Zum 30-jährigen Jubiläum der Band um den Gründer Jean Paul 'Bluey' Maunick versammelte sich eine große Schar von Musikern am 22.8.2009 in London im Indigo O2 .
1967 war Maunick aus Mauritius nach London gekommen, 1981 erschien unter dem Namen Incognito die erste Platte ("Jazz Funk"). Aber erst 1991, mit einem Vertrag beim Label Talkin' Loud brachte ihn der Labelinhaber Gilles Peterson auf die Erfolgsschiene. "Always There", das war eine Hitsingle.
Nach dem Ausstieg des Mitgründers, Paul 'Tubbs' Williams, mit dem Maunick in den Siebzigern die Disco-Funk-Band Light Of The World betrieb, bugsierte Jean Paul die Band immer mehr in Richtung einer 'offenen Band'. Immer mehr wurde sie zur Basis und zur Spielwiese für junge talentierte Musiker. Incognito wurde zur 'Talentschmiede'. Auf Talkin' Loud gab es sechs Plattenveröffentlichungen und ab 2003 wurde ein eigenes Label gegründet.
Eine der frühen Sängerinnen, Jocelyn Brown, war auch bei der Jubiläumsfeier mit dabei, ebenso weitere, die die Position der Lead Vocals inne hatten, wie Vanessa Haynes und Maysa Leak.
Von vielen wurde die Band als eine jener angesehen, die Pionierarbeit für die Gestaltung des Acid Jazz leisteten. Man kann über Definitionen sicher trefflich und ausgiebig streiten, für mich ist und bleibt das, was Incognito seit Jahren betreiben, ganz einfach Funk! Genau gesagt, ein Mix aus Jazz, Funk, Soul und Fusion. Und immer wieder haben die Musiker bewiesen, dass sie dieses live ganz besonders beherrschen!
So auch hier, wo mitunter ein brodelnder Kessel voll Funk ausgeschüttet wird und die Zuschauer sich in heißer Lava baden können. Angeheizt wird außerdem durch viele lange Stücke mit reichlichen Soloeinlagen.
Eine Besonderheit stellt die Beteiligung des Millenia Strings Ensembles dar, das dafür sorgt, dass einige Songs klanglich noch mehr Fülle erhalten. Beeindruckend nach all' den Jahren ist die unverbrauchte Frische der Musik, hier klingt nichts nach 'Dienst nach Vorschrift', hier wird auf der Bühne gefeiert, hier zeigt man den Spaß an der Musik. Ja, es war eine 'rauschende Ballnacht' an jenem Abend in London.
Nun gut, der Hit ist dabei und dient auch gleich zu Beginn als 'Erkennungsmelodie'.
Schlag auf Schlag kommen die Highlights dieses Konzerts, mal energischer mti "Step Aside", mal ruhiger und gelassener mit "When The Sun Comes Down" mit Bläsersätzen, die an Chicago erinnern. Sehr schleppend funky präsentiert sich "Centre Of The Sun". Maysa Leak dürfte das singen - eine solche Platte von ihr in diesem Stil, das wäre doch schön!
Bei diesem Titel werden auch die Streicher zum Schluss sehr gut eingesetzt, wie auch beim nächsten Stück, "Get Into My Groove", das wirklich eine Menge Groove hat. Der Bass slapt, die Bläser schmücken aus, wieder ist es Maysa, die mit ihrer Stimme live doch viel besser rüberkommt, und die Streicher … super.
Leider ist nicht im einzelnen aufgeführt, wer auf welchen Stücken die Lead Vocals beisteuert, nur manchmal wird es angesagt. So wäre es interessant zu wissen, wem nun die äußerst kraftvolle und rotzige Stimme auf "Ain't No Mountain" gehört. "This Thing Called Love" - eine lange Pianoeinleitung, die einiges verheißen lässt, verliert sich letztlich in einem mir nicht so zusagenden Song. Das spätere Gequietsche mit einem Synthie und der nur von einem E-Piano begleitete Gesang wirkt nicht sehr packend, obwohl die Stimme an sich gut ist, nur die Umsetzung der Komposition halte ich für wenig gelungen. Vor allem der Synthie nervt und nervt ...
