Mitch Ryder ist hier sowas wie ein Stammgast.
Mike Harrison (Ex-
Spooky Tooth) hatte im Mai einen furiosen Auftritt. Und sie sind nun auch schon zweimal hier gewesen - die
Imperial Crowns.
Es ist immer ein Vergnügen, die kleine feine Kulturgießerei in Berlin-Schöneiche in concert zu erleben. Die war auch diesmal wieder gut gefüllt, lässt aber durch ihre überschaubare Größe stets ein wirklich exklusives live-dabei-Gefühl entstehen, so als ob man fast Teil des Bühnengeschehens wäre. Dieses Geschehen sollten nun wieder die vier Kalifornier bestimmen, denen ihr Ruf gewissermaßen voraus eilt. Ihre erlesenen Referenzen können in der Tat beeindrucken. So arbeitete man bereits mit solch illustren Lichtgestalten wie
Bob Dylan,
Greg Allman,
Billy Preston,
Bruce Hornsby,
Beck oder
Otis Clay zusammen. Ob sie halten würden, was die glänzende PR verspricht?
Man durfte gespannt sein. Soviel vorweg: Es lässt sich absolut bestätigen. Die Imperial Crowns - das ist Bluesrock american style! Fachlich beachtlich und very entertainin'! Kraftvoll, ultracool und knorrtrocken - so starten sie die Show.
Frontmann Jimmie Wood leitet fast jeden Song ausführlich und sehr dramatisch ein. Mit viel Pathos - es wirkt schon etwas arg missionarisch - werden die Tugenden menschlichen Daseins propagiert. Dabei dreht sich alles um 'heilig-amerikanische' Themen und so setzt sich das Hauptvokabular dieser Ansprachen dann auch aus »pray, preach, GOD, freedom, love …« zusammen. Das schlimme 'm.....f......'-Wort scheint wohl stets untrennbar dazuzugehören. Es muss wohl drastisch sein, um den bestmöglich amerikanischen Unterhaltungswert zu erzielen.
Gewiss doch - wir Deutschen jagen natürlich diesbezüglich auch wieder unserem ewigen Vorbild mit olympischem Eifer hinterher. Ob wir denn verstehen würden, was er uns da mitzuteilen versucht, fragt
J. Wood. Die Antwort aus dem Pubikum -
»Shit!«! - wusste wohl daher zu überzeugen. Wenn man darüber hinwegsehen konnte, war's allemal ein hochklassiger fast 2 1/2-stündiger Spaß. Unterhaltsam, wie gesagt und ganz interessant abwechslungsreich im Vergleich zum europäischen Bluesrock.
Anfangs mächtige und satte, tiefgelegte Sounds bohren sich angenehm ins Ohr. Dann hört man etwas Westcoast, ein bisschen Southern, Swamp, Gospel natürlich und auch
CCR heraus und alles was die U.S.A. noch so hergeben. "Star Of The West" ist so ein exquisites Gemisch. Fantastisch - "The River". Oder "Kingsize Jones".
"River Deep Mountain High" stand tatsächlich auf der Setlist! Es kam sehr ehrwürdig. Lange nicht gehört und so schon gar nicht. Seine Mitstreiter und Fachleute an allen Instrumenten (
JJ Holiday, g.;
Keith Karman, b.;
Michael Barsimanto, dr. - sie wurden gleich zweimal vorgestellt) verliehen
Wood ein exzellentes Basement und die Möglichkeit, sich markant wie erhaben in Szene zu setzen. Hier und da griff der dann ergänzend auch schon mal in die Saiten.
Highlights setzte er jedoch höchstpersönlich an der Harmonica! Das war wirklich ein Hammer! Ein gewisser
Bruce Springsteen soll ihn als Cadillac unter den Harp-Playern bezeichnet haben. Das käme aus berufenem Munde und man kann es nur unterschreiben. Ob wir Funk mögen, fragte
Mr. Wood gegen Ende der Show. Und ohne die richtige Antwort würde man ohnehin nicht weiterspielen, legte er fest. Selbstverständlich mögen wir Funk! Schon gar, wenn er diese Harp-Show fortsetzt, hinein in ein monströses, grandioses Finale.