Chris Impellitteri ist den Fans der Gitarren-Fingerakrobaten schon lange kein Unbekannter mehr, hat er doch seit den 80er Jahren jede Menge Scheiben unters musikhungrige Volk gebracht. Gesanglich veredelt wurden die Teile bisher von Rob Rock und Graham Bonnet.
Auf seinem Silberling "Pedal To The Metal" stellt er uns nun das neue Sanges-Talent Curtis Skelton vor, der schon nach dem ersten Hördurchlauf einen sehr guten Eindruck macht.
Liegt es nun am neuen Sänger, oder beglückt uns Mr. Impellitterie ganz bewusst mit neuen, teilweise recht modernen und gewöhnungsbedürftigen Effekten, wie zum Beispiel bei dem Song "Punk", in welchem einige rapähnliche Anleihen mit eingebaut wurden. Dann wieder hört man bei "Dance With The Devil" eine schöne teuflische Lache; "Hurricane" beginnt mit einer Trillerpfeife; auch ein Piano kommt zum Einsatz, so bei "Judgement Day" und spinettähnliche Klänge eröffnen "Propaganda Mind".
Dem Gitarren-Hero scheinen die Ideen einfach nicht auszugehen.
Anspieltipps:
Schon der Opener "The Iceman Cometh" knallt gleich richtig schön auf die Dreizehn und Curtis Skelton grunzt anfangs inbrünstig ins Mikro, um dann in melodischere Töne abzudriften. Natürlich dürfen die obligatorischen Gitarren-Soli von Chris nicht fehlen, aber sie ufern nie aus, sondern fügen sich songdienlich ein und geben den Stücken damit die richtige Würze.
"Dance With The Devil" ist wahrlich ein Tanz mit dem Teufel - ein Nackenbrecher allererster Güte, hier kommen die Banger voll auf ihre Kosten. Gewehrsalvengleich donnern die Bass- und Drum-Parts aus den Boxen und Chris flitzt im Hochgeschwindigkeitstempo über die Saiten.
Bei den ersten Klängen von "Huricane" glaubt man, der Sideman von Ozzy Osbourne, nämlich Zakk Wylde persönlich, wäre sowohl gesanglich als auch mit gitarristischen Einlagen vertreten. Tiefer gestimmte Gitarren sägen sich in die Gehirnwindungen, dazu immer wieder diese teils verschleppten, teils verschachtelten Rhythmen - ein absoluter Knaller!
Im Hochgeschwindigkeitstempo geht es weiter, es wird gebangt, bis der Arzt kommt - sei es nun bei "Destruction" oder "Judgement Day" - man fährt stets das volle Brett - Powermetal in Reinstform also wird geboten.
Lustig finde ich das bereits erwähnte "Punk", in welchem der Rapper Eminem ordentlich durch den Kakao gezogen wird.
Eine Art Zirkusmusik als Intro untermalt im Hintergrund die Ansage: "Ladies and gentlemen! Please welcome from Los Angeles California...PUNK" und danach folgen Rap-Einlagen, die mit Heavy-Metal-Rhythmen wechseln. Dazu sollte man unbedingt die Lyrics im Booklet lesen, es lohnt sich wirklich:
(Auszug)
"Once upon a time
Eminem was the king
Until this California rocker
Dropped in on his scene
Now the critics and the cinics
And the suits all fear
Another rap metal whore
By the name of Punk with a P
A lot like me
A heavy metal kid on MTV
Girls, guitars and no rap jive
Heavy metal's back
It's about damn time"
Mit einem würdigen Rausschmeißer, nämlich "Writings on the Wall" verabschiedet man sich zünftig: Natürlich gibt es noch mal ordentlich was auf die Glocke und der Meister haut uns eine Gitarrenwand nach der anderen um die Ohren, dass es nur so raucht.
Dass Chris Impellitteri ein Könner an der Axt ist, ist allgemein bekannt, aber er hat es ganz offenbar nicht nötig, dies durch überlange und selbstverliebte Frickeleien zu beweisen zu müssen.
Insgesamt macht das Album, im Gegensatz zu den gesamten Vorgängern, einen wesentlich härteren Eindruck und überrascht mit viel Frische und Ausstrahlung. Impellitteri-Fans werden sich Anfangs sicherlich erst einmal verwundert die Ohren ausputzen, aber ich denke, sie werden es mögen. Und ich bin mir sicher, dass Chris und seine Mitstreiter mit dieser Scheibe auch eine Reihe neuer Fans erreichen werden.
Produziert hat "Pedal To The Metal" der Meister himself. Im Cover sind alle Infos sowie die ausführlichen Lyrics enthalten. Der Klang ist hervorragend.
Ich vergebe gut und gerne 8 Punkte. Leider musste ich einen Punkt abziehen, denn eine Gesamtspielzeit von gerade mal etwas über 36 Minuten ist sehr dürftig.
Spielzeit: 36:38, Medium: CD, Steamhammer 2005
1:The Iceman Cometh 2:The kingdom of titus (Tribute) 3:Dance With the Devil 4:Hurricane 5:Crushing Daze 6:Destruction 7:Judgement Day 8:Punk 9:Propaganda Mind
10:Writings on the Wall
Ilka Czernohorsky, 25.02.2005
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