Sei es die musikalische Selbstverwirklichung oder der angestaute Drang, dem mittlerweile unüberschaubaren, altsäckigen Schwurbel-Rock-Ergüssen Eigenes hinzuzufügen - von jeher bestimmten Egomanen-Ausflüge auf Tonträgern den Stauraum unserer häuslichen Schatzkammern.
Dabei gilt es wohl umso mehr, wenn der Protagonist zuvor seine Erstsporen bei den britischen Meistern des eklektischen Prog-Pomps Big Big Train und diversen Gastspielen erwarb.
Der hauptamtlich Drumsticks-schwingende sowie durchaus multitalentierte Londoner Steve Hughes lässt auf seinem thematisch durchdeklinierten und mit überdickem Musikalien-Guss überzogenem Neuwerk, seine Vorlieben für verschwenderische, nahezu wagnerianische Sound-Gelage auf verwöhnte Gehörgänge wallen.
Hierzu gesellen sich - vom wiederkehrend aufgepäppelten Gevatter Prog Rock nur zu gern getragenen - Szenarien wie Liebe, Trauer, zerrüttetes Lebensidyll und geballte Kriegstraumata, welche dem teils lautstarken Pathos der modernen, kitschfreien Rock-Symphonien als gestalterischer Kontext unterliegen.
So frönt ein auf megalomanische Klangskulpturen fixierter Maximalist seiner Obsession und inszenierte mit der Anti-Kriegs-Progsinfonie "The Summer Soldier" eine geradewegs richtungsverwirrende, atemlose Berg-und Talfahrt, die als Höreinstieg einiges abverlangt.
Sei es aus Progressionen geborener Wahnsinn oder die hohe Kunst, mit kühler Elektronika gespickte Progrock-Würste jener Couleur zu erschaffen, so bieten derart Schallwandlungs-gestopfte Vorspeisen zwar nichts Neues, küren nichtdestotrotz das kreative Leibchen eines jeden Studioalchemisten.
Mit pompöser Selbstherrlichkeit entwachsen jenem halbstündigen, ferner Kriegs-Wahnsinn nachzeichnendem Bilderbogen bedrohlich auftürmende Tasten-Emporlinge, programmiertes Brimborium sowie saitenzehrendes Schlachtengetümmel, sucht mit Hilfe martialischer Sounds und nervaufreibender Wirkkraft nach dem Sinn solch menschgemachter Apokalypsen.
Nach all der Ladung triebhafter Komplexität und rockistischer Hinterntreter-Geschossen laviert sich das von Nöten blutjunger Kriegsheimkehrer-sinnierende und gleichwohl am wulstigem Pathos kratzende Songrepertoire nicht selten durchs voluminöse Arrangement-Treibgut.
Vielleicht ein wenig zu oft, würden die sorgsam kalkulierten, songdienlichen Kompositionen im kleistrigem Ausfluss Studio-laborärem Großmannstums versinken, gäbe es nicht, wie im schmalzigem "That Could've Been Us", Behagliches, alsgleich Streicher-Wattiges nebst Angie Hughes femininer Sangesdrogen.
Auf Steve Hughes alteingesessenen Pomp-Prog-Seilschaften verpflichteten Appetizer jedenfalls werden nun reichlich Hochglanz-Melodien sowie Pathosformeln im Geiste der Achtziger sowie seine Vorlieben für teils etwas zu dick geratene Arrangement-Bauteile mit softigem Abgleich, gegeneinander aufgewogen.
Kurzum, fürs heimische Schallkino empfiehlt sich das nötige Sitzfleisch, darüber hinaus ein akademisches Wahrnehmungsvermögen und minzenes Naschwerk als erbauliche Lauschrezeptur.
Line-up:
Steve Hughes (drums, percussion, keyboards, bass, guitars, vocals)
Guests:
Angie Hughes (vocals)
Katja Piel (vocals)
Alex Tsentides (additional bass)
Maciej Zolnowski (violin)
Keith Winter J.C.Strand (electric,rhythm & acoustic guitars)
Dec Burke (electric,rhythm & acoustic guitars)
Tracklist |
01:The Summer Soldier
02:A New Light
03:For Jay
04:Kettering Road
05:Propaganda Part 1
06:Was I Wrong
07:That Could've Been Us
08:Second Chances
09:Saigo Ni Moichido
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