Illumion? Ich brauch mich da keiner Illusion hingeben. Von dieser Band habe ich bisher noch nichts gehört. Liegt mit Sicherheit auch daran, dass es sich hierbei um das Debüt-Album der Truppe handelt, die aus drei Frauen und zwei Männern besteht. Das nenn ich Gleichberechtigung!
Bandleaderin Eveline van Kampen, die bis 2002 Musik studierte, hat seit dieser Zeit an der Platte gebastelt und sieben Jahre später ihren Wunsch in die Tat umgesetzt, und das Scheibchen der Öffentlichkeit präsentiert. Zu ihrem Stammpersonal hat sie noch vier weitere Gastmusiker verpflichtet, die an der Umsetzung ihres Plans beteiligt waren. Warum es aber sieben Jahre dauern musste, bis der Silberling komplett eingespielt war, der nur vom schwedischen Label Progress Records vertrieben wird, entzieht sich meiner Kenntnis.
Für das Booklet gibt's schon mal einen Bonuspunkt, sehr informativ gestaltet, sind auch alle Textpassagen abgedruckt. Und hier liegt schon mal die Würze des Tonträgers, denn van Kampen hat sich ausgiebig mit Werken solch großartiger Literaten wie Edgar Allan Poe, Oscar Wilde, Charles Dickens, Franz Kafka oder William Blake beschäftigt. Daraus ist eine Mischung aus progressivem Rock und sinfonischen Klängen entstanden, die vor allem bei dem anspruchsvollen Musikfreund das Interesse wecken wird.
Esthers Stimme erinnern mich sofort an Kate Bush. Sehr klar, sehr hoch und qualitativ absolut hochwertig kommt die Lady übers Mikro. Dazu lässt Eveline auch härtere progressive Klänge zu, was dem Tonträger zugute kommt, weil er sich so sehr abwechslungsreich gestaltet. Als weitere Pluspunkte zählen die Chor- und erweiterten Keyboardseinlagen, die verschiedene atmosphärische Stimmungen auf der Platte erzeugen.
Sicher, Esther kann hervorragend singen, wobei ihr weinerlicher Gesang zuweilen aufs Gemüt schlägt und manchmal zu viel des Guten ist. So verfällt die Scheibe ab und zu in eine Lethargie und hätte den einen oder anderen stimmlichen Reizpunkt vertragen. Song Nummer acht, "Infinity", empfehle ich als Anspieltipp. Der Track wird durch Bratschen- und Violinengeplänkel bereichert und verleiht dem Titel einen exotischen Touch. Bei "Chrysanthemum" kommen ein klassisches chinesisches Zupfinstrument, die Pipa, und eine chinesische Flöte zum Einsatz. Damit bleibt die Platte immer interessant, zumal unentwegt sphärische Klänge beigemischt werden. Bei "Died For Beauty" untermauert Eveline, dass sie auch den elektrisch verstärkten Sechssaiter beherrscht und verwöhnt den Zuhörer mit einem erstklassigen Solo. Mein Player lässt die CD nach einer knappen Stunde ins Freie, und ich muss das Gehörte erstmal sacken lassen.
Das Scheibchen hinterlässt anspruchsvolle Spuren, ohne mich nun vom Hocker zu reißen. Es ist der Gesang, der für meinen Geschmack zu sehr auf einem Level vorgetragen wird. Dadurch vermittelt Esther den Zuhörern einen leichten Hang zum Gothic, was gerade bei der Lektüre von Edgar Allen Poe nicht verwundert. Dabei hat Ladgies Stimmbänder, die sich so manche Rock-Ikone wünschen würde. Leider macht sie zu wenig daraus, und somit werde ich mit der Musikkonserve auch nicht so richtig warm. Aber wie es oftmals so ist, gibt es Tonträger, bei denen der Funke erst später rüber springt. So werde ich mich noch mal mit dem rhythmusorientierten, sinfonischen, orientalischen Prog auseinander setzen.
Line-up:
Esther Ladgies (vocals, flute, percussion)
Eveline van Kampen (electic guitar, acoustic guitar)
Peter H. Boer (bass, stick, keyboards)
Eveline Simons (keyboards)
Emile Boellard (drums)
Annemieke de Boer (keyboards - #5)
Peter Dijktra (keyboards - #2)
Irma Vos (violin, viola - #3)
Marjolijn Kaiser (pipa - #3)
Tracklist |
01:Encomium
02:Scarlet Sin
03:Chrysanthemum
04:Into The Labyrinth
05:Metamorphosis
06:Under The Harrow
07:Died For Beauty
08:Infinity
09:Learning To Fall
10:Whirlwind
11:The Bliss
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