Gleichzeitig mit der Veröffentlichung der Audio CD gibt es "Live At Montreux" von der Jeff Healey Band jetzt auch auf DVD.
Hierbei handelt es sich um einen reinen Livemitschnitt ohne irgendwelche Extras, sodass der Zuschauer sich voll und ganz auf das Geschehen auf der Bühne konzentrieren kann. Kein Song wird durch Intervieweinspielungen und Ähnliches unterbrochen oder nur angespielt, wie das in zahlreichen anderen Veröffentlichungen üblich ist. So muss für mich eine Live DVD aussehen.
Das Groß der Aufnahmen stammt aus dem Jahr 1999 und wird ergänzt durch vier Titel, die zwei Jahre früher, also 1997, an gleicher Stelle mitgeschnitten wurden.
Es ist schon ein eigenartiger weil ungewohnter Anblick, die Band auf der Bühne zu sehen. Im Mittelpunkt Jeff Healey, auf einem Stuhl sitzend, seine Fender Stratocaster auf den Knien, um ihn herum, locker und relaxt, Joe Rockman am Bass, Pat Rush an der zweiten Gitarre und Tom Stephen am Schlagzeug.
Vom ersten Ton an wird der Zuschauer in den Bann des blinden Supergitarristen aus Kanada gezogen. Die Kameras bringen einem durch zahlreiche Großeinstellungen die unglaubliche Grifftechnik von Jeff Healey näher. Kaum zu glauben, wie perfekt dieser Mann sein Instrument beherrscht.
Dazu kommt eine Lockerheit, die einfach nicht zu überbieten ist, denn wer schafft das schon, mitten in einem Gitarrensolo mal kurz eine Cola zu kippen, ohne auch nur im Geringsten aus dem Rhythmus zu kommen. Und das mit einer solchen körperlichen Beeinträchtigung.
Einige Male hält es Jeff Healey dann doch nicht mehr auf seinem Stuhl und er spielt (z.B. bei "Stop Breaking Down") mit normal umgehängter Klampfe. Selbst Soli a la Jimi Hendrix, auf dem Rücken liegend, oder die Gitarre mit dem Fuß malträtierend sind für ihn überhaupt kein Problem.
Etwas gezwungen wirkt das Publikum. In den wenigen Szenen, in denen es überhaupt gezeigt wird, scheinen die Leute irgendwie steif auf ihren Sitzplätzen (!!) zu kleben. Erst zum Schluss werden einige Fans vor die Bühne gelassen und dürfen sich zu den Rhythmen der Zugabe "Hoochie Coochie Man" bewegen. Trotzdem gibt es immer wieder Standing Ovations für die Band. Insgesamt herrscht eine komische Stimmung im Saal.
Musikalisch ist hier ein wirklich hochklassiges Konzert festgehalten worden, das nur ein Manko hat: die Gitarre von Pat Rush, der sich feine Duelle mit Healey lieferte, ist fast gar nicht zu hören. So klingen die Songs, in denen er im Vordergrund stehen sollte, doch ziemlich steril. Schade um sein schönes Slide-Spiel. Da hatte Philip Sayce, der 1997 die sechs Saiten bearbeitete, bessere Karten. Seine Soloeinlagen sind doch wesentlich deutlicher zu vernehmen. Man höre nur mal rein in "Put The Shoe On The Other Feet".
Mein Gesamt Fazit: Hier wurde ein sehr gutes Konzert veröffentlicht, bei dem man sich auf das Wesentliche beschränkte, und das, zusammen mit der Audio CD, eine komplexe Einheit bildet.
Ton: DTS: Englisch; DD 5.1: Englisch
Bild: 4:3
Zusatzinfo: Bonustracks von 1997
Spielzeit: 107 Minuten, Medium: DVD, Eagle Rock Entertainment, 2005
1:My Little Girl 2:Stop Breaking Down 3:Third Degree 4:Think I Love You Too Much 5:Stuck In The Middle With You 6:I Can't Get My Hands On You 7:Yer Blues 8:Angel Eyes 9:Roadhouse Blues 10:See The Light 11:Hoochie Coochie Man 12:All The Years Go Passing By 13:That's What They Say 14:Put The Shoe On The Other Foot 15:While My Guitar Gently Weeps
Jürgen Bauerochse, 04.06.2005
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