House Of Lords / World Upside Down
World Upside Down
Mit Kirchenorgeltönen beginnt die 1988 gegründete Band House Of Lords ihr nunmehr 5. Album. Immerhin 18 Jahre hat die Combo jetzt auf dem Buckel und so ist es nicht verwunderlich, dass die musikalischen Wurzeln im Hard Rock der 80er liegen. Was damals mit dem früheren Line Up um Gregg Giuffria und Chuck Wright begann, als man noch ein paar Demos einspielte, hat sich zu einem Projekt entwickelt, welches bei Freunden des harten Rocks aus dieser Zeit schon im vorhinein Freude hervorruft.
Die neue Platte "World Upside Down" dürfte nun endlich wieder ein Lichtblick in der langen Bandgeschichte sein. Erinnern wir uns: KISS-Basser Gene Simmons war damals so beeindruckt, dass er House Of Lords mit seinem eigenen Label 'Simmons Records' unter Vertrag nahm. 1989 erschien mit dem Ausnahmesänger James Christian das Debütalbum, welches noch heute als eines der besten Hard- & Heavy-Scheiben der damaligen Zeit gilt.
Gerade die Stimme des Leadsängers prägt die Musik und den Sound der Band, und da mich diese auch ein wenig an Dave Meniketti erinnert, der in etwa zur gleichen Zeit mit seiner Gruppe Y & T erfolgreich unterwegs war, freut es mich, dass James Christian sich noch mal entschlossen hat, die Band wiederzubeleben, nachdem bereits in den 90er die Auflösung verkündet worden war.
Nun hat sich James Christian mit Gregg Giuffria wieder versöhnt, ansonsten sind ausnahmslos neue Musiker mit am Werk. Aber gerade die scheinen das neue Album von House Of Lords als absolute Herausforderung anzusehen. Anders ist die Spielfreude nicht zu erklären, die sich schon beim ersten Hören auf einen überträgt.
Scharfe Gitarrenriffs bestimmen im wesentlichen das Geschehen, die Songs gehen zumeist im 'Midtempo' einher und sowohl Stimme als auch Chorgesang werden wirklich schön eingesetzt. Schon "These Are The Times" stellt hier die Weichen für ein wirklich gelungenes Album. Neben einer gesunden Härte spielt aber auch die Melodie eine wichtige Rolle und davon kann man sich bereits mit dem Folgetitel "All The Way To Heaven" überzeugen.
Und natürlich fehlt es auf der neuen Scheibe nicht an Balladen. Ohne in jeglichen übertriebenen Schmalz abzudriften, legt die Band mit "Field Of Shattered Dreams" oder "All The Pieces Falling" einen soliden und eingängigen Sound hin. Feuerzeuge also an, aber aufpassen, dass man in den heimischen vier Wänden nichts anderes vor lauter Begeisterung anbrennen lässt.
Ausfälle kann ich keine erkennen, ganz im Gegenteil, für mich ist "Ghost Of Time" noch mal besonders heraus zu heben, auch wenn hier ein bisschen AOR tangiert ist. Geht einfach nur gut ab! Dieses Album ist der Beweis, dass auch aus der vielgescholtenen Ecke des 'Melodic-Hard-Rocks' richtig gute Scheiben kommen können. Und deswegen kann ich die Platte mit ruhigem Gewissen jedem empfehlen, der auf harten, aber melodiösen Rock, steht, dem aber auch eine charismatische Stimme des Leadsängers wichtig ist. War dies nun eine Überraschung? Nicht wirklich, oder? House Of Lords bürgen eben doch noch für Qualität!
Line Up:
Lead vocals, Acoustic Guitar: James Christian
Bass, Keyboards: Jeff Kent
Guitars: Jimi Bell
Drums: B. J. Zampa
Keyboards: Gregg Giuffria


Spielzeit: 57:15, Medium: CD, Frontiers, 2006
1:Mask Of Eternity (1:45) 2:These Are The Times (4:20) 3:All The Way To The Heaven (4:31) 4:Field Of Shattered Dreams (5:51) 5:I'm Free (4:05) 6:All The Pieces Falling (5:29) 7:Rock Bottom (3:52) 8:Million Miles (5:06) 9:Your Eyes (4:15) 10:Ghost Of Time (4:15) 11:My Generation (4:34) 12:SOS (4:43) 13:World Upside Down (4:25)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 19.05.2006