"The Essential" von der US-Band Incubus hat ihre ersten Runden in meinem Player absolviert und ich fang' meine Rezension gleich mit etwas Positivem an: Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist stimmig, für schlappe fünfzehn Euro bekommt der Konsument achtundzwanzig Lieder in fast zwei Stunden auf einem Doppeldecker serviert, da kann man wahrlich nicht meckern. Doch kann ich die Doppel-CD auch unseren Lesern empfehlen, von einer Band die erst kürzlich mit einer Live-DVD ihr zwanzigjähriges Jubiläum gebührend feierte? Bevor ich mir das Songmaterial zu Gemüte führe, gibt es noch ein Lob fürs Booklet, das den Interessierten mit allen nötigen Infos der Band versorgt. Für "The Essential" ist übrigens Sony hauptverantwortlich, die mit ihrer 'The Essential'-Reihe, einer Art 'Best Of', seit Jahren Musikergruppen würdigt.
Der erste Check der Silberlinge macht es mir nicht einfach, denn die südkalifornische Band lässt sich nicht so leicht in ein festes Genre pressen. Dadurch, dass sie ihr Songmaterial mit vielen Musikrichtungen vermischt haben, ist die Zuordnung in Alternative Rock wohl am treffsichersten. Das Doppel-Album kann getrost als Zeitreise der Band verstanden werden, spiegeln sich fast alle Highlights ihrer langjährigen Karriere wider, wobei es mir persönlich wirklich schwer fällt, Hörproben zu empfehlen. Zudem möchte ich den Kaufinteressierten zu leichter Vorsicht anregen, denn wer auf bisher unveröffentlichtes Material hofft, der wird vergeblich auf solches hoffen. Und dass ich keine Hörproben empfehlen kann, liegt allein daran, dass mich die Tonkonserven zwar nicht abstoßen, aber auch nicht gnadenlos vom Hocker hauen. Zwar attestiere ich den Musikern in den Einzelbewertungen jedem ein gutes Zeugnis, doch in der Gesamtheit machen sie für meinen Geschmack zu wenig daraus. Somit fehlt mir auch 'der Reißer' unter den zahlreichen Tracks.
Es kann sein, dass der wahre Incubus-Fan mein Feedback vielleicht mit einem Kopfschütteln quittieren wird, hat die Band doch 1999 mit "Drive" und 2006 mit "Love Hurts" dem deutschen Markt zwei Lieder präsentiert, die der eingefleischte deutsche Incubus-Liebhaber sicherlich für immer positiv in sein Langzeitgedächtnis verankert haben wird. Ich dagegen werde einfach das Gefühl nicht los, dass die Band zwar sich reichlich müht mit viel Abwechslung zu glänzen, sich aber nicht so recht traut, die Handbremse mal komplett zu lösen. Vergleichbar sehe ich einen tollen Hobbykoch, der sich aber nicht an die Gewürze herantraut, um seinem Gericht das gewisse Etwas zu verleihen.
Letztlich frage ich mich, ob diese 'Best Of'-Platten überhaupt nötig sind? Ist es doch erst drei Jahre her, als sie mit "Monuments And Melodies" schon mal eine Zeitreise als Doppelplatte anboten. Nun gut, wer bei Sony Music einen Vertrag unterschreibt, dem sei die Gewissheit, dass dieses Label stark an lukrativen Umsätzen interessiert ist, was wiederum dem Künstler ein nettes Weihnachtsgeld bescheren kann. In diesem Fall glaube ich, dass die 'Sonderzahlung' nicht allzu üppig ausfällt. Auch wenn ich mir selbst die CDs nicht unbedingt zulegen würde, für Neueinsteiger könnte sich der Erwerb der zwei Scheibchen lohnen.
Line-up:
Brandon Boyd (vocals, percussion)
Michael Einziger (guitar, piano, Rhodes, string arrangements)
Chris 'DJ' Kilmore (Hammond B3, Moog Voyager, turntables, Mellotron, piano, marxophone, theremin)
Jose Pasillas II (drums)
Ben Kenny (vocals, bass)
Dirk Lance (vocals, bass - disk 1 - #1-14)
D.J. Lyfe (turntables - disk 2 - #1-5)
Tracklist |
CD 1:
01:Version
02:A Certain Shade Of Green
03:Redefine
04:New Skin
05:Summer Romance (Anti-Gravity Love Song)
06:Pardon Me
07:Stellar
08:Drive
09:Crowded Elevator
10:Wish You Were Here
11:Nice To Know You
12:Warning
13:Are You In?
14:Circles
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CD 2:
01:Mega Omaniac
02:Talk Shows On Mute
03:Agoraphobia
04:Monuments And Melodies
05:Pantomime
06:Make A Move
07:Anna Molly
08:Dig
09:Oil And Water
10:Love Hurts
11:Black Hearts Inertia
12:Adolescents
13:Promises, Promises
14:In The Company Of Wolves |
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Externe Links:
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