Rich Hopkins & Luminarios / My Lucky Stars
My Lucky Stars
Wieder eine neue Platte (die siebte) der Wüstenrock-Legende aus Tucson, Arizona. Rich Hopkins, der der Welt so exzellente Gitarren-Epen wie "El Paso" und "Paraguay" gebracht hat, (und in Deutschland eine Hochburg seiner Fan-Gemeinde hat) hält mit seinen Luminarios weiter die Fahne des staubtrockenen Rock hoch, allerdings setzt er auch auf wesentlich mehr Abwechslung.
Und da möchte ich fast rufen: "Rich, wir haben ein Problem!": Denn nicht nur ist es ein uneinheitliches Album, manche Songs sind geradezu untypisch belanglos ("Have A Heart" und "Mexican Divorce" beispielsweise) und veranlassen mich zum Kopfschütteln. Es wirkt fast, ja ich sag' es: peinlich...
Aber glücklicherweise gibt's natürlich wieder jede Menge dynamische Gitarrenorgien, die dann doch wieder versöhnen. Die spielfreudige Art, mit der Rich Hopkins bisher auf mein (Rock-)Herz gezielt und getroffen hat, kommt auch hier wieder zum Tragen, gleich im riff-betonten Eingangskracher "Train of Love", dem "Wildhare-Lordsburg Blues" und anderen, am überzeugensten im N.Y. Blues mit seiner sägenden, durch Mark und Bein gehenden Gitarrenattacke. Das hat Klasse. (Und ist natürlich alles andere als ein 12-Takt-Schema!)
Grunge? Vergesst die Jungs! Daneben besteht nur noch der Meister der Pyrotechnik selbst: Und das ist wohl kein geringerer als Neil Young, dem Hopkins mit diesem Song auch seine Referenz erweist.
Zu der Eingangs erwähnten Abwechslung gesellen sich Stücke, die sehr melodisch arrangiert sind und als Country-Rocker mehr auf massentauglichen Geschmack zielen, sogar einschmeichelnde mexikanische Folklore ("La Luz") ist enthalten. Aber das passt einfach nicht so recht zu Rich Hopkins, ob er damit Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Denn das Publikum, das daran Gefallen finden könnte, würde bei den für die Luminarios typischen Songs (also Rich's verzerrtem, hartem und oft jubilierendem Gitarrenfeuerwerk) vor lauter Angst die Stereoanlage abschalten...
Mein Fazit: Die Platte ist mit 55 Minuten recht lang, weniger wäre mehr gewesen!
Die Produktion und der Klang sind gewohnt superb. Sympathisch auch, dass Rich Hopkins den unzähligen Menschen, die dazu beitragen eine CD zu produzieren, zu fertigen, zu vertreiben usw. einen speziellen Dank ausspricht. So was hab' ich noch nie in einem Booklet gelesen!
Blue Rose Records liefert die Platte als normale CD im Jewel-Case, als CD im Digipack mit 16-seitigem Booklet und einem Bonustrack oder auch als Doppel-LP (ja, es gibt sie noch oder besser: wieder, die Vinyl-Fans) mit 4 Bonus-Tracks. Verwirrende Vielfalt, hoffentlich hilft's.
Spielzeit: 55:17, Medium: CD, Blue Rose Records, 2001
1:Train Of Love 2:Walk Away 3:Spoiled Milk 4:N.Y. Blues 5:Have A Heart 6:Swollen Tonque 7:Mexican Divorce 8:Common Man 9:La Luz 10:Wildhare-Lordsburg Blues 11:El Camino
Manni Hüther, 04.10.2002