Rocktimes: Hallo Randy, schön dich wieder in Berlin zu sehen. Du bist ja gleich an zwei Abenden im Quasimodo. Die Nachfrage für deine Shows wird immer größer.
Randy Hansen: Ich freue mich auch wieder hier zu sein. In diesem Herbst sind wir viel unterwegs, und natürlich besonders gerne in Deutschland. Berlin liebe ich dabei besonders. Hier verändert sich ständig so viel. Diesmal habe ich auch etwas Zeit mir die Stadt anzusehen, wir sind ja Morgen auch noch hier. Eines meiner CD-Cover hat ein Bild von Berlin auf der Rückseite.
Rocktimes: Randy, erzähle den Lesern bitte wie du zur Musik gekommen bist.
Randy: Wahrscheinlich ist das genau so, wie es bei vielen anderen Musikern auch gewesen ist. Ich habe viel Musik im Radio gehört und mir dabei immer gewünscht ebenso zu sein wie die Bands, die dort zu hören waren. In ganz jungen Jahren habe ich dann begonnen Gitarre zu spielen, und bin dabei geblieben.
Rocktimes: Warum hast du dich ausgerechnet auf Jimi Hendrix spezialisiert?
Randy: Er ist einfach der Beste. Zeig mir jemand der besser ist als er.
Rocktimes: Hast du ihn mal persönlich getroffen?
Randy: Nein, leider nicht. Ich habe ihn einmal bei einem Konzert gesehen. Es war 1970, da habe ich ganz vorne an der Bühne gestanden, praktisch direkt unter ihm. Ich konnte seine Stiefel berühren und das war das einzige Mal, dass ich so dicht an ihm war.
Rocktimes: Als er gestorben war hast du mit den Mitgliedern seiner Band gespielt. Was hast du dabei empfunden? Es muss doch eine unglaubliche Ehre für dich gewesen sein.
Randy: Ja, es war einfach wundervoll. Ich habe eine Menge von ihnen gelernt. Sie haben mich mit großem Respekt behandelt, weil sie gesehen haben, dass ich wirklich zu einhundert Prozent hinter der Musik stehe.
Rocktimes: Du hast dich in all den Jahren deinem Idol extrem angenähert. Du siehst ihm sehr ähnlich und kopierst ihn in jedem Detail. Wenn du ein Angebot bekommen würdest in Las Vegas bei einer Hendrix-Show zu spielen, so wie es bei uns Stars In Concert gibt, würdest du das machen?
Randy: Ich denke, dass würde ich nicht machen. Ich käme mir vor wie ein Elvis Presley-Imitator. Davon gibt es ja auch jede Menge. Nein, das wäre nicht meine Welt. Ich muss auch zugeben, dass ich noch nie in Vegas gewesen bin. Mir ist es dort zu künstlich und zu schrill. Ich bin ja auch nicht so, dass ich Jimi Hendrix selbst sein möchte, oder dessen Wiedergeburt. Ich will einfach nur das Gefühl aufleben lassen, dass man damals hatte, als er noch gelebt hat und auf der Bühne seine Performance gezeigt hat.
Rocktimes: Du bist in Seattle geboren. Von dort ist später die Grunge-Musik gekommen. Kannst du dich auch mit dieser Stilrichtung identifizieren? Hast Du mal Bands wie Nirvana getroffen?
Randy: Als die Grunge-Szene begann sind die Bands förmlich wie die Pilze aus dem Boden geschossen. Ich mochte Alice In Chains und habe damals auch einige Bands spielen gesehen. Es war etwas Neues, es kam aus meiner Heimat und ich gebe zu, dass ich es geliebt habe und noch immer liebe.
Rocktimes: Wenn du auf Tour bist dann spielst du mit unterschiedlichen Musikern. In Europa mit Ufo Walter am Bass und mit Manni von Bohr am Schlagzeug. Warum begleitet dich nicht die Band mit der du in den USA spielst?
Randy: Als ich das erste Mal hier in Deutschland gespielt habe, war das eine Einladung unseres damaligen Bassisten. Er hat praktisch die Band zusammen gestellt. Seine Frau hat dann ein Baby bekommen und er musste sich zurückziehen. Dann hat es Ufo übernommen und seinen Freund Manni hinzu geholt. Inzwischen sind wir ein sehr eingespieltes Team und werden so lange wie möglich in dieser Formation bleiben. Manni ist ja einer der besten Drummer in Deutschland und ich habe ihn (lacht).
Rocktimes: Wenn du die Chance bekämst in einer Soupergroup, z. B. Deep Purple zu spielen, würdest du das Angebot annehmen?
Randy: Ich habe erst vor kurzem mit Steve Miller gespielt. Es gibt ja so viele gute Musiker und Bands auf diesem Planeten, die Entscheidung wäre sehr schwer. Ja, ich könnte mir schon vorstellen mit Bands wie Deep Purple zu spielen. Ich habe einen guten Kontakt zu Ritchie Blackmore und ich kenne auch Steve Morse. Wir hatten schon eine menge Spaß zusammen. Ich treffe Ritchie ab und zu. Wir spielen dann ein wenig zusammen oder unterhalten uns einfach nur. Die Musik, die er jetzt mit seiner Frau macht, ist zwar etwas befremdend, aber er macht es sehr gut und fühlt sich wohl dabei.
