Incendio / Seduction
Seduction Spielzeit: 62:05
Medium: CD
Label: New World Music, 2006
Stil: Fusion/New Age

Review vom 12.04.2010


Wolfgang Giese
Diese Platte aus dem Jahr 2006 war damals bereits die sechste Veröffentlichung des Gitarrentrios aus dem Bereich New Age, ein Trio, das sich hier um einige Musiker erweitert hatte, darunter mit dem einen oder anderen aus dem Jazz.

Was gleich am Anfang so klingt, als könnte das eine Platte der Gypsy Kings sein, bleibt nicht so, denn bereits während des ersten Titels wird nicht dieses Feuer entfacht, das für die spanischen Musiker so selbstverständlich ist. Hier wird nicht abgehoben, hier bleibt die Bodenhaftung. Ein Zitat vom Cover an dieser Stelle:
»Incendio's lyrical guitars invite the listener to enter a world of pure romance, pure adventure... and pure seduction.«
Dann will ich mal ran an diesen bedeutungsschwangeren Satz.
Lyrische Gitarren - ja, das stimmt sicher, es wird leicht und locker mit den Saiteninstrumenten umgegangen.
Reine Romantik - ja, auch die wird geboten, bei einigen Titeln weniger, bei anderen mehr.
Reines Abenteuer - nun, daran mangelt es eindeutig. Denn, will ich diese Musik grob einordnen, so bleibt als allererstes der Begriff 'Fusion' hängen. Ganz besonders, wenn ich "Seductress" (die Verführerin) heranziehe. Das geht eindeutig in jene Richtung, als sich gestandene Jazzrocker, wie z.B. Lee Ritenour daran machten, sich vollends der mehr seichten Fusion hinzugeben, also Ende der 70er und noch stärker in den 80er Jahren.
Und das war eben sehr seicht, völlig frei von 'Abenteuer'. Und genau diese Stücke, die eigentlich Raum böten für Abenteuer, werden auch flach am Boden gehalten, musikalisch sehr hochwertig und mit solistisch sehr guten Ausflügen, wenn sich die akustische Gitarre spanischen Flamencogefilden hingibt, das ist keine Frage, doch nicht mehr. Und wenn dann auch noch ausgeblendet wird, dann fehlt mir etwas.
Auf Track drei wird das noch einmal offensichtlich, wenn sich Keyboards und Saxofon mit dazu gesellen. Der mir eigentlich eher wesentlich virtuoser aufspielende Eric Marienthal bleibt hier auf Niveau des 'Weichspülers' Kenny G. Schade eigentlich, denn "Secret Traveller" groovt eigentlich ganz gut und hätte genügend Raum für mehr energische Soli geboten. Also auch hier wieder kein Abenteuer.
Und damit kommen wir zur reinen Verführung, der letzten Aussage des Satzes.
Verführt werden kann man hier durchaus, nämlich zu einer Art 'Entschleunigung'. Böse Zungen kämen nun mit Ausdrücken wie 'Fahrstuhlmusik' oder ähnlichem.
Nun gut, verstehen kann ich jene gut, denn aufregend ist diese Musik in gewissem Sinne nicht. Ganz besonders 'lahm' geht es auf "Ledges Road" zu, wo mit dem Einsatz von Streichern eine aber wirklich romantische Stimmung gezaubert wird.
Auf "Ropa Vieja" dann etwas Abwechslung dadurch, dass lateinamerikanische Elemente doch noch etwas Feuer in die Angelegenheit bringen, das Teil gefällt mir!
Doch man sollte ungeachtet aller möglicher subjektiver Einwände einen objektiven Blick auf das Gebotene werfen, und so bleibt der Eindruck einer interessanten Fusion von Unterhaltungsmusik mit spanischen Folkloreeinflüssen, einem Spritzer Jazz, etwas New Age und einer Ausstrahlung, die manchmal an die deutsche Band Blonker erinnert.
Das sollte ich noch erwähnen: Könner auf ihren Instrumenten sind sie!
Line-up:
Jim Stubblefield (nylon-string guitars, steel-string guitars)
Liza Carbé (fretted bass, fretless bass, nylon-string guitars, synthesizers, zil)
Jean-Pierre Durand (nylon-string guitars, steel-string guitars, synthesizers, acoustic piano, electric piano)
Scott Breadman (percussion)
Dave Karasony(drums - #1, 7, 9, 10, 13)
Tom Brechtlein (drums -#2, 6, 15)
Carlos Cuevas (piano - #2)
Eric Marienthal (soprano sax - #3)
Novi Novog (viola - #8)
Peggy Baldwin (cello - #8)
Tracklist
01:Isla Verde
02:Seductress
03:Secret Traveller
04:Malaga Sunset
05:Violet
06:Avalon Tides
07:La Cabanita
08:Ledges Road
09:Ropa Vieja
10:Cartagena
11:Baile Solitario
12:Rum Baba
13:Ritmo Del Sur
14:Rosanna
15:Nightfall
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