Of Us", womit
Joan Osbourne vor 15 Jahren ihren größten und einzigen Hit hatte. Als letzte Nummer sang Rob dann "Time After Time", das ja bekanntlich in der Version von
Cindy Lauper ein Welthit wurde, den sogar der große
Miles Davis gecovert hat.
Damit ging kurz nach 22.00 Uhr ein wunderbarer Konzertabend zu Ende und bis auf die deutschsprachigen Aussetzer war es ein schöner Abend mit einem tollen Publikum, einer klasse Band in eben einer »Amazing Location«.
Danke an Debbi Collard von Cornerstone Management für die Akkreditierung.