"Still A Friend Of Mine": Da geht es wieder locker und sanft federnd mit Groove weiter, eine feine Up-Tempo-Ballade, hier stimmt das Arrangement inklusive der Streicher und den schönen Background Vocals dann wieder vollends! "Wild And Beautiful" führt uns zurück in den Jazz Rock der 70er, zumindest, was die musikalische Ausrichtung angeht - auch das federt ungemein. Wenn jetzt Billy Cobham am Schlagzeug säße, das würde passen. Aber auch hier packt es der Drummer, diesen federnden Groove voranzutreiben. Mitreissende Musik ist das!!!
Treibender Funk dann wieder mit "Morning Sun" und "I Hear Your Name", dem längsten Stück der Doppel-CD (16:25).
Doch wer angesichts der Länge nun einen langsamen Titel erwartet hätte, wie es sich zu Beginn auch andeutet, wird schon bald eines besseren belehrt, denn das ist wieder antreibende und rhythmische Musik mit einem absolut 'soulvollem' Feeling. Zum Schluss wird es dann orientalisch, oder? ("Nights Over Egypt"). Nun, ein wenig Orientalisches mischt sich gaaaaanz dezent in diesen satten Funk, ein schöner Abschluss! Klasse auch hier wieder die Bläsersätze, treffend und präzise.
Es fällt mir schwer, aus den ganzen Songs einen Favoriten zu wählen, die Stimmung geht einheitlich durch die beiden Silberlinge, bis auf den einen erwähnten, subjektiv gesehenen Ausrutscher.
Wunderbar, wie die Band Frische und Spontaneität auf die Bühne gezaubert hat, und das auf höchstem musikalischen Niveau! Welch ein wunderbares Gefühl, das mit dieser immensen Spielfreude geboten wird!
Mein Soul-Funk-Tipp des noch laufenden Jahres!
Line-up:
Jean Paul 'Bluey' Maunick (vocals, guitar)
Jocelyn Brown (vocals)
Maysa (vocals)
Imaani (vocals)
Vanessa Haynes (vocals)
Tony Momrelle (vocals)
Joy Rose (vocals)
Charlisle (backing vocals)
Dira (backing vocals)
Gail Evans (backing vocals)
Richard Bull (guitar)
Matt Cooper (keyboards)
Graham Harvey (keyboards)
Francis Hylton (bass)
Randy Hope Taylor (bass)
Pete Biggins (drums)
Francesco Mendolia (drums)
Karl van den Bosch (percussion)
Thomas Dyani (percussion)
Sid Gauld (trumpet)
Trevor Mires (trombone)
Finn Peters (sax)
Millenia Strings Ensemble:
Simon Hale (strings arranger, conductor)
Chris Worsey (cello)
Ian Burdge (cello)
Everton Nelson (violin)
Catherine Browning (violin)
Alison Dods (violin)
Vince Greene (viola)
Lucy Wilkins (violin)
Becca Ware (viola)
Alice Hall (violin)
Davina Clarke (violin)
Tracklist |
CD 1:
01:Talkin' Loud (4:36)
02:Step Aside (5:45)
03:When The Sun Comes Down (9:43)
04:Jacob's Ladder (7:40)
05:Centre Of The Sun (5:41)
06:Get Into My Groove (6:07)
07:Labour Of Love (7:09)
08:Ain't No Mountain (4:34)
09:Always There (7:11)
10:Colibri (6:32)
11:N.O.T. (8:47)
12:This Thing Called Love (8:58)
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CD 2:
01:Still A Friend Of Mine (7:10)
02:Can't Get You Out Of My Head (5:15)
03:Deep Waters (4:30)
04:Wild And Beautiful (6:00)
05:Morning Sun (7:54)
06:Expresso Madureira (7:53)
07:Don't You Worry 'Bout A Thing (8:20)
08:Reach Out (3.11)
09:Everyday (4.39)
10:I Hear Your Name (16:25)
11:Nights Over Egypt (4:35)
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Externe Links:
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