Glaubt es, oder glaubt es nicht - es gibt Zwei-Mann-Bands, die können mehr Krach (in diesem Falle angenehmen 'Krach') machen, als 'ne Fünf-Mann-Truppe. So geschehen schon bei Beehoover, die lediglich aus Drum- und Bass-Player bestehen und es krachen lassen, dass der Schmalz ganz von allein aus den Ohren fliegt.
Und nun hab ich mit "Ignarus" wiederum den Output einer Zwei-Mann-Kapelle vor mir liegen. Mikroröhre Kevin Showmaker schwingt gleichzeitig die Axt und Dominic Vigilante tummelt sich an den Drums.
Angekündigt wird "Ignarus" als eine "der heißesten Hard Rock CDs des Sommers" und wirklich - dieses Debüt lässt die fast winterlichen Temperaturen vergessen und meinen Player ordentlich heißlaufen.
Hart und kompromisslos sind die Songs, die alle aus der Feder von Showmaker/Vigilante stammen und mit einem Stilmix der Extraklasse bestechen: für das Grundrezept nehme man Classic Rock, gebe als wichtige Zutaten eine ordentliche Portion Grunge und als Würzung etwas Modern-Rock. Das Ganze verrühre man zu einem Debüt-Album mit dem Namen "Ignarus". Soweit so gut.
Nun, trotz bekannter Zutaten verschaffen sich die Jungs eine eigenständige Identität und man sollte sich hüten, sie als Klons von Bands wie Black Sabbath, Black Label Society, Alice In Chains oder Audioslave abzutun, von deren Musik Ignarus beeinflusst wird. Dazu sind sie selbst viel zu innovativ. Modern klingende Riffattacken, mit denen die Songs veredelt werden, geben ihnen eine eigene Note und sind so interessant gestaltet, dass sie einem auch nach dem x-ten Male Anhören nicht über werden.
Im Grunde fällt es wirklich schwer, Anspieltipps herauszupicken, da alle 10 Songs auf dem Silberling eine kompakte Einheit bilden.
Da ist zum Beispiel der brachiale Opener "Know It All", der sofort die Marschrichtung anzeigt: rotzige, rasiermesserscharfe Riffs versprühen eine Unmenge Energie und immer wieder überraschen die Nummern mit ihrer facettenreiche Struktur. Der tiefergelegte Donnerhobel rumpelt tonnenschweren Walzen gleich aus den Boxen.
Hin und wieder setzt Kevin Showmaker auch solistische Glanzlichter, beweist dabei seine Fingerfertigkeit und lässt die Axt heulen, so bei "Shadow of Pain", wo Dominic Vigilante ordentlich die Doublebass-Drum-Keule schwingt.
Aber auch ruhigere Momente gibt es auf der Scheibe: "Shattered Life" ist so ein Stück, dass aber trotzdem nicht in die Rubrik "Schmalz" abgetan werden kann, da sich auch hier im Song-Verlauf wieder der sogenannte rote Faden durchzieht und im Refrain die leicht aggressive Grundatmosphäre durchschimmert.
Mit "No More" werden noch einmal alle Register gezogen: im Schweinsgalopp treiben sich Showmaker und Vigilante nach vorn und holen aus ihren Instrumenten raus, was es rauszuholen gibt. Der Gittarist entlockt der Sechssaitigen jede Menge geile Riffs, Licks und Soli, die zu begeistern wissen und Dominic drischt auf die Felle, bis es raucht.
Wahrlich, die beiden machen wirklich mehr Krach (sehr angenehmen 'Krach'!), wie eine komplette Fünf-Mann-Band!
Für alle, die sich in der Schnittmenge zwischen Doom, Grunge, Classic- und Modern-Rock bewegen, ist diese Scheibe garantiert eine Bereicherung.
Bleibt zu hoffen, dass es von Ignarus mehr zu hören gibt.
Daumen nach oben und 8 RockTimes-Uhren für "Ignarus".
Produziert hat das Album Tony 'The Train' Caruso und ist u.a. im Web bei LITO Music Group (Link siehe unten) erhältlich.
Spielzeit: 37:25, Medium: CD, LITO Music Group, 2005
1:Know It All 2:All Downhill 3:Onto Something 4:Shadow of Pain 5:Shattered Life 6:Their Mistake 7:Sunken Low 8:Stranger's Eyes 9:Just Be 10:No More
Ilka Czernohorsky, 14.08.2005
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