Rocktimes: Was hörst du privat für Musik, z. B. wenn du mit deinem Auto fährst?
Randy: Ich habe keine Musik in meinem Auto. Sonst höre ich nichts Spezielles. Es gibt so vieles auf dem Markt. Ich bin dabei auch sehr offen für neue Sachen. Mein Geschmack ist recht breit gefächert. Du wirst es kaum glauben, aber ich spiele nebenbei in einer Hip-Hop Band, zusammen mit meinem Sohn, aber erzähle das bloß niemanden. Ich mag auch diese Musik und mein Sohn ist stolz darauf, mit seinem alten Vater zu spielen. Wir haben auch schon viele CDs zusammen aufgenommen, aber in Deutschland wird das bestimmt niemand hören wollen.
Rocktimes: Kannst du dich an den schönsten Tag in deinem Leben als Musiker erinnern?
Randy: (denkt lange nach) Gut, ich erzähle dir folgendes: Als ich auf einem Festival gespielt hatte, bei dem auch Deep Purple dabei waren, hat mich Ritchie nach meinem Auftritt hinter der Bühne angesprochen und mir gesagt, dass er es toll findet, wie ich spiele. An dem Tag haben wir uns kennengelernt und seitdem den Kontakt gehalten. Er hat mich einfach am Arm zur Seite gezogen und zu mir gesagt, dass er mir was erzählen möchte. Dann hat er mich mit Komplimenten nur so überschüttet. Ich konnte es überhaupt nicht begreifen und war wie vor den Kopf geschlagen. Ich meine, es gibt tausende andere, bessere Gitarristen als mich, und er sagt das alles ausgerechnet zu mir. Kannst du dir vorstellen wie ich mich damals gefühlt habe? Er hat mir danach öfter bei meinen Konzerten zugesehen. Daraus hat sich ein sehr freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Deshalb wäre eigentlich der schönste Tag in meinem Leben, wenn Ritchie wieder bei Deep Purple spielen würde.
Rocktimes: Mach ihm doch mal den Vorschlag wenn du ihn das nächste Mal triffst. Ich bin gespannt ob eure Freundschaft danach noch Bestand hat.
Randy: Du kannst das ja alles schreiben und ich schicke es ihm, dann gehe ich dem Stress aus dem Weg, den das verursachen würde und du bekommst dann den Ärger mit ihm.
Rocktimes: Gute Idee, wir kommen darauf zurück. Randy, du spielst als Rechtshänder eine Stratocaster, die für Linkshänder gefertigt wurde. Warum machst du das? Es ist doch viel schwieriger, weil die Regler im Weg sind und durch die Form des Korpus die Handhabung ungewöhnlich ist.
Randy: Jimi musste das damals ebenso machen. Es gab ja noch keine Strats für Linkshänder. Ich möchte mich in dieselbe Lage versetzen, wie er es damals tun musste. Dadurch bekomme ich ein besseres Gefühl für die Anstrengung, die er auf sich genommen hat. Außerdem sieht es authentischer aus. Die erste Zeit war es sehr schwierig und ich gebe zu, dass ich oft an die Regler gestoßen bin. Aber man gewöhnt sich schnell daran. Nach einigen Jahren merkt man es nicht mehr.
Rocktimes: Spielst du ausschließlich Fender Stratocaster, oder besitzt du auch noch andere Gitarren? Wie viele hast du in deiner Sammlung? Spielst du heute spezielle Modelle?
Randy: Ich besitze ausschließlich Strats. In meiner Sammlung sind zur Zeit sechzig Stück. Natürlich sind dabei auch viele Raritäten, die ich generell nur zu Hause spiele. Aber ich wechsele die Gitarren oft auf Tour, damit alle in Bewegung bleiben. Für heute Abend habe ich drei verschiedene dabei, aber keine besonderen Modelle.
Rocktimes: Hast du Pläne und Wünsche für die Zukunft?
Randy: Ich spiele sehr viel mit meinem kleinen Neffen. Ich liebe Kinder, und hoffe, dass der Kleine eine gute Zukunft hat. Zum Gitarrespielen ist er leider noch zu klein, gerade einmal zwei Jahre alt, aber ich denke, das er später bestimmt Interesse daran haben wird. Ich gewöhne ihn bereits an die Musik und er scheint recht musikalisch zu sein. Eine neue DVD habe ich gerade veröffentlicht und als nächstes soll wieder eine DVD gemacht werden. Wir filmen einige der Shows während dieser Tour und werden dann bestimmt etwas Gutes zusammenstellen. Weitere Pläne habe ich im Moment nicht. Meine Wünsche sind nur, dass alles so bleibt wie es ist und ich noch lange Musik machen kann. So lange wie die Fans mich weiterhin mögen.
Rocktimes: Dann kann ich dir nur noch alles Gute wünschen und mich für das Gespräch bedanken. Ich hoffe, dass wir uns im nächsten Jahr wieder sehen können. Viel Spaß heute Abend und eine tolle Show.
Randy: Danke, und bis zum nächsten Mal.
RockTimes bedankt sich bei Isabella und Klaus Spießberger vom Quasimodo für die tolle Unterstützung beim Umsetzen des Interviews.
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