Icarus Witch / Capture The Magic
Capture The Magic
Ist dies der Aufruf dazu, den 'NWOBHMB' (New Wave Of British Heavy Metal Boom) endgültig zu begraben? Frischer Wind aus Pittsburgh fliegt uns nun mit Icarus Witch um die Ohren, einer jungen Band, die sich musikalisch, nach eigenen Angaben, an großen Bands wie Iron Maiden, Judas Priest und Black Sabbath orientiert. Da ja bekanntlich Priest und Sabbath nicht zum NWOBHMB zählen, ist dies auch nicht der Grund, warum ich diese Frage aufwerfe. Nein, das Schlagwort heißt 'NWOATM' (New Wave Of American True Metal) und bedeutet wohl nichts anderes, als dass man sich an traditionellem US-Metal anlehnt. Zeitlich irgendwo auch an die 80er erinnernd, kommt das Album "Capture Of The Magic" tatsächlich mit viel Power und Druck daher. Kein Wunder, wenn Ex-Dokken/Lynch Mob George Lynch beratend tätig ist und sogar als Gastmusiker fungiert. Von daher befinden sich die Bandmitglieder durchaus in guter Gesellschaft.
Produziert wurde die Scheibe von Eric Klinger (Pro-Pain) und die Aufnahmen kommen in sehr guter Qualität zu uns in die vier Wände. Die im Line-Up ausgewiesenen Keyboards dienen nur der Ergänzung, die Musik von Icarus Witch ist absolut gitarrenlastig. Bereits der Eröffnungssong "Storming The Castle" macht seinem Namen alle Ehre, denn es rockt richtig heftig nach vorne. Die Stimme von Matthew Bizilia empfinde ich als 'cool', er kommt ohne Schreien aus und er spult offensichtlich seinen Part abgebrüht runter. Die angewandten Gitarrenriffs sind nicht neu, jedoch passend trocken und knackig, so auch im Titelsong "Capture The Magic".
Der Ablauf des Tracks "Soothsayer" erinnert so ein bisschen an die guten alten Tigers Of Pan Tang, und das ist bekanntlich keine schlechte Referenz. Die genannten Iron Maiden und Judas Priest sind an einigen Stellen tatsächlich wahrnehmbar, insbesondere in dem Song "Forevermore". Bleibt abzuwarten, wie die Sache dann live kommt, da Icarus Witch zumindest auf dem Album mit einem Gitarristen auskommen müssen, während Iron Maiden ja bereits drei an der Zahl auf die Bühne bringen (einer zuviel???). Aber im Studio ist bekanntlich alles möglich.
Die Platte bewegt sich weitestgehend auf einem hohen Niveau und behält dieses auch bei. George Lynch greift dann zum Ende beim Ozzy -Klassiker "S.A.T.O." in die Saiten. Schönes Cover, aber die Stimme von Ozzy ist für mich im Original einfach zu tief auf meiner Festplatte verankert und somit schlecht ersetzbar.
Wer mal wieder richtig abrocken will und einen tollen fetzigen Sound braucht, der zieht sich diese Scheibe. Ich bin schon jetzt auf den Nachfolger gespannt. Icarus Witch klingen, als wenn sie schon seit über 20 Jahren im Geschäft wären und die abgelaufenen Rock-Epochen erfolgreich überstanden hätten. Nach der EP "Roses On White Lace" ist dies ein gelungenes Debüt. Das Album gibt es auch noch in einer limitierten Auflage mit Bonus-CD.
Viel Spaß beim Abrocken!
Line Up:
Vocals: Matthew Bizilia
Guitars & Keyboards: Steve Pollick
Bass & Keyboards: Jason 'Sin' Myers
Drums: Jere Jameson


Spielzeit: 40:15, Medium: CD, Remedy, 2006
1:Storming The Castle (4:21) 2:Capture The Magic (4:56) 3:Soothsayer (4:34) 4:Forevermore (3:48) 5:The Ghost Of Xavior Holmes (4:36) 6:Darklands (5:15) 7:Nemeton Forest (3:53) 8:Awaken The Mountain Giants (4:39) 9:S.A.T.O. (4:10)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 18.05.2006