Jolie Holland / Wine Dark Sea
Wine Dark Sea Spielzeit: 54:33
Medium: CD
Label: ANTI-, 2014
Stil: Americana

Review vom 06.06.2014


Wolfgang Giese
Heute wieder im Angebot: Musik der etwas anderen Art... Am 11. September 1975 wurde Jolie Holland in Houston/Texas, geboren. Einst war sie Mitglied der Band The Be Good Tanyas und "Wine Dark Sea" ist bereits die sechste Veröffentlichung der Musikerin. Spuren vom Sound des Grunge und hart gespielter Blues im Mississippi-Stil begegnen sich hier und treffen dabei auf Elemente aus Soul und der Musik von Captain Beefheart oder/und Tom Waits. Mit anderen Worten: eigentlich klingt einiges ziemlich 'kaputt'. Manchmal wirkt der gepresst und gedrückte Gesang wie schmerzverzerrt. Die Ausstrahlung der Musik ist somit keine fröhliche, sondern klingt eher wie aus Frustration und Kummer entstanden.
Gleich der erste Track bietet teils übel verzerrte Gitarren, die auf dem zweiten Titel dann einem Piano, das hier eher soundbestimmend ist, Platz machen. Dabei klingt es nun recht beschaulich und regelrecht harmonisch, gerade auch durch das sehnsüchtig schmachtende Cello. Mit schwellendem Reverb und einer satten Slide à la Ry Cooder kehrt dann jedoch wieder die Rauheit zurück. Es stampfen die Drums, es dampfen die Gitarren, Jolie klingt verzweifelt und phlegmatisch - ein Song, bei dem man ganz einfach umkippen könnte, irgendwie völlig fertig geht das ab.
Aber schon einen Titel weiter wird nach fröhlicher Cowboy-Melodie klingend gepfiffen. Ja, ein Hauch Country schiebt sich in die Masse der Vielfalt ein. Mit vibrierendem Gesang, insgesamt atmosphärisch ein wenig in Richtung Lucinda Williams steuernd, kann "I Thought It Was The Moon" punkten, bis es danach mit einer soulvollen Aufführung und stimmlicher Nähe zu Mavis Staples weitergeht und überhaupt mit einer Menge Soul und Groove - einer meiner Lieblingstitel. Sehr viel Emotion quillt hier aus den Boxen!
"All The Love" klingt auch fast schon 'normal'. Mit leicht gehauchtem Gesang jedoch kraftvollem Timbre entführt uns Jolie Holland in ein weiteres gefühlvolles Stück im Langsamformat. Hier beweist sie, wie intensiv sie mit ihrer Stimme umgehen kann. "Saint Dymphna" ist ein dahinschleichender und schleppender Song, der unglaublich cool und lasziv etwas Lethargie ausstrahlt, bis der Folgetitel eine Mischung von Elementen des Jazz und Blues bietet und somit eine weitere Nuance in die Vielfalt der Mischung einbringt. "Out On The Wine Dark Sea" spielt dann wiederum mit einer Art Düsternis und wirkt sehr geheimnisvoll. Das Schlagzeug rumpelt, die Stimme wirkt unendlich genervt-gelangweilt und ein rechter Rhythmus will sich nicht einstellen - die Gitarren dominieren auf bizarre Art und Weise. Schließlich wird eine sehr ungewöhnliche Platte mit trocken gespieltem Rock und sehr soulinspiriertem Gesang beendet - ein Souleinfluss, der durch den Einsatz der Bläser noch unterstützt wird.
Diese Musik ist faszinierend und mitreißend für alle, die sich nicht abstoßen lassen - aber genau das sollte man nicht, denn hier gibt es etwas zu entdecken!
Line-up:
Jolie Holland (vocals, violin, piano, electric rhythm guitar)
Dan Rieser (drums)
Justin Veloso (drums)
Doug Wieselman (lead guitars, bass, horns)
Adam Brisbin (lead guitars)
Douglas Jenkins (cello)
Indigo Street (lead guitars)
Geoffrey Muller (bass)
Tracklist
01:On And On
02:First Sign Of Spring
03:Dark Days
04:Route 30
05:I Thought It Was The Moon
06:Love You Save
07:All The Love
08:Saint Dymphna
09:Palm Wine Drunkard
10:Out On The Wine Dark Sea
11:Waiting For The Sun
Externe Links: