Zu allererst muss ich mal die erfreuliche Nachricht loswerden:
Steve Hillages "Rainbow 1977" ist um Klassen besser als die - sprichwörtlich wie wortwörtlich - 'verhuschten' Aufnahmen von
1979. Das liegt sowohl an der ausgezeichneten Tonqualität wie auch der Fokussierung des ehemaligen
Gong-Gitarristen auf seine wahre Stärke: den psychedelischen Space Rock. Die Verbeugungen vor dem damaligen Zeitgeist wirkten, zwei Jahre später, doch arg befremdlich...
Trotzdem war
Steve Hillage anno 1977 bereits eine Nasenspitze weit über seinen Zenit hinaus. Das seinerzeit aktuelle Album "Motivation Radio", das verständlicherweise einen großen Anteil von "Rainbow 1977" einnimmt, konnte zumindest kommerziell nicht mehr ganz an "L", das eindeutig
Todd Rundgrens Handschrift trug, anknüpfen - wie keines seiner Alben bis heute.
Die vorliegenden historischen Aufnahmen vom Abschluss der UK-Tour (am 3. November 1977 im Londoner Rainbow Theatre aufgezeichnet) sind mit das Beste, was ich bis dato live von
Steve Hillage zu hören bekam. Bestens aufgelegt zelebriert hier der damals 26-jährige Brite derart flippig-extremen Space Rock, dass einem das Hirn durch die Schädeldecke springen will... sogar
Miquette Giraudys zirpende Synthesizer blockieren diesmal keine Synapsen beim Hochsprung! Man höre nur mal dieses herrlich sphärische "Radio", das permanent
WOW!-Signale in die galaktischen Weiten zu funken scheint. Damit sollte extraterrestrisches Leben jedenfalls einen (vorübergehend) positiven Eindruck von der Menschheit gewinnen.
Auch "Motivation", der zweite Titelsong des damals aktuellen Albums, flippt rhythmisch - sogar leicht funky - ins Blut und 'motiviert' eindeutig zu spacigen Tanzeinlagen, wie das damals in den Siebzigern so üblich war.
Joe Blocker und
Curtis Robertson - beide kommen später noch zu ihren ausufernden Soloparts - zeichnen hierbei für den enorm bissigen Groove verantwortlich.
Die drei anderen Songs von "Motivation Radio" sind ebenfalls allererste Sahne. In "Saucer Surfing" duelliert sich
Hillage - nicht nur im einleitenden Solo -
Brian May-mäßig mit sich selbst. Das erinnert gewaltig an eine überbordende Version von "Brighton Rock", die direkt in eine viertelstündige Funkensuche übergeht: "Searching For The Spark", an der sich alle Mitglieder der
Steve Hillage Band solistisch beteiligen.
Aber auch das ältere Material zündet: Zuvorderst natürlich
Donovans Flower Power-Hippie-Hymne "Hurdy Gurdy Man" (leider nicht in der längeren "Glissando"-Version), aber auch
George Harrisons relativ unbekannter
Beatles-Song "It's All Too Much" oder der unvermeidliche, sphärisch-treibende "Salmon Song" von
Hillages grandiosem Debütalbum, "Fish Rising" (1975).
Für "Rainbow 1977" darf und muss für die psychedelisch-angehauchte Space Rock-Gemeinde eine Kaufempfehlung ausgesprochen werden. Selten hat Steve Hillage live überzeugender agiert (und seine Lebenspartnerin Miquette Giraudy weniger genervt - diese kleine Spitze sei mir als Synthesizer-Verächter an dieser Stelle gewährt).